Haarmanns Kopf
Personalakte Volkmar Dembowskis befand sich immer noch das korrekte Geburtsdatum, der 17.5.1961. Und dieses Datum musste geändert werden.“
„Interessant“, bemerkte Jacobsen und grinste breit. „Langsam fangen Sie an, mich zu amüsieren.“
„Sie beauftragten den Krankenpfleger Olaf Schröder damit, Ihnen die Akte auszuhändigen. Ob Sie ihn dafür bezahlten oder nicht, ist erst einmal nicht relevant. Auf jeden Fall besorgte er Ihnen die Akte und Sie führten eine simple, aber effektive Änderung durch. Sie versahen die 1 mit einem kleinen Strich oben und einem Querstrich in der Mitte und machten so eine 7 daraus, sodass jetzt das Geburtsdatum um 6 Jahre abwich. 1967 anstatt 1961. So würde niemand merken, dass die beiden Brüder Zwillinge sind. Leider haben Sie dabei eine Sache nicht bedacht. Sie führten die Korrektur mit Ihrem kostbaren, vergoldeten Montblanc-Füller durch. Das ist der Füller, der sich bei unserem Besuch auf Ihrem Schreibtisch befand, richtig? Wie uns eine Angestellte der Animus-Klinik sagte, ist es eine Marotte von Ihnen, ausschließlich mit diesem Füller zu schreiben. Nur in diesem Fall wäre es besser gewesen, wenn Sie ein anderes Schreibgerät verwendet hätten. Die verwendete Tinte weicht nämlich um eine Nuance von der Farbe ab, mit der die Jahreszahl ursprünglich geschrieben wurde. Die Analyse in unserem Labor hat das bestätigt. Ich habe hier den forensischen Bericht.“
Martin nahm ein DIN-A4-Blatt aus dem Ordner und schob es zu Jacobsen über die Tischplatte.
„Füllfederhalter, Typ: Montblanc 149 Meisterstück. Verwendete Tinte: 60MI. Und weiter heißt es: Mit Hilfe der Dünnschichtchromatographie wurden die verwendeten Tinten in ihre Bestandteile zerlegt. Ergebnis: Es wurden zwei unterschiedliche Tintensorten verwendet. Zweite verwendete Tinte: Pelikan 4001 GTP5, königsblau.“
Jacobsens Gesichtszüge wurden ernster, als er sagte: „Was beweist das schon?“
„Das beweist, dass Ihr Füllfederhalter verwendet wurde, um das Geburtsdatum Volkmar Dembowskis zu fälschen.“
Martin legte eine Visitenkarte auf den Tisch.
„Sehen Sie, als wir Sie besuchten, habe ich eine Ihrer Visitenkarten mitgenommen. Sie erinnern sich? Auf Ihrem Schreibtisch stand eine kleine Plastikbox mit den Karten. Auf dieser Karte ist die Telefonnummer geändert. Sie haben die Durchwahl, also die letzten beiden Zahlen, durchgestrichen und daneben die korrekte Durchwahl geschrieben. Und die Tinte, mit der diese Korrektur vorgenommen wurde, stammt aus Ihrem Füller, der vermutlich in der Innenseite Ihres Jacketts steckt.“
Jacobsen rührte sich nicht.
„Herr Dr. Jacobsen, egal, ob Sie es zugeben oder nicht, den Füller werden Sie uns ohnehin aushändigen müssen. Es spielt auch keine Rolle, ob Sie die Fälschung des Datums zugeben. Dieses Indiz allein reicht aus, um Sie in Untersuchungshaft zu nehmen. Es war eben schon immer etwas teurer, einen besonderen Geschmack zu haben, und in diesem Fall kommt es Sie sehr teuer zu stehen.“ Martin grinste und legte das Blatt und die Visitenkarte zurück in den Ordner. „Aber unabhängig davon beging auch Herr Schröder einen Fehler. Und zwar legte er die Akte Volkmar Dembowskis nicht an ihren korrekten Platz zurück. Das führte dazu, dass Dr. Paganetti die Akte nicht finden konnte und ihn wiederholt anrief, zuletzt kurz vor seinem Tod.“
„Schröder ist tot?“, fragte Jacobsen erstaunt.
„Ja, und wie es so aussieht, wurde er von Ihrem Freund Bernhard Dembowski umgebracht, genau wie der Reporter Donald Kettner.“
„Den Namen habe ich noch nie gehört.“
„Natürlich nicht. Sie wissen selbstverständlich auch nichts davon, dass Bernhard Dembowski zwei Pförtner ermordet hat. Und selbstverständlich auch nicht, dass im Zusammenhang damit in der Gerichtsmedizin Göttingen der Kopf Haarmanns und ihm Max-Planck-Institut in München vier Gehirnschnitte Haarmanns gestohlen wurden. Den Kopf haben wir übrigens im Keller Dembowskis gefunden.“
Yanniks Handy klingelte. Er schaute kurz auf das Display und sagte: „Entschuldige mich bitte einen Moment. Das ist wichtig.“
Martin nickte und fuhr mit seinen Ausführungen fort, während Yannik den Raum verließ.
Nach einigen Minuten steckte er den Kopf zur Tür herein und sagte: „Martin, kannst du mal kurz unterbrechen. Ist wichtig ...“
Martin verließ den Raum und schloss die Tür. „Was gibt’s denn? Das ist wirklich ein extrem ungünstiger Zeitpunkt. Ich habe das Gefühl, dass er langsam
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