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Haben Sie das von Georgia gehoert

Haben Sie das von Georgia gehoert

Titel: Haben Sie das von Georgia gehoert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Childress
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Szene wieder und wieder zu spielen. Manchmal geriet er dabei so sehr außer Atem, dass er vor Lust regelrecht keuchte.
    Heute Abend war er träge. Er wollte kuscheln, ihren Kopf an seine Brust schmiegen und dem Mädchen aus ferner Vergangenheit über das Haar streichen. An einem normalen Freitag hätte Georgia sich mit Vergnügen für so etwas Zeit
genommen, aber sie konnte sich nicht richtig entspannen, weil sie wusste, dass Nathan sich im Haus aufhielt und vor Little Mamas Fernseher döste. Sie hoffte zumindest, dass er es tat.
    Bill murmelte irgendwelche Koseworte. Zehn zu eins, dass sie die Nacht spielten, in der er seine Jungfräulichkeit verloren hatte. Männer sind so fasziniert von ihrem eigenen Nabel und den benachbarten Organen. Den ersten Teil ihres Lebens verbringen sie damit, dass sie sich bemühen, ihre Jungfräulichkeit zu verlieren, und den Rest ihres Lebens versuchen sie dann, sie zurückzubekommen.
    Georgia fühlte sich wie ein Mädchen in einem Opry-Song  – zwischen den Laken mit Sheriff Bill und seinem alten Freund Jack Daniels. Was hat der Sex nur an sich, das einen Mann zum Trinken bringt? Und was hat das Trinken an sich, dass ein Mann davon geil wird? Wieso muss er sich vergessen und jeden Gedanken an das, was er ist, loswerden, um das wilde Tier zu werden, das bei dieser Gelegenheit erwartet wird? Sind wir alle so festgefahren im Trott unseres kleinen Ameisenlebens, unserer Vorstellung von uns selbst als aufrechten, zielstrebigen Geschöpfen mit einer nutzbringenden Aufgabe – nämlich Krumen für den Ameisenhaufen zu sammeln –, dass wir keinen Spaß haben können, wenn wir nicht betrunken sind?
    Wenn Georgia jedes Mal ein Glas getrunken hätte, wenn sie eins für ihre Gentlemen einschenkte, wäre sie längst eine hoffnungslose Alkoholikerin gewesen. Sie tat nur so, als tränke sie, weil Männer nicht gern allein bechern. Außerdem mögen sie keine Frauen, die trinken. Georgias übliche Praxis bestand darin, dass sie sich einen Whiskey eingoss und einmal daran nippte, um den Geschmack auf ihre Lippen zu bringen.
Wenn der Mann gegangen war, benutzte sie den Trichter aus der Sieben-Schubladen – Kommode, um den Whiskey wieder in die Flasche zurückzugießen. Das Zeug war zu teuer, um es wegzuschütten.
    »Ach, du meine Güte«, seufzte der Sheriff in ihr Haar. »O je.«
    »Was ist, Bill?«
    »Naah, nichts.« Er tätschelte ihr unbeholfen die Wange, tätschel, tätschel.
    »Bedrückt dich was?«
    »Ach, eigentlich nicht«, sagte er. »Es ist bloß … nichts.«
    Sie schob sich hinauf und stützte das Kinn auf seine Schulter. Für gewöhnlich brachte man ihn nur zum Reden, wenn man abwartete.
    Schließlich sagte er: »Vielleicht ist es besser, gar nicht drüber zu sprechen.«
    Georgia drückte seinen Arm. »Erzähl’s mir, oder lass es. Mir egal.«
    »Ach, ich hab nur so … vor mich hingeträumt.«
    »Mmmmm«, sagte sie, um aus ihm herauszulocken, was er fantasiert hatte.
    »Zum Beispiel, wenn ich mich frei machen könnte«, sagte er. »Wir könnten irgendwohin gehen. Ich könnte mir einen neuen Job suchen.«
    Du lieber Gott. So viele Wörter hatte Sheriff Bill seit Langem nicht mehr aneinandergereiht. Sie wünschte, er hätte es auch jetzt nicht getan. Von all ihren Klienten war Bill derjenige, von dem sie am wenigsten erwartet hätte, dass er auf diese Art von Sehnsucht verfiel.
    Normalerweise reagierte Georgia so darauf, dass sie dem Mann für diesen lieben Einfall dankte und dann irgendeinen Grund erfand, weshalb die nächste Verabredung leider nicht
stattfinden konnte. Eine Woche Pause genügte meist, um sie wieder zur Besinnung zu bringen.
    »Das ist ganz lieb, dass du so was sagst, Bill. Stimmt denn was nicht zu Hause?«
    »Bloß …«
    Sie wartete.
    Er fing noch einmal an. »Schrecklicher Gedanke, dass ich dich vielleicht verlieren könnte, nur weil ich nie was gesagt hab.«
    »Ach, Billy, du wirst mich nicht verlieren. Keine Angst«, sagte sie beiläufig. »Wie um alles in der Welt kommst du denn darauf? Ich gehe doch nirgendwohin.«
    »Aber – ich würde gern …«
    »Was denn, mich heiraten? Nein, würdest du nicht. Denk doch mal nach. Du bist jetzt wie lange mit Raynelle zusammen? Dreißig Jahre?«
    »Vierunddreißig«, antwortete er wie ein lebenslänglich Verurteilter, der genau weiß, wie viele Tage er noch vor sich hat.
    Fast so lange, wie ich auf der Welt bin, dachte Georgia. »Weißt du noch, wie sehr du sie geliebt hast, bis ihr geheiratet habt?«, sagte sie

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