Habgier: Roman (German Edition)
Hause.«
Decker sah Holmes an. »Wenn ich Sie wegen Mordverdacht festnehme, gibt es kein Zurück. Dann sind Sie wieder Teil des Systems, Mr. Holmes. Das bedeutet, dass Sie die Nacht im Knast verbringen, während Ihr Anwalt in seinem Bett liegt...«
Holmes hielt eine Hand hoch und erwiderte trotzig Deckers Blick. »Wenn Sie wissen, wer ich bin, sagen Sie’s mir.«
»Erinnert Sie der Name Isabela Devargas an jemanden?«
Holmes wurde kreidebleich, und sein Gesicht war schweißgebadet.
»Das ist der Name einer Frau«, sagte Dudley.
»Das ist der Name einer toten Frau«, antwortete Decker.
39
»Ich bestehe darauf, mit meinem Klienten allein zu sprechen«, sagte Dudley.
Decker ignorierte ihn. »Wir haben ihre Leiche gefunden, Mr. Holmes. Sie liegt noch genau da, wo Sie sie zurückgelassen haben. Sollte es mildernde Umstände gegeben haben, dann ist das jetzt der Moment, mir davon zu erzählen.«
»Ich sagte Ihnen doch, dass ich dringend allein mit meinem Klienten sprechen muss.«
»Sie können so viel Zeit allein mit ihm verbringen, wie Sie wollen, wenn ich ihn erst mal wegen Mordes eingelocht habe.«
»Lieutenant, selbst wenn er jetzt mit Ihnen spricht, können Sie nichts davon vor Gericht verwenden.«
»Ich kann, wenn er es gestattet.«
»Ich habe sie nicht umgebracht!«, protestierte Holmes. »Ich habe sie nicht umgebracht!«
»Dann sagen Sie Ihrem Anwalt, dass Sie mir alles erzählen wollen.«
»Ray, halten Sie den Mund!«, rief Dudley.
» Sie halten verdammt noch mal den Mund«, schnauzte Ray ihn an. »Sie müssen ja auch nicht dran glauben. Wo er recht hat, hat er recht: Sie schlafen heute Nacht in Ihrem eigenen Bett.«
»Sie bezahlen mich dafür, dass ich Sie berate, also lassen Sie mich das auch tun. Und mein dringender Rat lautet: Reden Sie zuerst mit mir, damit ich weiß, was hier gespielt wird.« Dudley wandte sich an Decker. »Ich wiederhole: Ich bestehe darauf, mit meinem Klienten allein zu sprechen.«
»Ich versuche, Ihnen zu helfen, Mr. Holmes.« Decker setzte zum Gnadenstoß an. »Ich habe hier einen Haftbefehl gegen Sie wegen Mordes an Isabela Hernandez.« Er reichte Dudley das Papier. »Die Frau war früher Mr. Holmes’ Schwägerin.« Er drehte sich wieder Holmes zu. »Noch habe ich den Haftbefehl nicht ausgeführt. Reden Sie jetzt mit mir.«
»Kein Wort, Ray!«
»Ich hab das Miststück nicht angefasst«, sagte Holmes.
»Dann sagen Sie Ihrem Anwalt, dass Sie mir mitteilen wollen, wer den Mord begangen hat. Sagen Sie Ihrem Anwalt, dass Sie mit mir reden wollen, um die Sache aufzuklären.«
»Nicht ein weiteres Wort mehr, Ray. Er lügt Sie an!«
»Ach, er hat gar keinen Haftbefehl gegen mich?«
Dudley begann zu stottern. »Nein, ja, nur, wenn Sie mit ihm sprechen, bringt Sie das in noch größere Schwierigkeiten. So läuft das immer, Ray. Erst tun sie ganz verständnisvoll, aber sie sind es nicht. Lassen Sie die Prozedur der Verhaftung über sich ergehen, und ich hol Sie hier bis heute Abend wieder raus.«
»Vielleicht aber auch erst morgen früh, je nachdem, wie die Anhörung läuft«, fügte Decker hinzu.
»Also das ist Ihr Rat? Ich soll mich von dem Scheißkerl verhaften lassen?«
»Er wird Sie verhaften, Ray, egal ob Sie mit ihm reden oder nicht!«
»Aber vielleicht nicht wegen Mordes«, sagte Decker.
»Er lügt Ihnen ins Gesicht!«, bekräftigte Dudley.
Decker log ihm tatsächlich ins Gesicht. Der Anwalt hatte vollkommen recht. Doch Holmes’ Abneigung gegen das Gefängnis war stärker als jede Logik. Er verschränkte seine Arme. »Ich werde nicht mit Ihnen reden, Lieutenant. Aber verraten Sie mir, was Sie wissen, dann korrigiere ich Ihre Fehler.«
Holmes hielt sich für besonders schlau, aber Dudley würde nicht kampflos aufgeben. »Wenn Sie ihn vor meinen Augen korrigieren, kann er Ihre Worte gegen Sie verwenden, Ray.«
»Das Risiko gehe ich ein.« Holmes lehnte sich wieder in seinem Stuhl zurück. »Also los, erzählen Sie mir, was Sie wissen.«
»Okay, versuchen wir’s«, sagte Decker. »Wir wissen Folgendes: Vor dreißig Jahren verschwanden Beth und Manny Hernandez von der Erdoberfläche. Und ich weiß, dass Sie, mein lieber Freund, auf den Namen Belize Hernandez getauft wurden. Sie sind Mannys Bruder und Beths Schwager. Und genau, wie Sie es selbst zugegeben haben, ist die Liste Ihrer Konflikte mit dem Gesetz ziemlich lang.«
»Und was heißt das?«
»Sie wurden vor zweiunddreißig Jahren wegen guter Führung entlassen, ungefähr sechs Monate vor dem
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