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Haben Sie das von Georgia gehoert

Haben Sie das von Georgia gehoert

Titel: Haben Sie das von Georgia gehoert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Childress
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Wahrscheinlich veranstaltest du Partys für sie und lässt sie in meinem Bett schlafen.«
    »Stimmt«, entgegnete Georgia. »Tatsächlich ist das mein geheimer Generalplan. Wundert mich, dass du so lange gebraucht hast, um draufzukommen.«
    »Wusstest du, dass Rosa Parks jetzt Bürgermeisterin werden will?«, fragte Little Mama. »Ihr verdammtes Bild hängt überall in der Stadt.«
    Georgia musste lächeln. »Das ist nicht Rosa Parks, Mama. Das ist Madeline Roudy. Die Kinderärztin aus der Klinik. Sie kandidiert gegen Krystal.«
    »Ich erkenne Rosa Parks, wenn ich sie sehe«, sagte Mama.
    Als Georgia wieder herunterkam, stellte sie fest, dass Nathan ein ganzes Glas Erdnussbutter mit einem Weißbrot, ein halbes Brathuhn, eine Tüte Doritos und einen Liter Milch verputzt hatte. Georgia wischte den Kühlschrank aus und ging in die Speisekammer. Gut, dass sie immer tonnenweise Vorräte an Konserven und Tiefkühlkost aufbewahrte, um auf Tornados, Stromausfälle und Hungersnöte vorbereitet zu sein. Aus der Kühltruhe holte sie vorgebackene Brötchen, eine Portion Spaghetti Stroganoff und einen Honigschinken.
    Nathan aß schweigend und schnell, als wäre dies seine einzige Chance, an Essen zu kommen. Georgia war zurückhaltend beeindruckt von seinen Manieren. Er schlang nicht. Er benutzte das richtige Besteck auf die richtige Weise. Nur einmal stützte er die Ellbogen auf und nahm sie gleich wieder vom Tisch, als sie ihn darauf hinwies.
    Sie lehnte am Herd und sah ihm beim Essen zu. »Magst du Pfirsichpastete?«

    Er nickte. Sie stellte ihm die Pastete hin, er dachte, sie sei für ihn, und aß alles auf.
    Sie fing an, den Jungen zu mögen.
    Aber ihn zu mögen war das Letzte, was sie jetzt gebrauchen konnte. Sie fand die Situation absurd. Gleich morgen früh würde sie ihn zur Texaco-Tankstelle fahren und in den Bus setzen.
    Sie war noch immer ein bisschen beschämt wegen ihres ersten Gedankens bei seinem Anblick: wie hübsch er sei, und wie gern sie mit ihm … Es war unrecht, sich auch nur daran zu erinnern, dass sie so etwas gedacht hatte. Natürlich hatte sie nicht gewusst, um wem es sich handelte, aber trotzdem …
    Bis heute war Nathan eine abstrakte Vorstellung gewesen, eine Art Fantasiejunge. In gewisser Weise hatte sie gar nicht geglaubt, dass er existierte. Jetzt war er hier, so real, dass sie ihn riechen konnte – und er roch nicht wie ein Junge, sondern verströmte den durchdringenden Geruch eines Mannes, der dringend ein Bad und frische Socken benötigte.
    Nathan strich mit dem Finger die letzten Krümel auf dem Teller zusammen.
    »Hast du noch Hunger?«
    Er zögerte und schüttelte dann den Kopf.
    »Na, halleluja.« Das sollte ein Witz sein, aber Nathan lächelte nicht. Der Blick seiner großen braunen Augen richtete sich auf sie. Sie brauchte keine Geburtsurkunde, um zu wissen, wessen Augen das waren – Skiffs nämlich: genauso leuchtend und abgrundtief.
    Sie war überrascht, wie dunkel er wirkte. Nach dem kurzen Blick auf ihn im Kreißsaal damals hätte sie angenommen, er sei heller. Ihr war es gleichgültig, aber sie hatte gehört,
dass hellhäutige Schwarze von ihresgleichen besser behandelt wurden.
    Sie sah ihr Spiegelbild in der Form seines Gesichts und seines Mundes. Aber sie bezweifelte, dass jemand beim bloßen Hinsehen die Verwandtschaft erkennen würde.
    »Und, Nathan, was bringt dich nach Six Points?«
    »Der Bus«, sagte er.
    O nein. War er blöde? »Ich meine, was hat dich veranlasst, in den Bus zu steigen?«
    »Mamaw«, sagte er.
    »Mamaw. Ist das Eugenia?«
    Er nickte.
    »Stimmt was nicht mit ihr? Ist sie krank oder so was?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Komm, Nathan, du kannst es mir ruhig sagen. Was immer es ist. Du kannst dir doch sicher denken, dass es eine Riesenüberraschung für mich ist.«
    »Ich hab versucht, dich anzurufen«, sagte er.
    »Wirklich? Wann denn?«
    »Gestern Abend.«
    »Aber ich habe keinen – Moment mal … Wolltest du eine Nachricht hinterlassen und hast dann aufgelegt?«
    Er nickte.
    »Ich hab mich gefragt, wer das war.« Wenn sie doch nur rechtzeitig zum Telefon gekommen wäre, hätte sie das alles vielleicht noch abwenden können. »Warum hast du aufgelegt?«
    Er zuckte die Achseln.
    »Na, was hattest du denn sagen wollen?«
    Der Junge starrte sie eine ganze Weile an. Versuchte einzuschätzen, wie vertrauenswürdig sie war, dachte sie. Sein
Blick wanderte zu seinem Teller. Fast hörte sie, was er dachte: Wenigstens das Essen ist gut.
    »Mamaw sagt, du bist

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