Haarmanns Kopf
reagiert? Hätte ich dein Okay bekommen, nach Neuhaus zu fahren?“
„Ich denke, dass du die Antwort kennst. Erstens bestand keine Notwendigkeit. Jacobsens DNA und Fingerabdrücke hätten wir heute, spätestens morgen sowieso erhalten. Und zweitens – und das ist das Entscheidende – war dein Vorgehen illegal. Das weißt du.“
„Ja, sicher weiß ich das. Tut mir leid. Ich habe nur die Gefahr gesehen, dass Jacobsen wichtiges Beweismaterial verschwinden lässt. Da sind mir die Nerven durchgegangen. Kommt nicht wieder vor. Versprochen.“
„Gut, ich nehme deine Entschuldigung an. Aber tu mir bitte nur einen Gefallen: Die Sache muss unter uns bleiben. Klar?“
„Ja.“
„Okay, dann können wir jetzt weitermachen. Es ist zwar für die Beweisführung nicht so ausschlaggebend, aber es bleibt noch die Frage zu klären, wo die Gehirnschnitte aus dem Max-Planck-Institut geblieben sind. Wer hat die verschwinden lassen? Und vor allem warum?“
„Vielleicht finden wir ja etwas in Jacobsens Wohnung oder Praxis.“
Martin schaute Yannik mit ernstem Blick an.
„Ich meine natürlich, wenn wir den Durchsuchungsbeschluss haben“, fügte er schnell hinzu.
„Ich sehe, wir verstehen uns“, sagte Martin und klopfte ihm lächelnd auf die Schulter.
24
Norbert Thimm hatte zu einer Pressekonferenz eingeladen und damit gerechnet, dass die Resonanz entsprechend ausfallen würde, allerdings hatte er nicht erwartet, dass der große Konferenzraum derart überfüllt sein würde. Viele der angereisten Journalisten mussten sich mit einem Stehplatz auf dem Gang begnügen.
Nach einer kurzen Vorstellung der Vertreter der Staatsanwaltschaft und der Polizei erteilte Thimm Martin das Wort, der die Mordserie erläuterte und die bisherigen Ermittlungsergebnisse vorstellte, angefangen mit den beiden Morden an den Pförtnern. Er erklärte ausführlich die Verbindung zwischen Dr. Jacobsen und Bernhard Dembowski und beschrieb die Ereigniskette, die schließlich zur Festnahme der beiden führte. Martin beendete seine Ausführungen mit einer Erklärung.
„Meine Damen und Herren, Sie stellen sich sicher die Frage, warum wir uns dazu entschlossen haben, eine Pressekonferenz vor Abschluss unserer Ermittlungen durchzuführen, und diese Frage will ich gerne beantworten.“ Martin ordnete sein Manuskript und warf einen Blick auf die obenauf liegende Seite, bevor er fortfuhr. „Wir haben uns in diesem Fall von Beginn an dazu entschlossen, Sie als Medienvertreter umfassend über unsere Arbeit und die Ergebnisse zu informieren, sofern sie nicht unsere Ermittlungen gefährdeten. Das war notwendig geworden, weil mehrere Berichte in einer bekannten Zeitung erschienen, die für Unruhe in der Bevölkerung sorgten, und das zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Wir standen da noch am Anfang unserer Ermittlungen, und wir waren auf Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen, da nach den beiden erwähnten Morden zwei weitere Personen spurlos verschwanden. Jetzt stehen wir kurz vor dem Abschluss unserer Ermittlungen und sind noch einmal auf Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen, weil uns ein Beweisstück fehlt. Dabei handelt es sich um den Behälter mit den Gehirnschnitten des Serienmörders Fritz Haarmann, der im Max-Planck-Institut München gestohlen wurde.“
Ein Raunen ging durch den Saal.
An der Stirnseite des Konferenzraums wurde mittels eines Beamers das Bild eines Behälters auf eine Leinwand projiziert.
„Das, was Sie hier im Hintergrund sehen, ist ein Foto eines vergleichbaren Behälters. Der gesuchte Behälter enthält vier Gehirnschnitte, die sich in einer Formalinlösung befinden und seinerzeit zu Untersuchungszwecken in das Max-Planck-Institut gelangten. Uns ist natürlich klar, dass man einen derartigen Behälter kaum als Deko auf die Fensterbank stellt. Auf der anderen Seite ist er so ungewöhnlich, dass er auffällt. Deshalb haben wir die Bitte, dass Sie das Bild veröffentlichen. Alle weiteren Informationen finden Sie in der Pressemappe, die wir im Anschluss aushändigen werden.“
Martin schloss die vor ihm liegende Mappe.
„Es ist noch wichtig zu wissen, dass wir die Gehirnschnitte nicht zur Überführung des Täters benötigen. Die vorliegenden Beweise reichen bereits aus. Vielmehr geht es darum – ich drücke es mal bildlich aus – den Schlussstein auf die Pyramide zu setzen. Zum anderen würden sich das Max-Planck-Institut und die Neurologen freuen, wenn die Gehirnschnitte für wissenschaftliche Untersuchungen zur
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