H2O
Vielleicht haben Sie den beiden erklärt, dass Ihr Schweigen einen Preis haben würde und dass Sie erfreut wären, das finanzielle Angebot der beiden Herren zu hören? Wie auch immer, sie haben sich an diesem Abend zu dritt getroffen.«
Der Haitianer fixierte ihn mit seinem starren Blick, ohne die geringste Reaktion zu zeigen. Sénéchal fragte:
»Sie sollten sie an diesem Abend am Cap Méchant mit Ihrem Außenborder aufsuchen? Mit dem Dingi?«
Der Angesprochene machte eine Kopfbewegung, die sowohl ein Ja wie ein Nein bedeuten konnte.
»Wie lange wurden Sie schon auf der Jacht erwartet, als ich an Deck erschienen bin? Zwei Stunden, drei? Die beiden haben die Gelegenheit beim Schöpf ergriffen, als ich mich bei ihnen anmeldete: Ein Bulle an Bord konnte ihnen notfalls als Alibi dienen. Doch es gab ein Problem in der chronologischen Abfolge, denn Sie sind nicht zur verabredeten Zeit erschienen. Jedenfalls nicht auf die angekündigte Art. Fassen wir zusammen: Hätten Sie sich an die Vereinbarung gehalten, hätten Hans und Charlie Sie in aller Ruhe abgeknallt und in einem Zementsarg im Meer versenkt und, um ihr Werk zu vollenden, Ihren Kahn auf hoher See absaufen lassen ... Völlig unbemerkt. Der Zementsarg entspricht genau Ihren Maßen, Faustin. Er war für Sie bestimmt. Zwei oder drei Stunden später wäre ich ihnen sehr gelegen gekommen. Ich hätte mit Hans und Charlie geplaudert und mich auf den Heimweg gemacht, ohne zu ahnen, dass ich mit zwei Mördern zusammengesessen hatte, deren Opfer in einer Korallen-Kartoffel ein paar Schwimmzüge unter mir versenkt worden war. Aber so hat es sich nicht abgespielt, stimmt's?«
Der Haitianer grinste.
»Diese Idioten! Ich bin gekommen, um mich mit ihnen zu unterhalten, weil sie sich unterhalten wollten, klar? Doch mein Außenborder war im Eimer. Ich war spät dran.«
»Unterbrechen Sie mich, falls ich mich irre ... Nach Einbruch der Nacht nähern Sie sich unauffällig. Sie schwimmen mit Sauerstoffflaschen und mit einer P11 bewaffnet zur Jacht. Sie haben auch einen Enterhaken dabei. Sie warten im Wasser. In der Dunkelheit. Auf einmal sehen Sie, wie Charlie mit dem Dingi verschwindet und Hans allein auf dem Boot zurücklässt. Günstige Gelegenheit! Sie werfen den Enterhaken backbord über die Reling, um Hans zu beseitigen. Doch der patrouilliert an Deck mit seinem Remington-Jagdkarabiner. Der Kerl ist auf der Hut! Er hört den Lärm, den der Enterhaken macht, und schießt auf Sie mit dem Schalldämpfer. Die fehlenden Kugeln im Magazin seiner Waffe, mit der man auf Elefantenjagd gehen kann, ja genau! Er verfehlt Sie, denn Sie hechten ins Meer ...Er denkt nicht eine Sekunde daran, dass Sie vielleicht eine Unterwasserpistole haben könnten ... Sie töten ihn, als Sie noch unter Wasser sind, nicht wahr? Ich habe mich informiert: Diese Waffe mit ihren Titanpfeilen ist unter Wasser auf zehn Meter zielgenau, in der Luft auf dreißig Meter ...«
»Dieser Hornochse hat sich über die Reling gebeugt. Es ging darum: mein Leben oder seins. Ich wollte ihn nicht töten, nur verletzen. Mein Ehrenwort. Das war Notwehr.«
»Warum hatten Sie dann diese ganz ... spezielle Waffe bei sich?«
»Ich war eben auf der Hut, das ist alles. Ich habe mit Schwierigkeiten gerechnet ...«
»Während ich mit Charlie in der Bar diskutierte, sind Sie mit dem Enterhaken auf das Oberdeck geklettert und haben Hans Zieglers Leiche über Bord geworfen. Charlie ist durch unser Gespräch so genervt, dass er das Plopp des Aufpralls auf dem Wasser nicht hört. Aber ich höre es. Als er über Bord geht, bleibt sein Kettchen an der Reling hängen und reißt. Eines müssen Sie mir erklären, Faustin: Warum sind Sie nicht in die Bar gekommen, um uns beide, Charlie und mich, kaltzumachen?«
»Nun, Sie haben nicht versucht, auf mich zu schießen, oder?«
»Gleich zwei Typen auf einmal, das ist ein bisschen viel für einen einzigen Mann. Zumal ein Bulle häufig bewaffnet ist. Als Sie mich mit dem Dingi ankommen sahen, dachten Sie, Charlie würde mich bald zur Küste begleiten und allein zurückkommen. Sodass Sie ihn dann in aller Seelenruhe hätten abknallen können. Leider habe ich Charlie mit meinen hartnäckigen Fragen irritiert ... Charlie, der dort war, um sich mit mir zu unterhalten, während Hans, so glaubte er, über uns an Deck mit seinem Gewehr patrouillierte. Er hat die Nerven verloren, als ich ihn auf bestimmte Dinge ansprach ... Zum Beispiel auf Chimären. Amüsant, finden Sie nicht?«
Der
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