HABE MUTTER, BRAUCHE VATER - Mallery, S: HABE MUTTER, BRAUCHE VATER
und schüttelte Walker die Hand.
„Ich wollte mich erst ein wenig umsehen“, erklärte Walker. „Das alte Lokal sieht immer noch gut aus.“
„Das finden wir auch. Es läuft auch glänzend.“ Ron wurde ernst. „Wir bedauern alle sehr, was mit Ihrer Großmutter geschehen ist. Wir wünschen ihr, dass sie rasch wieder auf die Beine kommt.“
Nach allem, was Walker in der Firmenzentrale mitbekommen hatte, bezweifelte er, dass das stimmte. Es war ganz offensichtlich die Hölle, für Gloria zu arbeiten. Gegen sie wirkten sämtliche Generäle, die er kannte, wie Chorknaben.
„Ich danke Ihnen für Ihre Anteilnahme“, sagte er. „Sie ist für ein paar Monate außer Gefecht gesetzt, und ich werde währenddessen ein paar Änderungen vornehmen.“
Ron wusste seine Nervosität gut zu verbergen, doch Walker spürte sie. Er hatte eine Ahnung, was dem Geschäftsführer des „Buchanan’s“ Sorgen bereitete, aber er würde das Problem später ansprechen. Zuerst wollte er sich mit dem Küchenpersonal unterhalten.
„Sind alle hinten?“, fragte er.
„Ja. Sie meinten, dass das Servicepersonal nicht unbedingt dabei sein müsse, deshalb habe ich niemanden herbeordert. Ein paar Kellner und Kellnerinnen sind trotzdem gekommen, obwohl sie keinen Dienst haben.“
„Sehr gut. Sie können allen anderen ja später erzählen, was wir besprochen haben.“
Er ging in die Küche.
Das Restaurant war in einer Zeit gebaut worden, als Immobilien günstig und Arbeitskräfte praktisch umsonst gewesen waren. Die Küche war so geräumig, dass fast zwei Dutzend Leute Platz hatten.
Ein großer Bratrost nahm beinahe eine ganze Längsseite des Raumes ein. Die Steaks wurden auf dem Grill angebraten, in Butter getaucht und dann im Ofen warm gehalten, damit sie nicht trocken und hart wurden.
Heute waren weniger als zehn Köche da – den Jungkoch mitgerechnet, der gerade seine Ausbildung beendet hatte und für die Salate zuständig war.
„Schönen guten Tag“, sagte Walker. „Danke, dass Sie sich Zeit genommen haben und gekommen sind.“
Die Männer tauschten irritierte Blicke aus. Offensichtlich fragten sie sich, ob er glaubte, sie hätten eine andere Wahl gehabt.
„Die meisten von Ihnen wissen, dass meine Großmutter vor Kurzem einen Herzinfarkt hatte. Dabei ist sie gestürzt und hat sich eine Schenkelhalsfraktur zugezogen. Solange sie nicht wieder gesund ist, werde ich die Firma und damit auch das ‚Buchanan’s‘ leiten. Ich habe mir die Bilanzen angesehen, und es ist offensichtlich, dass hier alle verdammt gute Arbeit leisten. Das Lokal macht Gewinn, die Gäste sind zufrieden, und das macht meinen Job um einiges leichter.“ Er wandte sich an Ron. „Sie haben ausgezeichnetes Personal, was bedeutet, dass Sie in der Auswahl Ihrer Mitarbeiter äußerst kompetent sind. Alle arbeiten mit großem Einsatz. Was mir allerdings etwas Sorgen bereitet, sind die Bestimmungen für die Krankenstände. Man kann sie nicht gerade als großzügig bezeichnen, und deshalb werde ich Ihnen zwei zusätzliche Tage geben. Diese Änderung tritt sofort in Kraft.“
Alle schwiegen sichtlich verblüfft. Dann folgte Applaus.
Walker besprach noch einige weniger dringliche Punkte und beendete dann das Meeting. Nachdem er sich noch mit jedem Mitarbeiter einzeln unterhalten hatte, nahm er Ron beiseite.
„Gibt es noch etwas, was wir klären sollten?“, fragte er den Geschäftsführer.
Ron trat leicht nervös von einem Bein auf das andere. „Nichts, was ich nicht allein regeln könnte.“
Walker hatte sich gefragt, ob der Mann von selbst mit der Sprache herausrücken würde oder ob er ihn dazu auffordern müsste. Er wäre jede Wette eingegangen, dass Rons Zurückhaltung mehr mit seiner Angst vor Gloria als mit seinem Charakter zu tun hatte.
„Es wird Alkohol gestohlen“, sagte Walker ohne Umschweife. „Ich habe mir angesehen, wie viel Sie ein- und verkaufen, und die Zahlen stimmen nicht. Sogar wenn jeden Tag eine Flasche zu Bruch geht, gibt es eine Differenz.“
Ron schluckte. „Ich weiß“, gab er zu. „Ich versuche schon seit einiger Zeit herauszufinden, wer der Dieb ist. Zwar habe ich einen gewissen Verdacht, doch ich konnte die Person noch nicht stellen. Der Grund, warum ich die Angelegenheit Ihnen gegenüber nicht erwähnt habe, ist … na ja, ich wollte die Sache selbst aufklären.“
Er wollte seinen Job retten, dachte Walker. Er konnte es ihm nicht verdenken. Wenn Gloria erfahren hätte, dass Alkohol gestohlen wurde, hätte sie Ron auf
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