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Gwydion 03 - König Arturs Verrat

Titel: Gwydion 03 - König Arturs Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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wo Orlando und Cecil mit ihren Herren den Schwertkampf übten. Sie waren die Einzigen, die an diesen Tagen ihren Pflichten nachgingen. Alle anderen waren mit Dingen beschäftigt, die wenig oder gar nichts mit der Sicherheit Camelots zu tun hatten. Gwyn konnte geradezu die Beklemmung Lancelots spüren.
    „Was werdet Ihr tun?“, fragte Gwyn.
    „Hm?“, machte Lancelot und schaute seinen Knappen an, als hätte dieser ihn aus einem düsteren Tagtraum gerissen.
    „Wenn Rowan in Caer Goch sein sollte, sollte ihn dort jemand aufsuchen.“
    Lancelot schürzte die Lippen und nickte langsam, als dächte er an etwas ganz anderes. Dann richtete er sich auf und holte tief Luft. „Ja, da hast du Recht. Und vielleicht sollten wir damit keine Zeit verlieren.“
    „Wir?“, fragte Gwyn überrascht.
    „Natürlich. Ich glaube, sonst wird sich niemand für diese Aufgabe finden lassen.“ Er schaute Gwyn kritisch an. „Vorausgesetzt, deine Nase lässt ein kleines Abenteuer zu.“
    Ein Abenteuer! Allein der Gedanke, diesem tristen Ort wenigstens für einige Tage den Rücken zuzukehren, ließ Gwyn die Schmerzen vergessen, die noch immer in seinem Kopf pochten.
    „Ich glaube, die Nase wird sich freuen, wenn ihr wieder einmal etwas frischer Wind um die Spitze weht.“
    „Dann wollen wir den König um Erlaubnis für diese Reise bitten.“

 
    Der Wahnsinn eines Königs
     
     
     
    Nur ein einziges Mal war Gwyn in Arturs persönlichen Gemächern gewesen. Sie befanden sich in den oberen Stockwerken des Palas und waren in der Regel gut bewacht. Als Lancelot und Gwyn die breite Wendeltreppe hinaufstiegen, fanden sie die Nischen, in denen sonst grimmige Krieger standen, jedoch leer und verlassen vor. Überall lag Unrat herum, so als ob sich niemand mehr um die Sauberkeit in dem Teil der Burg kümmern würde, der neben den Rittern auch die königliche Familie beherbergte. Ein Geruch hing in der Luft, der Gwyn an die Latrine im rückwärtigen Teil des Burghofs erinnerte. Auch Lancelot rümpfte die Nase, sagte aber nichts. Angewidert kniff er die Lippen zusammen. Als sie den obersten Stock erreichten, blieben sie vor einer schweren Eichentür stehen. Lancelot klopfte. Niemand öffnete. Lancelot ballte die Faust und schlug voller Ungeduld kräftiger zu.
    Hinter der Tür war ein Geräusch zu hören, als näherte sich jemand auf Zehenspitzen.
    „Majestät? Seid Ihr da?“
    Schweigen.
    „Öffnet bitte, es ist wichtig.“
    Sie hörten, wie vorsichtig ein Riegel beiseite geschoben wurde und die Tür sich quietschend einen Spaltbreit öffnete.
    „Ja?“, fragte eine leise Stimme. Es dauerte einen Moment, bis Gwyn erkannte, wem sie gehörte.
    „Lady Guinevra?“, fragte Lancelot vorsichtig.
    „Was wollt Ihr, Sir Lancelot?“
    „Wo ist der König?“
    „Nicht da.“
    „Ist alles in Ordnung?“, fragte Lancelot misstrauisch.
    „Ja.“ Die Stimme war nur mehr ein Flüstern. „Ich bitte Euch, geht.“
    Lancelot überlegte einen Moment, dann sagte er entschlossen. „Nein, das werde ich nicht.“
    „Macht es nicht schlimmer, als es ohnehin schon ist. Geht, ich flehe Euch an.“
    Lancelot stemmte sich gegen die Tür. Einen kurzen Moment versuchte die Königin dagegenzuhalten, dann schwang die Tür nach innen auf.
    Gwyn stieß vor Entsetzen einen Schrei aus. Guinevra versuchte hastig, ihr Gesicht hinter einem Tuch zu verbergen, doch es half nichts. Der blaue Fleck, der ihre linke Gesichtshälfte entstellte, reichte von der Schläfe bis zum Kinn und die Seite war so angeschwollen, dass sie das tränende Auge nicht mehr öffnen konnte.
    „Um Himmels willen…“, wisperte Lancelot. Er trat auf Guinevra zu, doch sie wich vor ihm zurück. „Wer hat Euch das angetan?“ In seiner Stimme schwang mörderische Wut mit. „Sagt es, damit ich ihn zur Rechenschaft ziehen kann.“
    „Dann werdet ihr Euch mit dem König schlagen müssen“, sagte eine kalte Stimme, die Gwyn sofort erkannte.
    Aileen saß bei einer Nische am Fenster. Ihr Gesicht war eine unbewegliche Maske. Tränen liefen ihr die bleichen Wangen hinab. Gwyn wusste nicht, was ihn mehr erschreckte: der Zustand der Königin oder der brennende Hass, der in den Augen der Prinzessin loderte.
    Lancelot versuchte vorsichtig das Tuch beiseite zu ziehen, doch die Königin wandte abwehrend den Kopf ab.
    „Warum?“, fragte er nur.
    Aileen stand auf und drückte Guinevras Hand. „Der Wahnsinn fragt nicht nach einem Grund. Ihr seht doch selbst, in was für einem Zustand sich Camelot befindet. Artur

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