Habgier: Roman (German Edition)
sein.« Marges Handy klingelte. Sie blickte auf ihre Uhr. »Wenn man vom Teufel spricht – halb neun, dann ist es Vega. Entschuldigt mich für einen Moment.«
»Ich mach frischen Kaffee«, bot Oliver an, »will noch jemand einen?«
Vier Hände reckten sich in die Luft. Marge deckte das Mikro des Handys ab und rief: »Zähl mich mit!« Sie redete noch einen kurzen Moment mit ihrer Tochter und kehrte dann zur Gruppe zurück. »Was hab ich verpasst?«
»So wie es aussieht, sagte der Chef gerade, ist es eher unwahrscheinlich, dass ein Richter uns Zugriff auf den BMW verschafft, solange wir das Auto nicht mit einem Verbrechen in Verbindung bringen.«
»Wir haben einfach kein Glück.« Oliver balancierte Kaffeebecher, Milch und Süßstoff in seinen Händen. »Auf das Auto sind keine offenen Strafzettel oder Verfahren gemeldet. Ivan mag vielleicht ein Mörder sein, aber er befolgt die Verkehrsregeln.«
Wanda war ihm mit dem Kaffee behilflich. »Halten wir denn Ivan immer noch für den Mörder seiner Frau?«
»Was meinen Sie?«
»Wenn Raymond Holmes gleich Belize Hernandez ist, wäre es da nicht wahrscheinlich, dass Hernandez Roseannes Mörder ist?«, überlegte Lee Wang, der als Letzter zum Team gestoßen war. »Er hat es einmal mit seiner Schwägerin getan. Warum könnte er es nicht noch mal gewesen sein?«
»Das stimmt«, erwiderte Oliver, »aber irgendwas ergibt dabei immer noch keinen Sinn.«
»Scott und ich«, mischte Marge sich ein, »haben darüber geredet. Warum bleibt der Mann, den wir Raymond Holmes nennen, hier, obwohl er genau weiß, dass wir die Leiche seiner Schwägerin gefunden haben?«
Wang nippte an seinem Kaffee. »Vielleicht glaubt er, wir können den Leichnam nicht identifizieren.«
»Vielleicht, aber ich weiß, worauf Scott und Marge wirklich hinauswollen«, sagte Decker. »Es gibt da noch etwas, das wir nicht erkennen, und es hat mit Manny Hernandez zu tun. Der alte Vater hat mir gesagt, dass Manny seines Wissens nach immer noch als vermisst gilt. Demzufolge wäre Raymond Holmes gleich Belize, aber Martin ist achtzig, er ist ein Häftling, und alles bleibt reine Mutmaßung, solange wir keine Beweise haben. Bis wir eine Bestätigung durch die Fingerabdrücke haben, wissen wir nicht, ob Ray gleich Belize oder Ray gleich Manny ist.«
»Wer vergleicht die Fingerabdrücke?«
»Ich habe um Zach Spector gebeten«, informierte Decker, »er wird morgen um zehn hier sein. Ich habe Belizes Gefängnis, das Roswell Correctional, kontaktiert; eine Kopie seiner Fingerabdrücke kommt morgen gegen halb elf, vorausgesetzt, FedEx liefert pünktlich. Wenn wir also in der Zwischenzeit spekulieren wollen, lasst uns zurück zum Fall Roseanne Dresden gehen. Was glauben wir? Dass ihr Ehemann sie lebendig in den Kofferraum gepackt hat – denn im Apartment ist sie nicht gestorben -, sie weggebracht und irgendwo vergraben hat?«
»Das ging mir bei Hermiones Geschichte durch den Kopf«, sagte Wanda. »Aber warum sollte er das am helllichten Tage tun? Warum nicht den Schutz der Nacht abwarten?«
»Ivan ist kein cooler Kerl«, sagte Marge. »Ivan hat zugegeben, dass sie sich am Tag zuvor gestritten haben. Vielleicht kommt sie an dem Morgen früher nach Hause, und sie streiten weiter. Diesmal wird er richtig wütend und schubst sie. Wir haben ihr Handy unter der Couch gefunden. Vielleicht fällt sie nach hinten und schlägt sich den Kopf an. Sie ist bewusstlos, und er kriegt Panik.«
»Man fällt hin und schlägt sich den Kopf an, aber normalerweise stirbt man nicht sofort. Könnt ihr euch ernsthaft vorstellen, wie der Typ sie in den Kofferraum zerrt, sie dann tötet und verbuddelt?«, gab Wang zu bedenken.
»Wie ich schon sagte, vielleicht schob er Panik. Ivan schlägt sie absichtlich oder aus Versehen bewusstlos. Er wickelt sie in eine Decke, schleppt sie zu ihrem Auto und stopft sie in den Kofferraum. Dann rast er los und entledigt sich der Leiche. Auf dem Rückweg hört er von dem Flugzeugabsturz und beschließt, ihr Verschwinden mit dem Crash zu erklären. Aber dann würden die Leute sich fragen, warum ihr Auto auf dem Apartmentparkplatz steht und nicht am Flughafen. Also fährt Ivan den BMW zum Flughafen, stellt ihn dort ab, nimmt ein Taxi zurück zur Wohnung, fährt zur Arbeit und dreht dann die Tränendrüse auf und erzählt jedem, dass Roseanne bei dem Crash ums Leben kam.«
Alle in der Gruppe nickten. Decker sagte als Erster wieder etwas. »Das klingt logisch, aber war Ivan nicht gegen halb neun, neun
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