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Habiru

Titel: Habiru Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Gerhardt
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real, und
    ihr Körper zeigte dies mit dem Muskelkater. Vielleicht ist es auch nur so, dass irgendwelche körpereigenen Stoffe ausgeschüttet wurden, weil ihr Gehirn glaubte, diesen anstrengenden Marsch hinter sich zu haben. Egal was, es macht kaum einen Sinn, sich darüber den Kopf zu zerbrechen.
    Für viel interessanter hielt sie die Frage, warum sie von Schenas Welt Visionen
    hatte. Ihr war überhaupt nicht klar, warum das alles passierte, und warum es ausgerechnet ihr passierte.
    Weil ich noch ein Mädchen bin und bald meinen Zugang zum stark verschütteten Wissen der ehrwürdigen Mütter ganz verliere. Es war die gleiche Stimme, die auch von den Elementen gesprochen hatte. Sie kam aus ihrem Kopf. Jetzt auch noch hier.
    Es machte sie nervös. Andererseits wurde sie nicht verrückt, sie spürte, dass diese Stimme recht hatte.
    Ich muss wohl oder übel lernen mit dieser Stimme umzugehen und sie zu respektieren. Denn auf ihr intuitives Wissen konnte sie unmöglich verzichten, wenn sie verstehen wollte, was hier vor sich ging. Es war die ganze Zeit in ihr, so weit war es ihr bewusst. Es war nur tief in ihrem Inneren verborgen und schlief. Und es gelangte nur in Bruchstücken in ihre Wahrnehmung zurück. Nur dann, wenn sie durch Schenas Welt förmlich drauf gestoßen wurde oder wenn ihre Gedanken um die unendlich vielen Fragen kreisten, die sich aus ihrer Vision ergaben.
    Dann ging sie auf die Toilette. Dort kamen ihr die Fragen in den Sinn, die sie unbedingt beantworten musste, wenn sie weiter kommen wollte bei ihrer Suche.Angenommen, es soll mir wirklich etwas sagen und alles war genauso wahr wie die Geschichte der Swastika. Dann war vor allem anderen wichtig, wo der Traum spielte und wann dies alles geschah.
    Die beiden Fragen beschäftigten sie noch den halben Morgen. Sie hatte vor allem Angst vor der Antwort, wann diese Kultur existierte, die sie gerade kennen lernte. Ihre Intuition sagte ihr, dass sie nicht zeitgleich oder parallel existierte, sondern in der Vergangenheit. Menschenkinder. Ma-sa. Erech. Eridu. Zweistromland. Die Begrifflichkeiten spukten wie wild durch ihren Kopf. Sie musste wieder ins Internet. Dort war die Aussicht, an Antworten zu kommen einfach am Wahrscheinlichsten, und sie musste keine unangenehmen Fragen beantworten.
    In der Schule setzte sich ihre Müdigkeit fort. Ihr Schlaf schien ihr überhaupt keine Erholung gebracht zu haben. Sie nahm sich zusammen, aber auch das half wenig. Häufig musste sie gähnen, und dem Unterricht konnte sie nicht wirklich folgen. Die ersten beiden Stunden zogen sich endlos dahin. Aber immerhin merkte ihre Englischlehrerin nichts.
    In der Pause war sie tatsächlich kurz davor, in der Pausenhalle einzuschlafen. Jetzt musste etwas passieren, sonst halte ich den Tag nicht mehr durch. Gleich hatte sie noch Geschichte, anschließend Politik und noch eine Doppelstunde Musik.
    Da sah sie Jessica. Ein wenig Ablenkung war ihr recht. So ging sie noch etwas steif auf Jessica zu und fragte sie, ob sie zusammen auf den Pausenhof gehen wollten. Ihr Muskelkater war ihr egal, Hauptsache frische Luft tanken wegen ihrer Müdigkeit. Von ihren neuen Erlebnissen erzählte Sarah nichts. Jessica würde es doch nur wieder mit einem flachen Kommentar abtun. Darauf hatte sie keine Lust. Sie war froh, ein wenig spazieren zu gehen und lauschte Jessicas neuen unwichtigen Erlebnissen. Irgendwie war alles nicht mehr wirklich wichtig, was sie noch vor kurzem selbst gefangen genommen hatte.

2. Mama
    Die letzten Schulstunden kamen ihr wieder ewig vor, sie wollte endlich mehr herausfinden und nach Hause. Die Müdigkeit war mit ausreichend Frischluft auf dem Nachhauseweg nicht mehr ganz so schlimm. Trotzdem war ihr, als ob
    Herr Berger vorhin etwas gemerkt hätte.
    Was er wohl von mir denken mag? Erst diese Fragen, nun sitze ich mit Auge rändern und total müde in seinem Unterricht, waren ihre Gedanken. Das war nun egal. Zu Hause angekommen nahm sie einen Joghurt aus dem Kühlschrank und trank ein Glas Apfelschorle. Dann wollte schnell in das Arbeitszimmer ihres Vaters, um den Computer anzumachen und ins Internet zu gehen.
    Da kam ihre Mutter heim. Sie hatte einen Halbtagsjob in einem Büro, und sie
    kam immer gegen zwei Uhr nach Hause. »Hallo Mama!« Begrüßte sie ihre Mutter, und wollte sich nach oben machen. »Hallo Sarah, halt, nicht so schnell, ich möchte mit dir reden!« Sie war schon auf der ersten Treppenstufe, bis sie anhielt. »Was gibt es denn, Mama?«
    »Du siehst müde aus,

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