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besonderen Stellenwert ein. Vielleicht mehr als im Westen. Ein heikles Thema ...«
Sénéchal hatte den Eindruck, als hätte der Chinese dem gleichmütigen Hauptmann einen ironischen Blick zugeworfen, doch er war sich nicht sicher. Der Delegierte fuhr fort:
»Shafik war kein Moslem in diesem überwiegend moslemischen Land. Seine Frau ist es übrigens auch nicht ... Fahren wir fort: Dieser gesetzte Mann, der sich entschlossen, aber leidenschaftslos für seine Aufgaben einsetzte - wie es sich innerhalb unserer Institution ziemt -, hatte eines Tages eine fürchterliche Auseinandersetzung mit dem japanischen Delegierten. Dabei ging es um den äußerst seltenen Fisch, für den Sie sich so sehr interessieren, den besagten Quastenflosser. Es war ... unmöglich und erschreckend. Ich war bei dieser wichtigen Konferenz, die hier in Jakarta stattfand, zugegen. Wir mussten mehrere Projekte bearbeiten, dabei ging es auch um den Schutz bestimmter Spezies ... Irgendwann behauptete der japanische Delegierte, da kein Schmuggel mit diesem sonderbaren Fisch bekannt sei, sei es unangemessen, ihn als stark gefährdete Tierart zu schützen. Und damit fehle auch die Grundlage für das Meerespark-Projekt vor Manado Tua! Was natürlich lächerlich war. Wir rätselten alle, was wohl dahintersteckte. Und vor allem, welchen Interessen dieser Vorstoß dienen mochte ... Bevor irgendjemand antworten konnte, war Shafik, der bis zu diesem Augenblick nur einige fachliche Anmerkungen gemacht hatte, bereits aufgesprungen. Er war kreidebleich und zitterte vor Wut. Er packte das Mikro und fragte Saito - so hieß der Mann -, wer ihn für derartige Äußerungen bezahlt habe! Stellen Sie sich den Schock bei den Delegierten und Assistenten vor ... Es trat Totenstille ein. Shafik wiederholte seine Frage und befahl dem Japaner barsch, die Namen seiner Geldgeber zu nennen! Er fuhr fort, ihn auf das Heftigste zu beleidigen, anfangs auf Englisch, später auf Indonesisch ... Er war völlig außer sich. Ich wusste nicht, was ich tun sollte, am liebsten hätte ich mir die Ohren zugehalten.«
»Und der japanische Delegierte?«
»Er war wie erstarrt. Er schwitzte ... Irgendjemand stellte die Mikros ab, doch Shafik brüllte weiter ... Er war wie von Sinnen, warf die Akten in die Luft und trat mit dem Fuß gegen seinen Sessel. Er ... Er ... Wir mussten den Sicherheitsdienst holen.« Xi Ping Zhu stockte. »Die Erinnerung setzt mir noch immer zu, wissen Sie.«
»Was geschah dann?«
»Sie haben ihn aus dem Saal gezerrt. Er schlug um sich und schrie. Ich bin vor Scham fast im Boden versunken. Ich musste mich bei diesem Japaner in meinem und im Namen meiner Delegation entschuldigen ... Wir waren alle wie vor den Kopf gestoßen. Ich sprach von Überarbeitung, einem epileptischen Anfall, ich entsinne mich nicht mehr genau.«
Er hob müde die Hand und ließ sie langsam wieder sinken.
»Ich konnte natürlich nicht ahnen, dass Shafik wenige Wochen später sterben würde ... An besagtem Tag wollte ich ihn sofort ins Krankenhaus bringen lassen, aber sobald er an der frischen Luft war, beruhigte er sich wieder. Er behauptete, sich an nichts zu erinnern, und weigerte sich, eine Klinik aufzusuchen. Mein Chauffeur hat ihn nach Hause gefahren und seinen Hausarzt Doktor Dusung gerufen. Ich hätte darauf bestehen müssen, dass man ihn sofort einweist ... Manchmal fühle ich mich schuldig an dem, was dann geschehen ist.«
»Sie sprachen von Überarbeitung. Erscheint Ihnen das tatsächlich plausibel?«
Der Chinese überlegte einen Moment, bevor er antwortete:
»Er arbeitete sehr viel ... Aber ...«
»Und was halten Sie von dem japanischen Delegierten, Monsieur Zhu?«
Hauptmann Thamnir fixierte Sénéchal plötzlich.
»Ist das für Ihre Ermittlungen tatsächlich von Belang, Inspektor?«
Er hatte seine Stimme nicht erhoben, aber nun wirkte sein Blick nicht mehr abwesend, sondern äußerst wach. Sénéchal wollte sich erklären.
»Ich frage mich lediglich Folgendes: Sollte dieser Mann tatsächlich bestechlich sein, bekäme der Vorfall eine ganz andere Bedeutung und ...«
Der Delegierte unterbrach ihn.
»Ich verstehe, was Sie meinen, Monsieur Sénéchal. Sie stellen sich doch folgende Frage: War Shafik Mahakam so überreizt und depressiv, dass er sich das Leben nahm, oder wusste er etwas über diesen japanischen Delegierten - Dinge, die er nicht hätte wissen sollen? In diesem Fall hätte man für seinen ›Suizid‹ gesorgt ... Aber es ging doch nur um den Schutz eines
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