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Haben Sie das von Georgia gehoert

Haben Sie das von Georgia gehoert

Titel: Haben Sie das von Georgia gehoert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Childress
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laut. »So würde es uns auch gehen.«
    »Das ist was anderes«, sagte er. »Du bist anders.«
    »Nach einer Weile wäre ich genauso.« Sie setzte die Füße auf den Boden. »Immer dieselbe alte Georgia, wie sie jetzt immer dieselbe alte Raynelle für dich ist. Sie ist ’ne gute Lady, Bill. Das willst du doch nicht kaputtmachen.«
    Ein flackernder Blitz druckte das Spitzenmuster der Gardine an die Wand gegenüber.
    Bill richtete sich auf.
    Das Licht flammte wieder auf, und noch einmal. Der bläuliche Schein war zu rhythmisch für ein Gewitter.

    »Das ist ein Blaulicht«, sagte Bill. »Was zum Teufel …?«
    Georgia stürzte zum Fenster und erkannte zwei Streifenwagen, deren Blaulicht die ganze Seite des Hauses erhellte.
    »O Gott !« Sie raffte das Sommerkleid. »Ich muss da runter.«
    Der Sheriff suchte auf allen vieren nach seiner Unterwäsche und streckte den dürren weißen Hintern in die Höhe.
    Georgia zerrte sich das Kleid über den Kopf. »Bill, du kommst nicht da runter, hörst du? Lass mich das regeln.« Sie rannte zur Tür, die Treppe hinunter, durch den Garten und zum Haus. Da kam Nathan durch die Seitentür heraus, die Hände in Handschellen auf dem Rücken, flankiert von zwei Deputys, die ihn vorwärtsschubsten. Little Mama stand auf der Vorderveranda und sah triumphierend zu. Sie hielt das Luftgewehr in der Hand, mit dem sie die Eichhörnchen von ihrem Vogelhäuschen vertrieb. Bei ihr waren zwei Cops, die sie vor dem gefährlichen Neger beschützten.
    Eine mögliche Zukunft blitzte vor Georgias geistigem Auge auf: Kühl betrachtete sie Nathan in den Fängen des Gesetzes und sagte: Ich habe ihn noch nie in meinem Leben gesehen.
    Das Einfachste auf der Welt. Ein Eingreifen war gar nicht erforderlich – sie brauchte sich nur zurückzuhalten und zuzusehen, wie sie Nathan abführten. Nie wieder würde er ihr Haus betreten.
    Aber sie glaubte nicht, dass sie dazu fähig war.
    Nicht weil Nathan ihr eigen Fleisch und Blut war – verflucht, sie karrten Brother alle naselang ins Gefängnis, und Georgia konnte sich kaum zu einem Protest aufraffen.
    Tatsache war, dass Nathan ihr bereits am Herzen lag. Sie wusste, dass sie einen großen Fehler begangen hatte, ihn beim Schlafen zu beobachten. In diesen wenigen Augenblicken
war eine Bindung entstanden. Er hatte angefangen, ihr wichtig zu sein.
    Das verstieß gegen die altbewährte Regel, die ihr jedes emotionale Engagement verbot, aber was konnte man machen? Es passiert schließlich nicht jeden Tag, dass der eigene Nachwuchs plötzlich vor der Tür steht.
    Und nicht jeden Tag verbündeten sich die bewaffneten Streitkräfte von Cotton County mit der Stadt Six Points, um ihn zu verhaften. Georgia kannte die Männer: Da bei Mama auf der Veranda standen die Polizisten von Six Points, Jimmy Wagner und Jack Logan, und die Sheriff’s Deputys Clay Ford und Lester Pine bugsierten Nathan zu ihrem Wagen, auf dem immer noch das Blaulicht blitzte. Georgia war mit Lester zur Highschool gegangen. Im Sommer ihres Juniorjahrs war Eileen Simmons seine Freundin gewesen.
    »Hey, Lester«, zwitscherte sie. »Ich bin Georgia Bottoms! Wie geht’s dir?«
    Er blieb stehen und musterte sie. »Na, prima, Georgie – verdammt, du siehst immer noch gut aus!«
    »Oh, danke. Was ist denn hier los?«
    »Deine Mutter hat den Notruf angerufen und gesagt, ein männlicher Schwarzer sei in euer Haus eingedrungen«, berichtete Lester Pine. »Hier ist er.«
    »Das weiß ich wirklich zu schätzen, Lester, aber Mama hat sich geirrt. Das ist Nathan. Ein Freund der Familie. Ihr könnt ihn laufenlassen.«
    »Bei uns ist eine Einbruchsanzeige eingegangen«, erklärte Lester, »und wir haben diese Person im Innern des Hauses angetroffen. Wir müssen ihn mitnehmen und zumindest einen Bericht schreiben.«
    »Lester, könntest du mal kurz herkommen? Nathan, du
bleibst bei Officer Ford. So ist es recht, nur – ich müsste –, wenn ich dich nur eine Minute …« Sie zog Deputy Pine beiseite und legte beschwörend eine Hand auf seinen Ellbogen. »Lester, zwing mich nicht, allzu laut zu sprechen, okay? Meine Mutter ist geistig nicht gesund. Sie ist verwirrt. Was sie euch erzählt hat, spielt sich nur in ihrem Kopf ab. Der Junge da ist ein Freund von uns. Lasst ihn laufen, und wir vergessen einfach, dass das hier passiert ist, okay?«
    Während sie redete, erkannte sie, dass Lester Pine auf ihren Mund starrte und danach lechzte, sie zu küssen. Georgia glaubte nicht, dass sie ihn irgendwie dazu ermutigt

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