Gwydion 03 - König Arturs Verrat
Desert einen Weg, den Gral rechtzeitig in Sicherheit zu bringen.“
„An welchen Ort?“
Gwyn lächelte müde. „Wenn wir das wüssten, wäre er bereits in unserem Besitz.“
Katlyn biss nachdenklich auf ihre Unterlippe. „Also steht Artur wieder ganz am Anfang.“
„Ja, es scheint, als müsste die Tafelrunde wieder von vorne beginnen“, sagte Gwyn, dessen Medaillon auf einmal wie eine tonnenschwere Last an seinem Hals zerrte.
Katlyn holte schwer Luft und stand nachdenklich auf. Dann drehte sie sich zu ihm um. „Willst du noch weiter die Mühe auf dich nehmen, all die Sprachen zu lernen?“
„Natürlich, was spricht dagegen?“
Sie nahm das Buch in die Hand. „Wenn Joseph von Arimathäa uns nicht mehr den Weg weisen kann, brauchen wir auch seine Rätsel nicht mehr lösen.“
„Wie ich bereits sagte: Das Buch wird uns helfen, den Gral zu erkennen, wenn wir ihn gefunden haben“, sagte Gwyn mit fester Stimme.
„Behauptet Merlin?“
„Behauptet Merlin.“
Katlyn schaute Gwyn sehr lange an. „Wie sehr vertraust du ihm?“
Gwyn hob die Augenbrauen. „Du klingst wie Orlando. Er warnt mich auch immer vor Merlin.“
„In Wales erzählt man sich, dass er der Sohn des Teufels sei.“
„Des Teufels?“ Gwyn lachte, doch er verstummte, als er in Katlyns Gesicht blickt.
„Merlin soll schon Vortigern gedient haben.“
„Arturs Großvater? Aber dann müsste er…“
„Weit über hundert Jahre alt sein.“
Gwyn machte eine wegwerfende Handbewegung. „Das glaube ich nicht.“
Katlyn zuckte mit den Schultern. „Ich wiederhole auch nur das, was man sich erzählt.“ Sie machte sich daran, die Bücher wieder ins Regal zu stellen. „Gibt es Neuigkeiten von Rowan?“
Gwyn schüttelte den Kopf. „Wir haben den ganzen Landstrich nach ihm abgesucht, aber er bleibt wie vom Erdboden verschluckt. Er scheint einen guten Unterschlupf gefunden zu haben.“
„Oder aber jemand versteckt ihn.“
„Rowan hat keine Freunde. Zumindest keine, die ich kenne.“
„Aber er hat doch sicherlich eine Familie.“
„Sir Kay ist seine Familie.“
„Er ist sein Vater, so viel ist richtig. Rowan hat aber bestimmt auch eine Mutter.“
„Davon hat er mir nie erzählt“, sagte Gwyn vorsichtig.
„Sir Kay ist der einzige Sohn des Herzogs von Caer Goch. Mit Sicherheit hat er den Titel von seinem Vater geerbt.“ Katlyn lächelte dünn. „Wahrscheinlich ist Rowan einfach nur nach Hause geritten.“
„Wie es scheint, ist deine Katlyn nicht auf den Kopf gefallen“, sagte Lancelot nachdenklich. Er hatte Dondars Hufe überprüft und striegelte nun das schwarze Fell des Schlachtrosses, das einst Mordred gehört hatte. Noch immer hatten die Stallburschen einen Heidenrespekt vor dem, wie sie es nannten, Satanspferd. Weder Drohungen noch gute Worte konnten sie dazu bewegen, ihren Pflichten nachzukommen. Gwyn konnte ihre Angst verstehen. Auch er näherte sich Dondar nicht weiter als bis auf fünf Schritte.
„Ich wusste nicht, dass Sir Kay Herr über eine eigene Burg ist“, sagte Gwyn.
Lancelot wischte sich den Schweiß von der Stirn, krempelte seine Ärmel hinunter und gab seinem Pferd einen freundschaftlichen Klaps auf die Flanke. Gwyn folgte seinem Herrn aus dem Stall. Die Sonne stand hoch am wolkenlosen Himmel, die Luft wehte warm und weich von Süden. Er spürte, wie seine lädierte Nase juckte und konnte nur mit Mühe ein Niesen unterdrücken.
„Caer Goch ist nicht groß, war aber zu Zeiten Sir Ectors ein überaus wichtiges kleines Reich. Katlyn vermutet richtig, wenn sie sagt, dass Sir Kay den Titel des Herzogs von seinem Vater geerbt haben muss. Soviel ich aber weiß, hat er sich kaum um die Regierungsgeschäfte gekümmert.“ Lancelot tauchte die Hände in die Pferdetränke und schöpfte sich Wasser ins Gesicht.
„Sir Kay hat sein eigenes Reich aufgegeben, nur um Artur zu folgen?“, fragte Gwyn ungläubig.
Lancelot wischte sich mit dem Zipfel seines Rocks das Gesicht ab. „Unter anderem deswegen vertraut der König seinem Hofmeister auch so blind. Wer sein eigenes Reich aufgibt, um sich der Tafelrunde anzuschließen, braucht keinen weiteren Treuebeweis zu erbringen.“
„Oh“, machte Gwyn nur.
„Sir Kay ist ein durchtriebener Fuchs. Als Ritter Camelots steht sein Reich selbstverständlich unter dem Schutz des Königs. Es war eine Geste, mehr nicht.“
„Aber eine, die König Artur beeindruckt hatte.“
„Oh ja“, sagte Lancelot und schaute nachdenklich hinüber zur anderen Seite des Burghofs,
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