Haarmanns Kopf
einen.“
Martin verschwand in der Kaffeeküche. Nach ein paar Minuten kehrte er zurück.
„Wie ist denn dein Termin mit dem Staatsanwalt gelaufen? Hast du den Haftbefehl und den Durchsuchungsbeschluss?“, fragte Yannik.
„Den Haftbefehl habe ich, den Durchsuchungsbeschluss nicht. Ohne die Zustimmung des Richters unterschreibt der Staatsanwalt den nicht. Er möchte, dass Jacobsen zunächst dem Haftrichter vorgeführt wird. Der soll dann entscheiden, wie es weitergeht. Allerdings ist der Richter erst heute Nachmittag verfügbar. Es ist aber gut, dass du danach fragst. Du fährst gleich mit zwei Kollegen nach Neuhaus und wirst Jacobsen vorläufig festnehmen und hierher bringen. Ich habe fast den gesamten Sonntag damit verbracht, die Puzzleteile, die wir bisher haben, zusammenzufügen, und ich glaube, dass ich weiß jetzt, wie es abgelaufen ist und welche Rolle Jacobsen dabei spielte. Aber dazu später mehr. Ich werde jetzt noch mal mit den Kollegen von der Forensik sprechen, um eine wichtige Frage zu klären.“
„Sind die nicht alle in Neuhaus?“
„Nein, ein oder zwei Leute sind hier und werten gerade die Spuren aus.“
„Okay, dann mache ich mich auf den Weg nach Neuhaus“, sagte Yannik. „Wir treffen uns dann später hier. Ich bin gespannt, wie Jacobsen reagieren wird.“
*
Dr. Jacobsen leistete keinen Widerstand, als hinter seinem Rücken die Handschellen einschnappten. Yannik hatte den Eindruck, als hätte der Arzt mit seiner Festnahme gerechnet. Fast gelangweilt ließ er die Erklärungen Yanniks über sich ergehen und sprach auch während der Fahrt nach Göttingen kein Wort. Sein Dauerlächeln wirkte aufgesetzt. Seine grobporige Haut, die aufgedunsenen Gesichtszüge mit den tiefen Falten und seine wässrigen, trüben Augen zeugten von einem ungesunden Lebenswandel. Er bot nicht das Bild eines honorigen Arztes, sondern eher das eines vom Drogenkonsum zerfressenen Menschen, der auf der Verliererseite stand und bereits mit seinem Leben abgeschlossen hatte.
In der Polizeidirektion Göttingen angekommen, wurde er von einem Beamten in den Verhörraum im ersten Stock gebracht. Kurze Zeit später trafen auch Martin und Yannik ein und begannen mit dem Verhör des Arztes.
Martin wandte sich an den Beamten: „Sie können ihm die Handschellen abnehmen.“
Jacobsen setzte sich auf einen der Stühle an der Längsseite des Tisches, während Martin und Yannik auf der gegenüberliegenden Seite Platz nahmen.
„Ich nehme an, dass Sie mein Kollege über den Grund Ihrer Festnahme informiert und Sie über Ihre Rechte aufgeklärt hat?“, fragte Martin.
„Ja, das hat er, wobei ...“
„Und Sie bleiben dabei, dass Sie keinen Anwalt hinzuziehen wollen?“
„Ja, ich kann ganz gut für mich selbst sprechen.“
„Ihre Entscheidung. Ich kann Ihnen nur sagen, dass es für Sie besser wäre, denn Sie werden von Bernhard Dembowski schwer belastet.“
„So, was sagt er denn? Ich hatte Ihnen ja bereits vor ein paar Tagen gesagt, dass ich ihn nicht kenne.“
„Bernhard Dembowski sagt, dass Sie sich seit circa anderthalb Jahren kennen und häufig getroffen haben.“
„Das ist doch Unsinn. Sie werden doch diesem Irren nicht glauben ...“
„Woher wissen Sie denn, dass Herr Dembowski irre ist?“
„Das ist einfach so ein Floskel. Außerdem kann ich mir sehr gut vorstellen, dass er durchaus Gemeinsamkeiten mit seinem Bruder aufweist.“
„Sie meinen, mit seinem Zwillingsbruder .“
„Das habe ich von Ihnen erfahren. Ich wusste nur, dass er einen Bruder hat. Aber was werfen Sie mir eigentlich genau vor?“
„Ihnen wird vorgeworfen, dass Sie Bernhard Dembowski manipuliert und dazu gebracht haben, mehrere Morde zu begehen. Außerdem sehen wir es als erwiesen an, dass Sie an den Morden aktiv beteiligt waren.“
„Wie soll denn das abgelaufen sein? Wie gesagt, ich kenne den Mann nicht.“
„Das sagten Sie bereits. Aber eines nach dem anderen. Ich werde Ihnen sagen, wie Sie vorgegangen sind. Sie haben doch sicher nichts dagegen, wenn wir unser Gespräch aufzeichnen?“
„Nein.“
„Gut.“
Martin schlug einen Ordner auf, den er vor sich auf dem Tisch abgelegt hatte.
„Sie waren bis vor circa anderthalb Jahren als Psychiater in der Animus-Klinik in Ringelheim angestellt. Ihr Arbeitgeber musste Ihnen die Kündigung aussprechen, weil Sie unter Alkohol- und Drogenproblemen litten. Nach Aussage von Dr. Paganetti kam es wiederholt sogar zu Diebstählen von Beruhigungs- und
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