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Haben Sie Hitler gesehen - Haben Sie davon gewußt

Haben Sie Hitler gesehen - Haben Sie davon gewußt

Titel: Haben Sie Hitler gesehen - Haben Sie davon gewußt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Kempowski
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wurde es ja immer schlimmer, die dauernden Wahlen, wie in Frankreich, immerzu Wahlen, das hing einem ja zum Halse heraus. Und dann kam die Krise, 7 Millionen Arbeitslose…
    Schriftstellerin, 1905
    In München, und da lehnte er am Wittelsbacher Brunnen und sprach mit 20 bis 25 Studenten und wirkte unwahrscheinlich provinziell, und mein Vater sagte: » Der Bursche ist ganz uninteressant.« Das war 1927/28.
    Arzt, 1921
    1929, im Sommer.– Von Föhr aus hab ich mal die Do X gesehen, der Pilot hat da eine Schleife gezogen, weil er auf Föhr verwandtschaftliche Beziehungen hatte.
    Redakteur, 1924
    1929.– Mein Vater war blind und spielte Klavier, und zwar im Kino, bei Stummfilmen. Und da mußte ich meinen Vater immer ins Kino schleppen, damit er da seine Musik machen konnte, und ich mußte ihm immer ins Ohr flüstern, was los ist. Da spielte mein Vater lustig oder traurig, je nachdem, wie es grade gekommen ist.
    Hausfrau, 1916
    Er hatte sehr große, klare Augen und sah einen sehr durchdringend an. Ich hab’ ihn auf dem Reichsjugendtag in Potsdam 1931 gesehen.
    Arzt, 1922
    1931.– Umzüge von Arbeitslosen und von der Eisernen Front. Diese Leute hatten drei Pfeile, das war SPD . Wenn so was war, wurden die Rolladen runtergelassen.
    Als Schüler haben wir uns dann auf den Dachboden gesetzt und haben das gespielt. Der eine war der » Führer«, aber nicht etwa Hitler, sondern der Führer von den Dreikreuzlern, also der Vorsitzende, der andere war der Schriftführer, und dann haben wir da Walter-Flex-Gedichte gelesen; mit den drei Pfeilen paßte das ja nun überhaupt nicht zusammen.
    Aber es war so.
    Oberstudiendirektor, 1911
    1931 in Münster, da sprach er in der Westfalenhalle. Da war ich einer von Tausenden. Die riesige Halle war prall gefüllt. Im katholischen Münster! Fast so wie bei einer Wallfahrt. Die Leute kamen von weit her.
    Fotograf, 1918
    Als Junge hab ich ihn gesehen, in Kreuznach, da war ich 14 Jahre alt, 1932, da war eine Wahlversammlung in einem großen Zelt, ich wußte noch nichts von Politik, ein kleiner Mann schrie da mächtig rum, und die zuhörten, die schrien auch. Mit dem Fahrrad war ich dahin gefahren.
    Angestellte, 1916
    In meiner frühen Kindheit hab’ ich ihn gesehn. Ich stamme aus der Pfalz. Er hat seine erste Rede gehalten. Ich bin hingegangen, weil ich einen kleinen Freund hatte, und der wollte ihn hören. Erst war er furchtbar unsicher, dann hat er geschrien, kein Wort hab ich mehr in Erinnerung, nur Verbindung von Laut, Gestik und Gesicht. Es muß 1932 rum gewesen sein.
    Er hatte damals gar keine Resonanz in Kaiserslautern. Das hat er dieser Stadt so verübelt, daß er sich nie wieder darin aufgehalten hat. X-mal durchgefahren und nicht angehalten.
    Buchhändler, 1919
    1931/32.– Regen, und wir warteten, klitschnaß, und der große Führer kam und kam nicht. Dann endlich, und da stellte er sich im Braunhemd in den Regen und hielt eine zündende Ansprache an sein Volk und stand auch ohne Regenschirm, wie die andern alle. Bitte, nicht wahr, das ist doch was. Der hat sogar den Regen propagandistisch ausgenutzt.
    Lehrerin einer Strafvollzugsanstalt, 1917
    1932 in Kiel.– Da gab es eine große Messehalle, in einer Arbeitergegend, und damals war Hitler ja nur der Parteiführer. Da hab ich’s erlebt, daß er durch einen Hintereingang in die große Halle geführt wurde, daß die Menschen draußen das nicht so mitkriegten.
    Was ich noch weiß, ist die große Hundepeitsche, na ja, vielleicht brauchte er die ja zum Selbstschutz, in der damaligen Zeit.
    15 Jahre alt war ich damals, wir waren dafür, damals.
    Goebbels sagte übrigens: » Wir kämpfen bis zur letzten Galgensprosse, aber gehenkt wird doch.« Und der preußische Polizeioffizier saß dabei.
    Germanist, 1919
    In Kiel gab es eine Schalmeienkapelle der KPD . Die fuhren mit Fahrrädern von Platz zu Platz und machten da Platzkonzerte.
    Und dann diese Sprüche:
    Eisern die Front
    eisern die Stirn
    eisern vernagelt das ganze Gehirn!
    Das waren die Sprüche, die da kamen. Von links oder rechts, das war immer dasselbe. Kommunisten und Nazis.
    Kaufmann, 1910
    1932, in Orteisburg, Masuren, da ist er durchgefahren, auf einer Wahlreise. Eine große Menschenmenge; Masuren hatte ja schon vor 1933 mit über 50 Prozent NS gewählt.
    Zunächst vorneweg eine Eskorte, wie überall. Dann kam er mit seinem Mercedes an, stand vorne rechts, hatte einen Staubmantel an, mit Gürtel.
    Er hielt an, begrüßte ’n paar und fuhr dann weiter. Er hielt sogar eine

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