H2O
Fisches, für den sich kaum jemand interessiert.«
»Einige reiche asiatische Schwarzhändler, hat man mir berichtet ...«
Xi Ping Zhu schien das nicht zu überzeugen. Sénéchal überflog seine Notizen.
»Ungefähr einen Monat vor seiner tragischen Tat verlor Monsieur Mahakam den Boden unter den Füßen, wie man so sagt.«
»Ja. Er hat mich ins Vertrauen gezogen. Er fürchtete, dass man ihn verfolgt und abhört.«
»Halten Sie das möglich?«
Der Generaldelegierte legte die Fingerspitzen gegeneinander und bestätigte ohne Zögern:
»Ja. Ja, das ist natürlich möglich.«
Plötzlich warf er mit besorgter Miene einen Blick auf seine Uhr.
»Sie haben noch eine beträchtliche Strecke vor sich, Monsieur Sénéchal, wenn Sie heute Nachmittag Madame Mahakam aufsuchen möchten. Es wird hier früh dunkel, wissen Sie.«
Dann wandte er sich dem Offizier zu, der noch immer lässig in seinem Sessel saß.
»Hauptmann Thamnir, könnten Sie sich in dieser Angelegenheit eine inoffizielle Zusammenarbeit mit Monsieur Sénéchal vorstellen?«
Ohne zu antworten, zog der Hauptmann langsam ein Papier aus seiner Brusttasche, entfaltete es und legte es vor sich auf die Ecke des Schreibtisches. Dann streckte er Xi Ping Zhu die Hand entgegen. Eine militärische Geste, ein stummer Befehl. Der Chinese schraubte die Kappe von seinem schwarzgoldenen Füllfederhalter, bevor er ihn Thamnir reichte. Das Papier trug einen Briefkopf, unten rechts befand sich ein roter Stempel. Der Hauptmann schrieb rasch einige Zeilen und unterzeichnete oberhalb des Stempels.
Er hob den Blick und sah den Inspektor mit undurchdringlichem Gesicht an, während er seine Brille zurechtrückte.
»Monsieur, dieses Schreiben wird Ihnen bei Ihren Ermittlungen behilflich sein. Die Ordnungskräfte werden Ihnen einige Vorhaben erleichtern. Sollte man Ihnen Schwierigkeiten machen, rufen Sie mich an ... Ich wünsche Ihnen viel Glück und erlaube mir, Ihnen von nächtlichen Ausflügen in Jakarta abzuraten. Wie auch generell von allen unnötigen Risiken. In diesem Sinne empfehle ich Ihnen dringend, die Dienste meines Oberleutnants und seines Wagens in Anspruch zu nehmen, die ich Ihnen beide zur Verfügung stelle.«
»Aber ich ...«
»Ich bestehe darauf. Der Wagen ist kein Militärfahrzeug. Oberleutnant Sitti Nuraini Sankaran erwartet Sie vor dem Gebäude.«
Sein Ton duldete keinen Widerspruch. Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu:
»Es gibt allerdings noch eine Information, die möglicherweise interessant für Sie sein könnte: Ich habe herausgefunden, dass der Arzt von Monsieur Mahakam, ein gewisser Dusung, einer Gruppe fanatischer nationalistischer Aktivisten angehörte, die die Milizen finanziell unterstützen ... Die Politik, immer und überall die Politik, nicht wahr? Es wundert einen nicht, wenn solche Leute ernten, was sie gesät haben.«
Die letzten Worte hatte er in eisigem Ton gesprochen. Sénéchal fragte:
»Was ist diesem Arzt zugestoßen?«
»Er hatte einen ... Unfall. Am Steuer seines Wagens.« Der Hauptmann gab Zhu den Füller zurück, erhob sich, schüttelte seinen Gesprächspartnern mit einer Verbeugung die Hand, öffnete die Tür und verschwand.
Zum ersten Mal während ihres Gesprächs zeigte sich ein strahlendes Lächeln auf dem Gesicht des Chinesen. Mit freudiger Stimme sagte er:
»Monsieur Sénéchal, Sie haben ihm gefallen. Ich habe ihn noch nie so gesprächig erlebt.«
In der Eingangshalle des Gebäudes stand ein kriegerisch wirkender Asiat. Der Mann trug eine Jeansjacke und eine beigefarbene Hose mit aufgesetzten Taschen. Er kaute Kaugummi und betrachtete gelegentlich aufmerksam seine gut polierten Stiefel, als entdecke er sie eben erst an seinen Füßen. Als Sénéchal den Aufzug verließ, musterte er ihn mit bedrücktem Gesicht und kam auf ihn zu. Sein Gang wirkte merkwürdig, so als bewege er sich auf einer hauchdünnen Eisschicht. Er begrüßte den Umweltinspektor, drehte sich um und ging ihm voran auf die Straße. Auf dem Bürgersteig parkte ein Geländewagen mit abgedunkelten Scheiben. Der Mann blickte sich um und öffnete Sénéchal wortlos die Beifahrertür.
Bei dieser Bewegung hob sich seine Jacke ein Stück, und für einen Moment war hinten an seiner Hüfte eine Waffe im Halfter zu sehen.
21
Als sie Jakarta gerade hinter sich gelassen hatten, klingelte Sénéchals Handy.
»Pierre? Hier Lucrèce ... Du wirst enttäuscht sein ... Man hat die Überreste des gesunkenen Schiffs am Grund gefunden. Es hatte fünf
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