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Gwydion 01 - Der Weg nach Camelot

Titel: Gwydion 01 - Der Weg nach Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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man, dass du den ganzen Tag nur in Gesellschaft von Schweinen verbringst“, schnitt ihm Edwin das Wort ab. „Uns Bauern ist es nicht erlaubt, ein Schwert zu tragen. Nur Edelleute und Ritter dürfen eine Waffe mit sich führen. Und du Zwerg siehst nicht so aus, als seiest du von besonders edler Abkunft.“
    Gwyn ballte wütend die Fäuste. „Ach ja? Bist du vielleicht etwas Besseres?“
    „Das reicht!“, rief der Vater wütend. „Schlimm genug, dass die Sachsen unser Land überfallen haben, da kann ich einen Streit zwischen euch beiden überhaupt nicht gebrauchen. Jeder Mensch steht da, wo Gott ihn hingestellt hat.“ Er sah Humbert durchdringend an, als wären seine Worte an ihn gerichtet. „Wir sind Bauern und werden es immer bleiben. Alles andere wäre gegen die Ordnung der Dinge. Und jetzt lasst uns gehen.“

 
    Die Ordnung der Dinge
     
     
    „Das ist gegen die Ordnung der Dinge“, äffte Gwyn seinen Vater nach, als sie in der Dämmerung durch den Wald nach Hause schlichen. „Das sagt er immer, wenn ihm etwas nicht passt.“ Wütend kickte er einen Kiefernzapfen weg.
    „Sei leise“, raunte Muriel. „Sonst hört er dich noch.“
    „Und wenn schon“, maulte Gwyn. „Ich finde, er ist ein Feigling.“
    Humbert, der sein Pferd am Zügel führte, sah Gwyn scharf an. „Ist er nicht und das weißt du ganz genau. Er muss eine Familie beschützen, vergiss das nicht.“
    „Und wieso wehrt er sich dann nicht gegen die Sachsen? Wieso greift er nicht zum Schwert?“
    „Einmal, weil Edwin Recht hat. Bauern dürfen keine Waffen tragen. Der Herzog würde ihn dafür am nächsten Baum aufknüpfen.“
    „Unser mutiger Landesherr hat das Weite gesucht, schon vergessen? Wer sollte ihn also zur Rechenschaft ziehen?“
    Humbert seufzte. „Also gut. Gehen wir mal davon aus, ihr würdet versuchen, die Sachsen auf eigene Faust zu vertreiben. Was für eine Aussicht auf Erfolg hättet ihr denn, ganz allein?“
    „Aber da sind doch noch die anderen Bauernfamilien!“
    „… deren Höfe weit verstreut liegen! Sie alle haben Besseres zu tun, als in den Krieg zu ziehen! Sie müssen die Felder bestellen, die Kühe melken, die Schweine hüten. Genau wie ihr. Das Waffenhandwerk alleine hat noch niemanden satt gemacht.“
    „Es sei denn, man wäre ein Ritter wie Ihr“, entgegnete Gwyn.
    Humbert machte ein Gesicht, als hätte Gwyn einen guten Witz gemacht. „Schau mich doch an. Sehe ich so aus, als führte ich das Leben eines begüterten Edelmannes? Ich bin genauso arm wie dein Vater!“
    Gwyn knurrte etwas Unverständliches zur Antwort und zog es dann vor, für den Rest des Weges zu schweigen.
    Die runde Scheibe des Mondes kroch hinter den Bäumen hervor und tauchte das Land in sein kaltes Licht. Nach drei Meilen hatten sie endlich den Hof erreicht.
    Oder zumindest das, was davon übrig geblieben war.
    Der Stall war ebenso wie die Scheune bis auf einige wenige Balken komplett niedergebrannt. Die Sachsen hatten gründliche Arbeit geleistet und nicht nur das Vieh, sondern neben den Vorräten auch das Saatgut mitgenommen, das in wenigen Wochen auf den Feldern ausgebracht werden sollte.
    Überraschenderweise stand das Haupthaus noch. Auf dem strohgedeckten Dach lagen einige erloschene Fackeln. Der von allen verfluchte Regen, der in den letzten Wochen immer wieder mit schweren Güssen das Land heimgesucht hatte, musste das Stroh so aufgeweicht haben, dass es kein Feuer fangen konnte.
    Schweigend stieg der Vater über die Tür, die mit roher Gewalt aus den Angeln gerissen worden war. Der Kamin war erloschen, sodass es im Inneren stockfinster war. Wie ein Blinder stolperte er über den verstreuten Hausrat. Es herrschte eine beklemmende, fast gespenstische Stille. Schließlich hatte er gefunden, wonach er gesucht hatte, und schlug zwei Feuersteine aneinander. Es dauerte nicht lange und in der Feuerstelle züngelten die ersten Flammen empor.
    Erst jetzt konnten sie das Ausmaß der Verwüstung, die die Eindringlinge angerichtet hatten, in Augenschein nehmen. Nichts war mehr an seinem Platz. Schüsseln, Krüge und Teller lagen zerbrochen am Boden. Irgendjemand hatte seine barbarische Kraft unter Beweis gestellt und den Tisch mitsamt den Schemeln zertrümmert, sodass sie nur noch als Feuerholz taugten. Glücklicherweise war noch genügend Stroh vorhanden, um für jeden in dieser Nacht eine Schlafstatt herrichten zu können. Die Decken und Felle waren natürlich verschwunden.
    Der Vater betrachtete ausdruckslos sein zerstörtes Heim.

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