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Gwen (German Edition)

Gwen (German Edition)

Titel: Gwen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Aidan
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fuhr sie mühsam fort, „dass bei der Produktion von Triustat Abbauprodukte anfallen, die über die Abflussrohre der Statler-Werke massenhaft in die Ellm geleitet werden und hier sämtliches Leben im Fluss zerstören.“
    Gwens Empörung über dieses Umweltverbrechen verlieh ihr die Kraft, die sie brauchte, um we iter zu sprechen. Selbst die Übersetzerin wirkte empört.
    Fast wäre Gwen selbst ins Englische verfallen, doch für die versammelten Medien blieb sie bei Deutsch. Und weil ihr die Übersetzung etwas Zeit zum gequälten Luftschnappen bot. „Ich meine hier vor allem die di- und polychlorierten, mit Dioxinen angereicherten Triustat -Derivate.“
    Damit hatte die Übersetzerin merkliche Schwierigkeiten, so dass Gwen den Satz wi ederholen musste und die „Derivate“ durch das Wort „Verbindungen“ ersetzte. „Erst im letzten Monat haben wir die Statler-Werke detailliert davon unterrichtet, doch ohne Erfolg. Daraufhin ist das Survival-Wissenschaftlerteam selbst aktiv geworden. Wir haben ein Verfahren entwickelt …“, verkrampftes Einatmen, „… wie Triustat auch ohne die herkömmliche Chlorierungsstufe, die zu diesen hochgiftigen Nebenprodukten führt, produziert werden kann.“ Verkrampftes Ausatmen.
    Währe nddessen erhob sich ein hagerer Mann in weißem Kittel von seinem Sitz am großen Tisch und schritt auf Gwen zu. Neugierig machten die Presseleute ihm Platz. Gwen erkannte ihn. Es war Prof. Dr. Edgar Rist, Chefchemiker bei den Statler-Werken , ein ausgezeichneter Wissenschaftler, der vor fast zwei Jahrzehnten eine viel versprechende Universitätslaufbahn gegen üppige Gehaltszahlungen bei Statler eingetauscht hatte. Erst kürzlich hatte er an der Uni einen interessanten Gastvortrag über synthetische Schmerztherapeutika gehalten.
    Wieder schwappte Panik in Gwens Gedanken. Wie sehr sie sich gewünscht hatte, dieses neue Verfahren der Triustat -Synthese, von ihr und Thomas zuerst als gedankliche Spinnerei, dann ernsthaft als mögliche Lösung des Umweltproblems ausgearbeitet, mit Rist zu diskutieren. Und nun klebte sie an dieser ... Säule!
    „Erläutern Sie näher !“, bat der Professor. Gwen blies sich die Haare beiseite, die den Großteil ihres Gesichtsfeldes verdeckten. Rist beäugte Gwen lauernd. Oh, mein Gott!
    „Wi r kennen zwar nicht jede Seitenkette der Strukturformel von Triustat “, kam sie Rists Aufforderung nach, „doch es ist bekannt, dass es sich hierbei um ein Ringsystem handelt aus zwei Benzolresten und einem 5er-Ring.“ Nun plötzlich in ihrem Element referierte Gwen über funktionelle Gruppen, Peroxide und Ionenpaarbindungen. Die Dolmetscherin verhaspelte sich zunehmend, hielt jedoch tapfer durch.
    Rist ging an das Flipchart hinter dem Konferenztisch und klappte gedankenverloren die Tagungsprogrammpunkte weg, die darauf notiert waren. Er nahm sich einen Stift, und Gwen beobachtete fasziniert, wie er das, was sie sagte, in chemische Formeln umsetzte.
    „Das könnte gehen“, meinte der Professor schließlich, sein knöchernes Kinn nachdenklich ma ssierend. „Ich werde das nachprüfen.“ Er blickte auf Dirk Statler. „Morgen früh haben Sie das Ergebnis.“ Mit wehendem Kittel rauschte er zur Tür hinaus.
    Mit ihm verschwand auch der tranceähnliche Zustand, in den sich Gwen während ihres Vortrages hineingeredet hatte, und sie war sich wieder der erneut anschwellenden Stimmen um sie herum sowie des schmerzhaften Druckes der Handschellen bewusst.
    Dirk St atler schaute sie mit einer undefinierbaren Miene an. „Wollen Sie sonst noch was loswerden?“
    „Nur noch, dass Sie beten sollten, dass dieser alternative Syntheseweg funktioniert“, gab sie zurück. „Denn ansonsten werden Survival und ich dafür sorgen, dass die Triustat -Produktion verboten wird.“
    Statlers Blick wurde starr und durchbohrte Gwen, bis ein älterer Herr mit Aristokratenflair auf ihn zutrat und ihm einen metallischen Gegenstand hinhielt. „Der Schlüssel, Herr Statler.“
    „Der Schlüssel?“ Statler nahm das Objekt sichtlich verwundert entgegen.
    „Der Schlüssel für die Handfesseln“, antwortete der elegante Herr und wies auf Gwen. „Oder beabsichtigen Sie, die junge Dame noch länger in dieser Lage zu belassen? Ich bat die Umwel taktivisten, die sich draußen vor der Tür des Konferenzraumes zu einem Sitzstreik formiert haben, um die Aushändigung des Schlüssels, um die junge Dame befreien zu können. Das war doch sicher in Ihrem Sinne.“
    „Sitzstreik ?“, schnappte

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