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H2O

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Titel: H2O Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patric Nottret
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belustigt.
    »Wie haben Sie es geschafft, so schnell hierhergeschickt zu werden - falls die Frage nicht allzu indiskret ist? Ganz nebenbei, was hatten Sie auf den Philippinen zu tun?«
    Der kleine Polizist breitete die Hände aus.
    »Ach ... internationale Polizeikooperation, Austausch über Arbeitsmethoden und so weiter. Eigentlich war ich offiziell dort, um Verbindungen zum philippinischen Geheimdienst zu knüpfen, im Rahmen der ... Egal. Auf jeden Fall war es todlangweilig ... Konferenzen in Luxushotels, Meetings mit den hohen Tieren der philippinischen Polizei. Nervtötende Abhandlungen über Ermittlungsmethoden ... Und auch die Küche war international ... Ich war begeistert, als ich den nächsten Flieger nehmen durfte, um Ihnen hier etwas zur Hand zu gehen. Die indonesischen Sicherheitsbehörden haben Ihnen offenbar das Leben sauer gemacht. Diese Leute stehen nicht unbedingt in dem Ruf, Unschuldslämmer zu sein. Aber ich finde es merkwürdig, dass dieser Hauptmann Thamnir Sie auf Schritt und Tritt überwachen lässt. Es geht um den Selbstmord des UNEP-Delegierten, nicht wahr?«
    »Dahinter steckt etwas, was ich nicht verstehe. Dieser Thamnir hat mir auf elegante asiatische Art zu verstehen gegeben, dass ich mich nicht einmischen soll. Sie werden sicher mehr Glück haben.«
    »Glück? Sagen wir lieber, dass die Dienststelle, für die ich arbeite, in diesem Teil der Welt wesentlich mehr Einfluss hat als die FREDE - ohne Ihnen zu nahe treten zu wollen. Ich habe mit diesem Thamnir telefoniert. Er war nicht begeistert, dass ich in seinem Revier wildern will, aber auch er hat Vorgesetzte, und die meinen haben ihnen keine Wahl gelassen. Sie haben ihnen zugeflötet: ›Dürfen wir Sie daran erinnern, dass es Abkommen über die internationale Polizeikooperation zwischen unseren beiden Ländern gibt? Es wird höchste Zeit, sie auch umzusetzen.‹ Auf beiden Seiten war jede Menge Papierkram zu erledigen, aber die Angelegenheit ist jetzt hochoffiziell, also habe ich freie Hand. Deshalb haben Sie ja wohl auch gebeten, dass ich hier Ihre Arbeit übernehme, oder?«
    »Ganz genau, mein lieber Edouardo. Und auch, weil ich die beste Erinnerung an unsere Zusammenarbeit in Guyana habe.«
    Dann erläuterte ihm der Umweltinspektor, was er bislang unternommen hatte, nannte Namen, Adressen und Telefonnummern, die Edouardo in sein Notizbuch schrieb. Schließlich meinte er noch:
    »Die Zugehfrau der Mahakams, eine gewisse Maryati Soekarno, hat einen roten Aktenordner aus dem Schreibtisch im Arbeitszimmer des Delegierten gestohlen. Das bereitet mir Kopfzerbrechen.«
    »Ich kümmere mich darum.«
    Sénéchal zögerte, dann fuhr er fort:
    »An Ihrer Stelle, mein lieber Edouardo, würde ich diesem eleganten Hauptmann Thamnir nicht allzu viel davon erzählen. Ich weiß nicht, was dieser Typ genau macht und weshalb er sich seit so langer Zeit im Dunstkreis des UNEP bewegt. Und ich bin mir auch keineswegs sicher, dass wir wirklich am selben Strang ziehen. Was mich betrifft, so werde ich gleich heute Nachmittag dem Sitz der ehrwürdigen Takenushi Corporation einen Besuch abstatten.«
    »Viel Glück, Monsieur Sénéchal ... In zwanzig Minuten muss ich für meinen Flug nach Jakarta einchecken. Ich kann es kaum erwarten, meine neuen Kollegen von der Nationalen Sicherheitsbehörde kennenzulernen.«
 
    Als Sénéchal gerade den Zoll passiert hatte, klingelte sein Handy. Eine Stimme sagte auf Englisch: »Bitte bleiben Sie am Apparat.« Es folgte ein Piepsen, dann fragte eine sehr alte Stimme:
    »Hatten Sie eine gute Reise, Monsieur Sénéchal?«
    »Ich ... Wer sind Sie?«
    »Ich bin Akira Takenushi. Ich habe mir erlaubt, den Termin, den Sie mit meinem Generaldirektor Toshiro Matsumoto vereinbart haben, abzusagen.« Der Mann sprach mit rasselnder und gepresster Stimme und in abgehackten Sätzen. »Es mag etwas unbescheiden wirken, aber ich glaube, dass Sie sich eigentlich mit mir unterhalten möchten ... Das wäre mir ein Vergnügen. Nehmen Sie bitte ein Taxi. Sagen Sie dem Fahrer, er soll Sie nach Tanah Rhata bringen, Jalan Maktab Amar ... Bis bald, Monsieur Sénéchal, und vergessen Sie nicht: Tanah Rhata, Jalan Maktab Amar. Haben Sie es sich aufgeschrieben? Entschuldigen Sie, es ist nicht ganz nah.«
    »Aber ... Warten Sie, ich ...«
    Am anderen Ende wurde aufgelegt. Sénéchal notierte die Adresse auf einem zerknitterten Stück Papier und ging zu der Schlange am Taxistand des Flughafens. Er war verblüfft und auf der Hut.

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    Edouardo

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