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Gwydion 04 - Merlins Vermächtnis

Titel: Gwydion 04 - Merlins Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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ein großes Glück für mich gewesen, dass Mordred so sehr vom Hass auf seinen Vater besessen war, dass ihn andere Gefahren nicht kümmerten. Als ich erfuhr, dass Mordred Camelot angreifen würde, habe ich mich zurückgezogen und abgewartet. Nun, mein ist Plan aufgegangen. Die beiden Drachen haben sich gegenseitig getötet, ihre Armeen sind zur Bedeutungslosigkeit zusammengeschrumpft und jene, die das Schlachten überlebt haben, sind geflohen. Camelot ist gefallen und ich habe gewonnen, ohne dass ein einziger Tropfen Sachsenblut geflossen ist.“
    Eine Grabeskälte erfasste Gwyns Herz bei diesen Worten. Wenn es stimmte, was dieser Colgrin sagte, dann hatten die Sachsen an diesem Tag endgültig gewonnen.
    Nun trat Agrippina vor. Ihre Augen funkelten vor Wut. „Ihr seid nichts anderes als ein aufgeblasener Barbar. Wir sind im Besitz des Grals und der Lanze des Longinus. Niemand wird es wagen, uns anzugreifen. Und solange Ihr uns nicht besiegt habt, solange habt Ihr auch Britannien nicht erobert.“
    Colgrin stützte sich nun auf seinen Sattel und lächelte Agrippina seltsam an. „Ach ja. Der Gral. Ich wusste doch, da war noch etwas. Sagt, wie mächtig ist er?“
    „Sterbende heilt er, Lebende erlangen die Unsterblichkeit“, sagte sie stolz.
    Colgrin nickte. Dann hob er die Hand. Zwei seiner Krieger kamen heran. Über ihre Schultern hatten sie die Arme eines schwer verletzten Mannes gelegt, der so übel zugerichtet war, dass es wie ein Wunder schien, dass sein Herz überhaupt noch schlug.
    Colgrin stieg nun aus seinem Sattel. „Muss dieser Gral mit einer besonderen Flüssigkeit gefüllt werden?“
    Agrippina schüttelte den Kopf.
    Der Sachsenkönig machte mit der ausgestreckten Hand eine auffordernde Geste. „Gebt mir den Kelch.“
    „Niemals!“ sagte sie.
    „Nun kommt schon, ich werde ihn nicht zerbrechen.“
    Gwyn bückte sich und hob die Kiste auf. Colgrin öffnete den Deckel und nahm den Gral heraus. Als handelte es sich dabei um einen ordinären Trinkbecher, ging er hinunter zum Fluss und tauchte ihn ins Wasser.
    „So, dann wollen wir einmal sehen, welche Wunder dieser sagenumwobene Becher tatsächlich vollbringen kann.“ Er schob seine linke Hand unter den Kopf des Schwerverletzten und gab ihm zu trinken. Gierig trank der Mann den Kelch leer. Colgrin gab Gwyn den Gral zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. „Warten wir ab und schauen, was geschieht.“
    Es war ein entwürdigendes Bild. Vor ihnen lag ein Mensch im Todeskampf und alle hatten sich um ihn versammelt, um zu sehen, ob ihm der Gral neues Leben einhauchen würde. Niemand sagte ein Wort. Einzig die erbärmlichen Schmerzensschreie des Sterbenden waren zu hören. Und dass er starb, daran konnte es keinen Zweifel geben. Keine Besserung trat ein. Im Gegenteil: Nach ein paar Minuten hatte ein heftiger Schüttelfrost den Körper gepackt, kurz darauf war der arme Kerl tot.
    Wie betäubt starrte Gwyn auf den Leichnam.
    „Ich gebe dir genau vierzig Tage, Britannien zu verlassen, Gwydion Desert. Und du wirst nicht auf deine Burg zurückkehren. Solltest du die Grenze nach Wales überschreiten wollen, werden dich meine Krieger daran hindern“, sagte Colgrin. „Eigentlich sollte ich dich auf der Stelle töten, aber du hast bei Caer Goch mein Leben verschont, deswegen verschone ich jetzt deines.“ Colgrin stieg in den Sattel. „Ihr anderen könnt von mir aus bleiben und nach Hause zu euren Familien zurückkehren.“ Er schaute Gwyn kalt an. „Vierzig Tage.“
    Er riss sein Pferd am Zügel herum und ritt mit seinen Getreuen davon.
    „Wir haben die Lanze“, sagte Agrippina. „Wir können sie besiegen!“
    „Kein Blutvergießen mehr“, antwortete Gwyn und starrte auf den Gral in seinen Händen. Achtlos ließ er ihn ins Gras fallen. „Camelot ist zerstört, Cadbury niedergebrannt. Alle Ritter und Knappen der Tafelrunde, die noch bei Artur geblieben sind, haben den Tod gefunden.“ Er schüttelte den Kopf. „Kein Blutvergießen mehr. Es ist vorbei.“
    „Gwydion, das ist nicht dein Ernst“, flehte ihn Agrippina an.
    „Heißt das, wir kehren nach Dinas Emrys zurück?“, fragte Katlyn.
    „Nein. Erst reiten wir nach Glastonbury, wo wir Artur und Mordred Avalon übergeben werden.“
    „Und dann?“
    Gwyn schwieg.
    „Beantworte meine Frage: Kehren wir nach Dinas Emrys zurück?“, fragte sie erneut.
    Er spürte, wie sich die Blicke aller auf ihn richteten. Sie waren ihm zu Hilfe geeilt, hatten ihr Leben aufs Spiel gesetzt, damit der Gral

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