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Gwen (German Edition)

Gwen (German Edition)

Titel: Gwen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Aidan
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Verkäuferin im Supermarkt hat mir g eholfen.“
    „Sarah Spiers?“
    „Ich hab ihr gesagt, ich will was Leckeres kochen, wüsste aber nicht was. Und weil außer mir niemand im Laden war, hat sie mir die Zutaten zusammengestellt und mir genau erklärt, was ich tun soll. Es konnte also gar nichts schief gehen. Eigentlich.“
    Sarah, die Schwiegertochter von Mr. Spiers, dem Supermarktbesitzer, war eine Schulklasse unter Gwen gewesen und hatte den eher häuslichen Mädchentyp verkörpert, der Gwen von ihrer Mutter immer als utopisches Warum-nimmst-du-dir-nicht-ein-Beispiel-an-Sarah-Ideal vorgehalten wurde. Mit Sicherheit war Sarah eine brillante Köchin.
    „Die Lady sagte“, fuhr Dirk Statler fort, „ihr Alter hätte ge stern einen Hammel geschlachtet. Da hab ich natürlich zugegriffen.“ Er schob Gwens Stuhl näher an den bereits gedeckten Tisch.
    „Zuerst den Reis“, eröffnete er und stellte einen Topf auf den Tisch. Als er den Deckel a bhob, stieg heißer Wasserdampf auf, der allmählich den Blick auf eine weißlich-trübe Brühe freigab, in der einige aufgequollene Reiskörner in klebriger Erbärmlichkeit umher schwammen.
    Statler rührte mit einer Schöpfkelle darin herum und schaffte es, auch etwas vom Topfboden abz ukratzen und auf den Teller zu klatschen, der vor Gwen auf dem Tisch stand. „Ich hoffe, dass der Reis schon fertig ist.“
    „Er sieht ziemlich fertig aus“, bemerkte Gwen.
    Statler öffnete den Backofen und holte eine heftig qualmende Auflaufform heraus, die er auf einen Topfuntersetzer neben dem Reistopf platzierte.
    Gwen warf einen Blick auf Statler, weil sich ihr der Verdacht aufdrängte, dass er sich einen Scherz mit ihr erlaubte. Doch die Art, in der er ihren Blick erwiderte, zeigte eindeutig, dass er es tatsächlich ernst meinte.
    Die Auflaufform enthielt eine homogene schwärzliche Masse, deren einzelne, bis zur Unkenntlichkeit verschmorte Komponenten sich nur durch ihre Höhe voneinander unterschieden. Aus der Mitte dieses postnuklearen Endzeit-Szenarios ragte ein schwarzer Megalith hervor, den Statler mit einer Fleischgabel herausholte, auf einen Teller legte und mit Vaters großem Schlachtmesser bearbeitete. Dabei schien er die ganze Kraft seiner muskulösen Arme aufbieten zu müssen, um jenem steinernen Monument eine Scheibe abzuringen.
    „Das Fleisch ist wohl ziemlich gut durch“, mutmaßte er, „aber die dunkle Kruste kann man ja a bschneiden.“
    „Hat Ihnen Sarah nicht mitgeteilt, dass man ab und zu etwas Wasser nachgießen muss ?“, erkundigte sich Gwen vorsichtig.
    „Doch, das hat sie. Aber ich hab es bewusst nicht gemacht, weil ich es mag, wenn es richtig knusprig ist.“ Er legte eine Sche ibe auf Gwens Teller.
    „Knusprig scheint es zu sein .“ Es würde Stunden dauern, die Masse aus Mutters Auflaufform zu kratzen.
    „Los, probieren Sie! Sie haben es verspr ochen.“
    Die Leichtfertigkeit jenes voreiligen Versprechens innerlich ve rfluchend schnitt sie ein Stück aus der Mitte der Scheibe ab. Sie atmete tief durch, unterdrückte einen Hustenanfall, steckte den Bissen in den Mund und zwang ihre widerstrebenden Kiefer zu Kaubewegungen. Schließlich schluckte sie die Masse tapfer hinunter. Gwen spürte fast, wie der Bissen steinern auf ihrer Magenwand lastete.
    „Und ?“ Dirk Statler beobachtete sie sichtlich gespannt. „Wie finden Sie es?“
    „Sehr ...“, Gwen atmete tief durch, „... schmackhaft.“
    Sie blickte in seine zufrieden strahlenden Augen, dann plötzlich brach sie in ein befreiendes Gemisch aus Husten und Lachen aus.
    Statler legte den Kopf schief. „So schlimm?“
    „Das war die Lieblings-Auflaufform meiner Mutter .“ Sie lachte und hustete und lachte und konnte nicht aufhören. Schließlich wurde auch Dirk Statler davon angesteckt, und beide bogen sich vor Lachen.
    „Ich nehme nicht an“, sagte er, „dass Sie auch n och das Gemüse versuchen wollen.“
    Gwen deute te auf die Auflaufform. „Was davon ist das Gemüse?“
    Sie lachten noch, als ein Auto vorfuhr und es an der Tür klingelte. Dirk Statler ging, um zu öf fnen und kam mit Maureen zurück.
    „Hallo, Gwen !“, grüßte Maureen. „Ich wollte mal nach dir sehen. Aber es scheint dir schon besser zu gehen. Ihr beide seid bester Laune, wie ich sehe. Aber was, um Himmels Willen, riecht denn hier so?“
    „Hallo, Maureen!“ Gwen wischte sich die Lachtränen aus den Augen. „Darf ich dich zum Mi ttagessen einladen?“
    „Nachmittags um vier?“ Maureen zog skeptisch die

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