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Habiru

Titel: Habiru Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Gerhardt
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Tatsächlich wachte sie ungefähr zwei Stunden später im altvertrauten Zimmer auf.
    Es hat dieses Mal nicht funktioniert. Wenn ich doch bloß wüsste, warum ich nur ab und an in Schenas Welt aufwache. Alles Kopfzerbrechen half nichts - es fiel ihr nicht ein.
    Dann hatte es Abendessen gegeben, ihre Mutter kochte auch in der Woche immer für alle. Es gab Schweinebraten mit Salzkartoffeln. Nicht gerade ihr Lieblingsgericht, aber wie hieß es so schön: gegessen wird das, was auf den Tisch kommt.
    Später saß sie mit ihren Eltern auf der Couch. Im Fernsehen liefen gerade die Nachrichten, der UN-Waffeninspekteur Hans Blix war von seinem Amt zurückgetreten. Er sollte im Auftrag der Vereinten Nationen die Massenvernichtungswaffen im Irak finden, die von der letzten verbliebenden Supermacht USA dort vermutet wurden. Aber, sagte er, da gäbe es keine, schließlich hatte er mit seinem Team monatelang alles untersucht. Und hatte nie auch nur einen Hinweis gefunden.
    Die vermutliche Existenz von Massenvernichtungswaffen, die innerhalb kürzester Zeit Millionen Menschen töten konnten, waren einer der Hauptgründe dafür, warum George W. Bush einen Krieg gegen Saddam und den Irak führen wollte. Man behauptete, sich vorbeugend gegen diese mögliche Gefahr wehren zu müssen. Saddam sei ein sehr gefährlicher Mann, wurde wieder und wieder aus Washington verlautbart.
    Krieg bedeutete immer auch zivile Opfer, und anscheinend war es den Kriegstreibern in Washington wichtig, dass es moralisch gerechtfertigt war, diesen Krieg zu führen. Trotzdem wuchs die Opposition gegen die neue Bush- Doktrin der »vorbeugenden Kriege« von Tag zu Tag. Auch ihr Vater schimpfte schon wieder: »Das ganze Völkerrecht, der internationale Rechtstandard, der regelt, wann Gewalt angemessen ist, ist damit dahin. Das, was über Jahrhunderte gewachsen ist, und was auch von den USA unter Eisenhower maßgeblich betrieben wurde, einfach über den Haufen geworfen. Es ist nicht zu fassen. Es ist das Ende der UN. Es gilt nun wieder das Recht des Stärkeren. Stellt euch mal vor, ihr verprügelt jemanden, weil ihr behauptet, er wäre eine Bedrohung für euch und würde euch sonst verprügeln. Eine absolute Verdrehung jeglichen Rechts. Denn damit kann man alles rechtfertigen, man muss es nur oft genug behaupten und dann vollendete Tatsachen schaffen.« Er schnaubte vor Wut. Da klingelte das Telefon.
    Ihr Vater ging ran und meldete sich. Sarah bemerkte sofort eine Veränderung bei ihm, als er hörte, wer am anderen Ende war. Er sprach nur noch kurz und abgehackt am Telefon, das war sonst gar nicht seine Art. Sie sah in seine Richtung, und tatsächlich war sein Gesicht verzogen und auf seiner Stirn waren Falten zu sehen. Als er bemerkte, dass Sarah in seine Richtung sah, drehte er sich weg und sprach leiser.
    Oh oh, das sieht nach Ärger aus! dachte sie im Stillen. Ob das ihr Klassenlehrer oder gar der Rektor war? Sie machte sich schon mal auf das schlimmste gefasst und überlegte sich, was man ihr vorwerfen konnte - und wie sie darauf reagieren sollte.
    Und wirklich: ihr Vater kam auf sie zu, nachdem er aufgelegt hatte. »Du Sarah, das war eben dein Klassenlehrer, Herr Schmidt. Er sagt, in letzter Zeit verhältst du dich merkwürdig. Den einen Tag malst du im Unterricht Hakenkreuze, und den anderen Tag sitzt du völlig übermüdet im Unterricht. Er macht sich Sorgen. Muss ich mir auch Sorgen machen?« Sarah blickte verstohlen zu ihrer Mutter, aber von ihr würde wahrscheinlich wie immer keine Unterstützung kommen.
    »Nein Paps.« Paps war der Kosename, den sie heute nur noch in Beschwichtigungsfällen wie diesen benutzte. Es kam ja häufig genug vor, dass sie zu Recht oder auch zu Unrecht gemaßregelt wurde.
    »Ich habe nur ein wenig geforscht, was es mit der Swastika auf sich hat, weißt du, so hieß das Hakenkreuz bevor es von Hitler missbraucht wurde.« Ihr Vater wurde aufbrausend: »Hör' auf mich zu belehren, Kind. Erklär' mir lieber, woher dein plötzliches Interesse an solchen Dingen kommt und warum du so müde warst im Unterricht! Hast du irgendwelchen Umgang von dem ich nichts weiß?« »Nein. Und ich habe letzte Nacht nur schlecht geschlafen, deshalb war ich heute so müde. Und das mit der Swastika interessiert mich einfach. Wir hatten das neulich in Geschichte, und nur durch Zufall habe ich etwas über die wesentlich ältere Bedeutung herausgefunden. Es ist doch nicht verboten, sich damit zu beschäftigen.« sagte sie, nun beinahe zornig. »Es ist dir

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