Habe ich dich schon mal geküsst?
Liebe war etwas Kompliziertes, oder nicht? Niemandem gelang es, das innerhalb weniger Tage auf die Reihe zu bringen. Das kam alles nur von dem fantastischen Sex.
Nein. Mit einem hatte Bryony definitiv recht gehabt. Es war nicht einfach nur Sex gewesen. Wenn man es so bezeichnete, wurde man dem Ganzen nicht gerecht. Dann reduzierte man es auf einen Flirt, auf eine rein sexuelle Beziehung, so wie er sie in der Vergangenheit gehabt hatte. Aber keine seiner bisherigen Erlebnisse reichte an das heran, was er für Bryony empfand.
In der vergangenen Nacht hatte er etwas erlebt, worauf er sein ganzes Leben lang gewartet hatte. Es war ein Gefühl des Nachhausekommens, und es war überwältigend gewesen. Zudem waren es emotionale Momente gewesen, für die er sich früher vermutlich geschämt hätte.
Jetzt dagegen fühlte es sich völlig natürlich an, sich Bryony gegenüber zu öffnen. So wie auch sie offen und ehrlich zu ihm war. Es war ein neues Gefühl für ihn.
Ja, Bryony richtete seltsame Dinge in ihm an. Brachte ihn dazu, ungewöhnliche – andere – Dinge zu tun. Dinge, die ihn eigentlich die Flucht ergreifen lassen sollten.
Er seufzte. Dies hier war eine Frau, die ein Mann für immer festhalten sollte. Vielleicht hatte er das geahnt, als er sie kennen gelernt hatte. Vielleicht stimmte es, dass ein Mann es einfach wusste, wenn er die Frau getroffen hatte, die sein Leben verändern würde.
Bryony war eine Frau zum Heiraten. Nicht eine von denen, mit der man ins Bett hüpfte, um sie sofort wieder zu verlassen.
Sie gehörte zu ihm. Und er würde einen Teufel tun, sie gehen zu lassen, obwohl er sich nicht wirklich an sie erinnerte. Es gab genügend Puzzleteile, die ihm die Gewissheit gaben, dass sie an seine Seite gehörte. Sie mussten noch viel aufarbeiten – aber welches Paar musste das nicht? Aufgrund ihrer Schwangerschaft hatten sie einige Schritte übersprungen, aber sie würden einen Weg finden, das alles zu bewältigen.
Je länger Rafael darüber nachdachte, desto überzeugter wurde er, dass alles zusammenpasste. Bryony war die Richtige. Sie würden eine Familie gründen, und er konnte alles haben.
Das Resort.
Er verzog das Gesicht. Das Bauvorhaben hing wie eine dunkle Wolke über ihm und war das Einzige, was zwischen ihm und Bryony stand. Sie hatte geschworen, dass er ihr versprochen hatte, das Land nicht großflächig zu bebauen, was absolut keinen Sinn ergab. Warum hätte er es dann überhaupt kaufen sollen? Für einen Privatstrand hatte er definitiv keine Verwendung.
Und bei diesem Deal stand so viel auf dem Spiel.
Es musste einen Weg geben, sie und die anderen Inselbewohner davon zu überzeugen, dass ein Hotel den Lebensstil auf der Insel nicht verändern würde.
Entweder das, oder er musste zurück zu seinen Partnern – seinen Freunden – fahren und ihnen und all den Investoren das Aus verkünden. Das würde ihn verdammt viel Geld kosten. Schlimmer noch, er würde seine Glaubwürdigkeit und seinen guten Ruf in der Branche verlieren.
Und das alles wegen eines Versprechens, an das er sich nicht mehr erinnern konnte.
Bryony bewegte sich in seinen Armen, und er zog sie besitzergreifend an sich, um sie küssen zu können.
Sie seufzte, während sie langsam die Augen aufschlug. Lächelnd meinte sie: „Das ist aber eine nette Art aufzuwachen.“
„Ich kann mir auch keine bessere vorstellen.“
„Gibt es irgendetwas, was du heute gern tun würdest?“
„Ja, ich dachte, du könntest vielleicht mit mir eine kleine Sightseeingtour über die Insel machen. Mir zeigen, was das Besondere ist, dass alle so gern hier leben. Ich kann mich nicht daran erinnern, wann ich das letzte Mal einfach nur zum Spaß an den Strand gegangen bin.“
Sie lehnte den Kopf zurück und runzelte die Stirn. „Du arbeitest viel zu viel. Vielleicht erweist sich dein Unfall im Nachhinein noch als Segen. Er hat dich gezwungen, alles ein wenig langsamer angehen zu lassen und Dinge zu hinterfragen. Das ist doch gut.“
„So würde ich es nicht sehen. Fast zu sterben, ist nicht gerade der Weckruf, auf den man besonders scharf ist“, kommentierte er trocken.
Bryony berührte seine Wange. „Aber würdest du so denken, wie du jetzt denkst, wenn es nicht passiert wäre?“
Er seufzte. „Wahrscheinlich nicht. Vielleicht bist du der Grund dafür, dass ich alles Mögliche überdenke. Hast du dir das schon mal überlegt?“
Sie lächelte und gab ihm einen Kuss. „Ich akzeptiere das als Erklärung. Ich mag mir nämlich
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