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H2O

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Titel: H2O Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patric Nottret
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Netze zu entwickeln.«
    »Netze? «
    »Plastiknetze, die die Stenocara-Flügel nachahmen. Das in der Luft enthaltene Wasser wird von diesen aufgespannten Netzen eingefangen, fließt die Fäden hinab, die ein von uns konzipiertes Muster bilden, und wird dann gesammelt. Ein sehr einfaches Prinzip. Wir haben einen ersten Großversuch an einem abgelegenen Ort gestartet, denn Akira wollte das Ganze so geheim wie möglich halten. Daher hat er ein kleines Bergdorf in Chile ausgesucht. Eines unserer Teams führte dort einen ersten Probelauf durch, mit dem Ziel, Wasser aus dem Frühnebel zu gewinnen.«
    »Und hat es funktioniert?«
    »Unsere Erwartungen wurden bei Weitem übertroffen. Die siebentausend Bewohner, die bis dahin unter sehr beschwerlichen Bedingungen Kanister in große Höhen hinaufschleppen mussten, hatten fast ein ganzes Jahr lang täglich fünfzehntausend Liter Wasser zur Verfügung - dank unserer Netze.«
    Der Indonesier zog seine Brieftasche hervor und reichte dem verblüfften Inspektor ein dünnes, durchsichtiges Plastikblatt von der Größe einer Visitenkarte. Es war feucht und auf beiden Seiten angeraut. Als Sénéchal es genauer betrachtete, sah er, dass das transparente Blatt mit Hunderten von Erhebungen und Rillen übersät war, die ein kompliziertes Muster bildeten.
    Er gab es Rhaddiaunir zurück, der es vorsichtig wieder in seine Brieftasche legte.
    »Sehen Sie, Monsieur Sénéchal, dieser Prototyp, der deutlich ausgereifter ist als die Glaskügelchen, ermöglicht es, drei Liter Wasser pro Quadratmeter innerhalb von fünf Minuten aus der Luft zu sammeln. Unsere Netze sind aus diesem Material.«
 
    Draußen war es schon fast dunkel. Der Inspektor schaltete die Deckenlampe ein. In diesem Licht wirkte der Indonesier sehr viel blasser und älter. Das Erzählen hatte ihn sichtlich erschöpft, seine Stimme klang belegt und matt.
    »Akira«, fuhr er fort, »hatte sich nicht geirrt. Das von den MIND-Ingenieuren entwickelte Verfahren ließe sich unendlich ausweiten. Ein gigantischer Markt. Außer den Netzen könnte man vielleicht auch Zelte konzipieren, an deren Außenflächen sich ebenfalls Wasser sammeln ließe, während Sie schlafen. Oder Hausdächer, die in trockenen Landstrichen den Morgendunst nutzbar machen. Oder andere Materialien, die in der Lage sind, das kleinste bisschen Feuchtigkeit in der Luft zu rekondensieren. Denken Sie an die vielen tausend Menschen, die verdursten, während Wasser da ist - überall um sie herum, in der Luft, die sie atmen.«
    Er wies aus dem Fenster.
    »Verstehen Sie, Monsieur Sénéchal? Das Wasser ist da, dort draußen, auch wenn wir es nicht sehen können. Millionen Kubikmeter Trinkwasser schweben über dieser Insel in der Luft. Und warten nur darauf, eingefangen zu werden.«
 
    Sénéchal verschränkte seine Pranken über seinem Bauch und vertiefte sich für einen Moment in die Betrachtung der Zimmerdecke. Dann meinte er:
    »Mithilfe des Erdsimulators wissen Sie nun, wo Ihre zukünftigen Kunden sitzen. Geschäft ist Geschäft. Hm. Laut Monsieur Xi Ping Zhu arbeitete Mahakam am Amma-Projekt, das sich mit der Analyse des afrikanischen Monsuns beschäftigt, ein, wie es scheint, für die Lebensmittelversorgung in der Region entscheidendes Kriterium ... Ich hatte nicht sofort begriffen, dass Mahakam und Sie gemeinsame Interessen verbanden.«
    Der Indonesier musterte ihn erstaunt. Dann schien er auf einmal zu begreifen, was der Inspektor ihm vorwarf.
    »Das stimmt nicht, Monsieur, auf keinen Fall! Shafik war ein unbescholtener Beamter. Das Projekt mit dem Stenocara erschien ihm als ein äußerst vielversprechendes Projekt für die Arbeit des UNEP. Mittlerweile ist der Erhalt des Trinkwassers zu einem der vorrangigsten Themen der Vereinten Nationen geworden.«
    Mit leichter Bitterkeit fügte er hinzu:
    »Im Übrigen ist sie wohl eine der wenigen Institutionen, die die Wichtigkeit dieses Themas begriffen haben.«
 
    Der Inspektor brachte den übermüdeten Wissenschaftler zurück in sein Hotel. Bevor er ging, ermahnte er ihn, auf keinen Fall sein Zimmer zu verlassen - es sei denn, er, Sénéchal persönlich, fordere ihn dazu auf.
    Auf dem Rückweg hielt er kurz am Straßenrand, sah auf die Uhr und zog sein Handy hervor. Er rief beim UNEP in Jakarta an und konnte Monsieur Xi Ping Zhu wieder nicht erreichen, da dieser immer noch beruflich unterwegs war. Also hinterließ er ihm eine Nachricht.
    Er aß eine Kleinigkeit in einer Imbissbude im Freien. Um auf andere Gedanken zu

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