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Hab ich selbst gemacht

Hab ich selbst gemacht

Titel: Hab ich selbst gemacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Klingner
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Spiegel an, ob das so passen könnte. Die Oberweite muss ich noch etwas enger machen, probiere das Oberteil noch einmal an, bin zufrieden und wage am frühen Nachmittag endlich den Schritt, die Nähte mit der Nähmaschine permanent zu machen. Die drei Teile des Taillenstreifens nähe ich gleich noch aneinander, bügle alle Nähte auseinander und füge Oberteil und Taille zusammen. Noch einmal Nähte bügeln und dann das ganze Prozedere mit den Baumwollteilen wiederholen. Zum Schluss nähe ich Baumwoll- und Taft-Oberteil am Dekolleté rechts auf rechts und bügle die Naht vorsichtig aus. In den Rundungen des Ausschnitts kräuselt sich der Stoff; mit kleinen Schnitten in die Nahtzugabe entspannt er sich wieder. Die Baumwolle verstärkt den Taft schön, sodass das Oberteil jetzt richtig straffund glatt am Oberkörper anliegt. Ich liebe meine Mutter für die Idee mit der Baumwolle.
    Nach dem Abendessen hefte ich grob die Rockbahnen aneinander und an das Oberteil und drehe mich vor dem Mann hin und her. Er ist begeistert und sagt dann: »Wir müssen noch ein bisschen abnehmen.« Mein Lächeln verschwindet.
    »Wir?«, frage ich.
    »Na ja, du siehst toll aus«, beginnt er. »Aber wir haben beide ganz schön zugenommen. Ich jedenfalls muss ein paar Kilo abspecken, wenn ich in meinen Smoking passen will.«
    »Und was habe ich damit zu tun?«
    »Es wäre leichter für mich, wenn wir das zusammen machen. Und … äh … also … dein Bauch war schon mal ein kleines bisschen kleiner.«
    »Frechheit«, sage ich. Aber er hat recht. Wir sind beide dick geworden. Kein Wunder: Immer, wenn wir ein frisch gebackenes Brot auf den Tisch stehen haben – und das haben wir mehrmals die Woche –, essen wir nicht weniger als ein halbes Brot auf. Natürlich nicht pur, sondern mit fetten Käse-Aufstrichen, in Olivenöl getunkt, mit schwerem Hummus oder süßen selbst gekochten Marmeladen. Wir sollten, wenigstens für die nächsten Wochen, den Wochenendkuchen streichen und auf die eine oder andere Stulle verzichten.
    Und ich werde meine Käse-Pläne noch etwas verschieben. Eigentlich wollte ich an einem der nächsten Abende käsen, aber das sollte wohl besser bis nach dem Smoking-Abend warten – und bis dahin essen wir fettarme Produkte!
    Schade, dabei habe ich bei meinem Kurzwaren-Ausflug am Vortag auch die Utensilien für meinen künstlichen Käsekeller besorgt. Über die letzten Wochen hinweg hatte ich überlegt und mich in Haushaltwarenläden inspirieren lassen, wie ich einem Käse in meiner Wohnung das Klima eines alten Klosterkellers oder eben der Kühlräume des Anderlbauern bieten könnte.
    Die Lösung: eine große Plastikdose, in die ich ein Gitter lege, unter dem sich etwas Wasser sammelt. Dieses Wasser verdunstet und kondensiert und sorgt so für die benötigten 80 Prozent Luftfeuchtigkeit.
    Für die 15 mal 25 Zentimeter große Plastikdose mit dem Deckel und eine Abwaschbeckeneinlage aus Plastik habe ich knapp sechs Euro bezahlt und nun deswegen vermutlich den billigsten Käsekeller der Welt zu Hause. Wenn es denn funktioniert. Und wenn wir denn wieder zu Vollfettessen wechseln.

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Tag 257
Das einfache Leben nervt!
    Seit zehn Tagen weiß ich, wie ich nicht leben will. Wir sind im Urlaub auf einer Hütte, in der es zwar ein bisschen Strom aus einer Solarzelle gibt, aber in der man für heißes Wasser genauso selbst sorgen muss wie für eine warme Wohnstube oder Mahlzeit.
    Als wir unseren Urlaub planten, liebäugelte ich mit der Möglichkeit, zwei Wochen lang mal keinen Finger krumm machen zu müssen – sprich: einen Urlaub im Hotel zu buchen. So etwas habe ich noch nie gemacht, aber irgendwie schien es mir so, als hätte ich mir das in diesem Jahr verdient: morgens aufzustehen, mich an einen gedeckten Frühstückstisch zu setzen, anschließend vielleicht ein bisschen spazieren zu gehen oder auch einfach nur zu lesen, mich dann in eine schon eingeheizte Sauna zu setzen und einen Drink zu schlürfen, den jemand anderes für mich gemixt hat; so wie ich dann später auch ein Mehr-Gänge-Menü essen würde, für das ich keine Karotte schneiden, keine Kartoffel kochen, keinen Fisch anbraten müsste. Irgendwie erschien mir das wie ein Traumurlaub. Bis mich der Mann auf einen entscheidenden Punkt hinwies:
    »Zwei Wochen lang so einen Urlaub zu machen, ist doch voll langweilig. Kannste allein fahren.«
    Da ich aber nicht allein in den Urlaub wollte und der Mann ja auch recht hatte, redeten wir dann doch weiter überden Plan, das

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