Haben Sie das von Georgia gehoert
verdattert. »Hör auf, Krys, sag das nicht. Es tut mir leid.«
»Diesen Geist kriegst du nicht in die Flasche zurück«, sagte Krystal.
»Ich und meine große Klappe«, sagte Georgia. »Ich hab’s bereut, sowie die Worte aus meinem …«
Krystal explodierte. »Geh mir aus den Augen! Deine Entschuldigungen interessieren mich nicht!«
Georgia wich einen Schritt zurück. Meine Güte – Krystal hatte eine Stinkwut! Ihr Gesicht war verzerrt, und ihre Augen blitzten vor Zorn.
»Ich weiß, ich hätte den Mund halten sollen«, stammelte Georgia. »Ich wollte doch nur verhindern, dass du …«
»Du hast mich absichtlich sabotiert! Natürlich haben sie mich gehasst. Sie hätten jede gehasst, nachdem du das getan hast. ›Bitte nicht schon wieder eine von deinen arschmäßig langen Reden, Krystal. Kannst du uns bitte diese arschmäßig lange Rede ersparen?‹«
»Das habe ich nicht gesagt!« Allmählich fand Georgia ihre Fassung wieder. »Jedenfalls nicht genau. Ich habe versucht zu verhindern, dass du dich lächerlich machst.«
»O nein. Ganz im Gegenteil.«
»Hey, weißt du was? Es ist wirklich völlig unangebracht, dass du jetzt sauer auf mich bist!« Georgias Stimme wurde sehr schrill; sie war überrascht, wie panisch sie klang. Niemals hätte sie den Mund aufgemacht, wenn sie geahnt hätte, dass Krystal sie so schrecklich missverstehen würde. »Ich
habe versucht, dich zu warnen, bevor du angefangen hast. Ich habe dir tausend Zeichen gegeben, du hast mich gesehen, aber du hast mich ignoriert. Ich habe versucht, dir zu sagen, dass diese Frauen nicht hören wollten, wie du Madeline Roudy niedermachst. Sie lieben sie. Hast du das nicht gemerkt?«
»Gestern Abend hast du gesagt, es wäre eine gute Idee, in die Offensive zu gehen.«
»Gestern Abend war es auch eine gute Idee«, sagte Georgia. »Aber dann kommt Roudy rein und geht ihnen allen um den Bart. Hast du denn überhaupt nichts davon gemerkt?«
»Ich hab genug von dir!«, tobte Krystal. »Verdammt! Ist doch deine Schuld, dass sie überhaupt gegen mich angetreten ist!«
»Meine Schuld?« Georgia war verblüfft. »Wieso das denn?«
»Weil du sie geärgert hast! Du weißt, wovon ich rede. Damals bei Hull’s Market. Sie kandidiert gegen mich, um dir eins auszuwischen.«
»Gott, wir sind doch nicht mehr auf der Junior Highschool«, rief Georgia. »Du willst mir die ganze Sache in die Schuhe schieben? Das ist doch einfach nicht fair!«
»Ach, fuck you !«
Das sagte Krystal wirklich.
Die Worte hallten von den Hohlblockwänden und dem flachen Teppichboden wider.
Georgia hatte dieses Wort noch nie aus Krystals Mund gehört. Selbst wenn sie jemanden zitierte, sagte sie immer nur »das F-Wort«.
Aber jetzt hatte sie es ausgesprochen. Dann machte sie auf dem Absatz kehrt und stürmte hinaus.
Die Außentür fiel so hart ins Schloss, dass Georgia dachte, die Glasscheibe werde zerbrechen.
Einen Moment lang verblasste alles im Saal, und Georgia hatte das Gefühl, sie falle wirklich in Ohnmacht. Das Blut rauschte in ihren Ohren. Sie sank auf einen Klappstuhl.
Ihre rechte Gesichtshälfte brannte, als hätte sie eine Ohrfeige bekommen. Fuck you. Das hatte ihre beste Freundin gesagt. Lieber Gott. Dies war ein neuer Tag. Ein neues Territorium – und nie hatte sie damit gerechnet, dass sie es einmal betreten würde.
Georgia stand auf und ging hinaus. Krystals Wagen war weg, der Parkplatz verlassen. Irma Winogrand stand rauchend unter dem Vordach und schaute hinaus auf den Kiefernwald. »Hat deine Mutter dich gefunden?«, fragte sie.
Georgia drehte sich um. »Wie bitte?«
»Sie hat dich gesucht. Wirkte irgendwie aufgeregt. Ich hab ihr gesagt, du bist drinnen. Ist sie nicht gekommen?«
»Bist du sicher, dass es meine Mutter war?«
»Georgia.« Irma zog an ihrer Zigarette. »Ich kenne Little Mama nun mein ganzes Leben lang. Und sie sieht auch ganz gut aus. Außer, dass sie aus Versehen ihre Pantoffeln anbehalten hat.«
»Die rosa Pantoffeln?«
Irma nickte. »Häschenpantoffeln.«
Georgia war entsetzt. Mama hatte im Lauf des letzten Jahres genau zweimal das Haus verlassen: einmal, um mit Georgia zum Gefängnis zu fahren, und einmal, um zum Arzt zu gehen. Den Umgang mit der Welt überließ sie Georgia. So bemerkte niemand ihr »Gedächtnisproblem«, von dem sie ohnehin behauptete, es existiere hauptsächlich in Georgias Fantasie.
»Die arme alte Krystal«, sagte Irma. »Du hast versucht, sie vor sich selbst zu retten. Aber sie wollte nicht
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