HABE MUTTER, BRAUCHE VATER - Mallery, S: HABE MUTTER, BRAUCHE VATER
Sache kommen sollte.
„Ich habe Chili gemacht“, sagte sie. „Sie hatten erwähnt, dass Sie es riechen, wenn ich koche, und dass Sie statt des Geldes gern ein Essen hätten. Ich bin damit einverstanden. Also habe ich Chili und Maisbrot gemacht. Kuchen ist auch da – aber davon haben Sie wahrscheinlich selbst noch genug. Von daher weiß ich jetzt also nicht, wie interessant der Blaubeerkuchen als Nachtisch ist. Obwohl … ich hab auch Eis. Es war im Angebot. Mit Schokostückchen. Zoe und ich stehen auf Schokolade.“
Als sie plötzlich merkte, dass sie plapperte, presste sie die Lippen fest aufeinander. Dann räusperte sie sich.
„Was ich sagen will … wir würden uns freuen, wenn Sie mitessen.“ Hmm, das klang merkwürdig. „Mrs. Ford ist auch da. Und ich zahle damit nur meine Schulden zurück. Ich will auch kein Date mit Ihnen oder so. Ich gehe nie aus. Mit niemandem. Sonst mache ich auch nichts. Ich habe keine Hintergedanken. Ich weiß, manche Männer denken, eine alleinstehende Frau hat immer irgendwelche Absichten. Bei mir ist das nicht so. Ich habe kein Interesse an einer Affäre oder dergleichen. Zoe ist noch klein, und außerdem habe ich genug andere Sorgen.“
Große Sorgen, dachte sie. Neil war über einen Meter achtzig und würde sie nie in Ruhe lassen.
„Sie wollen sagen, dass Sie nicht mit mir ausgehen oder Sex haben wollen“, fasste er zusammen.
„Genau“, stimmte sie zu, ehe ihr klar wurde, was sie gerade gesagt hatte.
„Gut zu wissen.“
Er sah sie immer noch an. Sein Gesichtsausdruck war unverändert. Sie wünschte, sie hätte das auch von ihrem eigenen sagen können. Aber davon konnte keine Rede sein. Sie spürte, wie ihr das Blut ins Gesicht schoss. Es bestand kein Zweifel, dass sie knallrot geworden war. Vielleicht, weil der arme Mann mit keiner Silbe angedeutet hatte, dass er überhaupt an ihr interessiert war? Er hatte um ein Essen gebeten, nicht um wilden, hemmungslosen Sex.
„Oh Gott“, flüsterte sie. „Nicht dass ich denken würde, Sie hätten das im Sinn gehabt. Ich bin nur …“
Er hob die Hand, um sie zu unterbrechen. „Elissa, Sie können aufhören.“
„Gute Idee.“
„Ich habe schon verstanden, wie es gemeint war.“
„Gott sei Dank.“
„Ich habe auch verstanden, warum Sie es gesagt haben. Ihre Ehrlichkeit gefällt mir. Keine Sorge, ich werde keinen Annäherungsversuch starten.“
Eigentlich hätte sie sich darüber freuen sollen, doch sie war sich nicht sicher, ob er sie wirklich verstand oder ob er sich über sie lustig machte. Wenn sie nur im Boden versinken und den Tag noch einmal von vorn beginnen könnte …
Sie räusperte sich. „Möchten Sie Chili und Maisbrot?“
„Ja, aber ich komme mit und hole mir eine Portion. Ich möchte nicht beim Essen stören.“
„Sie meinen, Sie würden gern mitessen, aber nicht mit uns gemeinsam?“
„Ist das ein Problem?“
Eine Überraschung vielleicht, aber kein Problem. „Wie Sie möchten.“
„Okay. Ich hol mir schnell einen Teller und eine kleine Schüssel und komme dann runter.“
„Das ist doch nicht nötig. Bei mir gibt es Geschirr.“
„Aber auf die Art muss ich es Ihnen wohl nicht zurückgeben.“
Sie zuckte zusammen. Er macht sich eindeutig über mich lustig, dachte sie mürrisch. Doch wenn sie ehrlich war, hatte sie es verdient. Sie drehte sich um und ging zurück in ihre Wohnung.
Die Lösung ist ganz einfach, sagte sie sich. Sie würde einfach nicht mehr mit diesem Mann reden. Das würde die Chance erhöhen, sich nicht mehr zum Idioten zu machen. Außerdem konnte sie etwas Neues auf die Liste für ihr nächstes Leben setzen. Zusätzlich zu dem Geld hätte sie dann nämlich gern die Fähigkeit, eine Spur weniger direkt zu sein.
Wie jeden Tag läutete der Wecker morgens um vier Uhr. Elissa stand sofort auf. Sie hatte die Erfahrung gemacht, dass ihr Körper sich kooperativer zeigte, solange er wegen der unchristlichen Zeit noch unter Schock stand. Wenn sie die Schlummertaste drückte, bestand die Gefahr, dass sie nie aus dem Bett kam.
Sie duschte, wickelte sich danach ein Handtuch um den Kopf und schminkte sich dezent. Getönte Tagescreme, Wimperntusche, Lipgloss. Nachdem sie die Dienstkleidung für ihren „Eggs ’n’ Stuff“-Job angezogen hatte, föhnte sie sich und band sich das noch leicht feuchte Haar rasch zu einem Pferdeschwanz zusammen. Um halb fünf ging sie in die Küche, wo es schon nach frischem Kaffee duftete.
Wer auch immer diese Timerfunktion erfunden hatte, er
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