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Habgier: Roman (German Edition)

Habgier: Roman (German Edition)

Titel: Habgier: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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vorhanden war. Der korpulente Mann goss sich sofort ein Glas Wasser ein, leerte es in einem Zug und schenkte sich ein weiteres Glas voll. Dieses Verhör würde sicher immer wieder durch Ausflüge zur Toilette unterbrochen werden. Holmes hatte sich bequeme Sachen angezogen – eine Jogginghose und ein schwarzes T-Shirt, das sich wie ein Fallschirm um seinen Bauch gelegt hatte. An den Füßen trug er Socken und Turnschuhe. Sein Sprachrohr, Taz Dudley, war in einen dunkelblauen, gestreiften Anzug gehüllt, kombiniert mit einem cremefarbenen Hemd und roter Krawatte.
    Die gegenseitige Vorstellung dauerte ein paar Minuten, dann begann Decker mit der Befragung.
    »Fühlen Sie sich wohl, Mr. Holmes?«
    »Wie soll ich mich wohl fühlen, wenn ich von zu Hause weggeschleppt und weiterhin wie ein gewöhnlicher Verbrecher behandelt werde?«
    Taz Dudley legte eine manikürte Hand auf Holmes’ Schulter. »Lassen Sie mich das machen, Ray. Dafür bezahlen Sie mich. Sie beruhigen sich jetzt, okay?« Der Rechtsanwalt war ein herber Typ, stämmig gebaut, mit grau durchzogenen dunklen Haaren, dunkelbraunen Augen, einem kantigen Kinn und einer Gesichtsbräune, die von vielen Urlauben in der Karibik oder von stundenlangen Besuchen auf der Sonnenbank herrührte. »Wollen Sie uns endlich sagen, warum Sie meinen Klienten zum Verhör einbestellt haben?«
    Deckers Antwort richtete sich an den Anwalt, aber er sah Holmes dabei an und legte eine falsche Fährte. »Ihr Klient hatte eine Affäre mit einer Frau, die vermisst wird.«
    »Ach du lieber Gott, ich fasse es nicht!«, schrie Holmes auf.
    »Ray, bitte...«
    »Nein, lassen Sie mich das klarstellen, Mr. Dudley. Ich möchte auch zu Wort kommen, danach können Sie übernehmen.« Er starrte Decker an. »Sie haben mich gebeten, einen Lügendetektortest zu machen. Ich habe einen Lügendetektortest ohne Anwalt gemacht. Und ihn bestanden. Und jetzt, kaum vier Wochen später, sind Sie wieder da. Das hier ist keine Befragung, das ist Schikane. Ich habe kooperiert, und Sie halten mich von der Arbeit ab, so dass ich finanzielle Einbußen habe. Und dazu kosten Sie mich auch noch Geld, weil ich einen Anwalt bezahlen muss. Ich sag Ihnen, was ich machen werde, wenn das so weitergeht: Ich werde San Jose verklagen, ich werde das LAPD verklagen, und ich ganz persönlich werde Sie verklagen!«
    Holmes griff nach einem Glas Wasser, haute damit aber auf den Tisch, statt davon zu trinken. Decker tupfte die Schweinerei mit einigen Kleenex auf und gab Holmes ein Bündel, um sich sein Gesicht abzutrocknen.
    »Das alles ist doch lächerlich!« Der massige Mann wischte sein Gesicht ab. »Es tut mir ja wirklich leid, dass die Frau vermisst wird...«
    »Ray, das reicht«, unterbrach Dudley ihn.
    »Okay, okay.« Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und verschränkte die Arme. »Holen Sie mich einfach hier raus, verstanden?«
    »Beabsichtigen Sie, meinen Klienten zu verhaften?«
    »Das wäre möglich.«
    »Dann legen Sie die Karten auf den Tisch oder halten Sie den Mund.«
    »Was wollen Sie verdammt noch mal von mir?«, schrie Holmes wieder dazwischen.
    »Ray...«
    »Nein, ich will wissen, warum Sie mich verfolgen, obwohl ich allem nachgekommen bin, was Sie verlangt haben. Das hat man jetzt davon, ein guter Staatsbürger zu sein, oder?«
    »Wenn Sie Ihre Wut noch für ein paar Minuten in Schach halten«, sagte Decker, »kann ich Ihnen ein paar Fragen stellen und das Ganze wieder in Ordnung bringen.«
    »Das haben Sie schon beim letzten Mal gesagt!«
    »Mr. Holmes, ich verstehe Ihre Verärgerung. Wir tun aber nur unsere Arbeit.«
    »Haben Sie mit diesem Arsch von Ehemann gesprochen?«
    »Ray...«
    Holmes stand abrupt auf. Decker auch. »Entspannen Sie sich«, sagte Holmes, »ich muss bloß zur Toilette.«
    Decker nickte. »Ich begleite Sie.«
    »Sie begleiten mich nicht. Wie ich Sie kenne, setzen Sie mir da drin eine Elektroschockpistole an meine Eier.«
    »Ihr Anwalt kann uns begleiten.«
    »Verdammte Scheiße, das alles ist unglaublich!« Er sah seinen Anwalt an. »Sorgen Sie dafür, dass er sich von meinem Schwanz fernhält.«
    Der Ausflug dauerte zehn Minuten. Nachdem sie wieder saßen, wirkte Holmes so, als hätte er ein bisschen Dampf abgelassen.
    »Ich möchte Ihrem Klienten nur ein paar Fragen stellen, in Ordnung?«, fragte Decker.
    »Fangen Sie an«, meinte Dudley.
    »Danke.« Decker sah Holmes an. »Sie erzählten mir, dass Sie in der Nacht vor Roseannes Verschwinden mit Ihrer Frau den ganzen Abend zu Hause

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