Habiru
antwortete: »Seid ebenfalls gegrüßt, Arnek, Ältester Bruder der Inanna. Und auch ihr beiden Töchter der Großen Mutter. Selbstverständlich gewähren wir euch Gastfreundschaft, wie es nach alter Sitte
Brauch ist. Unsere Hütten sind eure Hütten, unser Essen euer Essen, unser Wasser euer Wasser.«
Sie machte eine kurze Pause und sprach dann weiter: »Ich hoffe doch, dass wir
euch in eurem Anliegen helfen können.«
Sarah war erleichtert über diese freundliche Begrüßung und die Aussicht, dass sie endlich mehr herausbekommen könnte. Sie hatte viele Fragen. Aber noch stand es ihr nicht an, zu sprechen. Sie wartete darauf, angesprochen zu werden.
»Gut, dass du übrigens kommst, Arnek. Ich hätte demnächst meinen Bruder mit Botschaft zu euch geschickt. Wir müssen wahrscheinlich einen großen Rat einberufen, wegen der Habiru. Uns droht Gefahr.«
Sarah schluckte, sie wusste nicht wer oder was die Habiru waren und welche Gefahr sie bedeuten konnten. Aber allein das diese ehrwürdige Mutter von einer Gefahr sprach, machte ihr Angst. Arnek und Schena erging es wohl nicht anders, beide sahen erschrocken aus.
Sarah wollte gerade fragen, was das bedeuten sollte, als Nestas weitersprach, und dieses Mal zu ihr gewandt: »So, Sarah, du möchtest also etwas herausfinden. Ich helfe gerne, wenn ich kann, und bin gespannt, um was es sich handelt. Aber nicht mehr heute. Seid mir nicht böse, aber heute Abend ist das Solevu-Fest zu Ehren der Sigura, die ihren Wohlstand mit allen teilen. Ihr seid natürlich auch eingeladen. Vorher solltet ihr euch erst einmal ausruhen. Ihr seid bestimmt müde vom langen Weg. Ich lasse für euch eine Hütte richten. Morgen werden wir dann sehen, wie wir euch helfen können.«
Nestas hatte während ihrer Rede mit ihren Händen Sarahs Unterarme umfasst. Sollte mir das nicht zu vertraut erscheinen? Überlegte sie gerade, als Nestas auch schon wieder los ließ. Eigentlich hätte ich mich bei solcher Nähe einer Fremden unbehaglich fühlen müssen. Aber es war wie vertraut. Wie eine uralte Begrüßungsgeste unter ehrwürdigen Müttern.
Sarah sagte kein Wort, aber sie wollte nicht einfach so gehen, das sähe doch undankbar aus. »Vielen Dank für alles, ehrwürdige Mutter. Dann sehen wir uns heute Abend auf dem Solevu-Fest?«
Als Sarah ehrwürdige Mutter sagte, blickte Nestas überrascht auf. Sie war sichtlich erfreut. »Ich hoffe doch. Ich möchte gerne mit dir alleine reden.«
Sarah nickte ihr zu. Dann kam eine Enkelin von Nestas, sie hieß Soraya, und zeigte ihnen ihre Unterkunft. Soraya war hübsch, etwas älter als Schena und Sarah. Sie hatte langes braunes, offen getragenes Haar. Schon nach wenigen Metern waren sie bei ihrer Hütte.
Nachdem sie sich die Bündel ausgepackt hatten, eine kleine Zwischenmahlzeit zu sich genommen und sich kurz frisch gemacht hatten, legten sich alle drei auf ihre Strohmatten. Die Müdigkeit übermannte Sarah sofort, und gerade noch bekam sie mit, dass Arnek Soraya Bescheid gab, sie rechtzeitig zum Fest zu wecken. Dann fielen ihre Augen zu und sie wusste, was nun passieren würde. Dieses Mal war sie aber vorbeireitet, und akzeptierte ihr Schicksal. Sie schlief entspannt ein.
Kapitel 4: Sahras Welt
1. Müdigkeit
Sarah schlug die Augen auf. Draußen war es trüb, und auch in ihrem Zimmer lag eine feuchte Luft. Sie war durch das offene Fenster hereingekommen, so dass alles beinahe klamm war. Ihr war kalt, und sie war hundemüde. Und wieder zu Hause, keine Frage. Als erstes stand sie auf und schloss das Fenster. Ich fühle mich wie gerädert.
Ein schmerzhafter Muskelkater machte sich in ihren Beinen bemerkbar. Die Uhr zeigte 6.45 Uhr, noch ein paar Minuten und sie musste sowieso aufstehen, wenn sie pünktlich um 8.00 Uhr in der Schule sein wollte.
Es ist Dienstag. Ihr Zeitgefühl war in letzter Zeit durcheinander, und das war ja auch kein Wunder, wenn man zwischen zwei Welten und Zeiten hin - und herpendelte. Der Traum, oder wie immer man es nennen konnte, war wie beim letzten Aufwachen noch sehr real. Fast war ihr als ob eigentlich Soraya im Raum hätte stehen müssen.
Was habe ich denn gemacht, dass ich einen solchen Muskelkater habe? Sie konnte sich an keine sonderliche Anstrengung erinnern. Bis auf den Marsch in Schenas Welt.
Das machte keinen Sinn, denn das träumte sie ja nur. Andererseits waren in den letzten Tagen viele ihrer Vorstellungen über den Haufen geworfen worden, und nun schien ihr nichts mehr wirklich unmöglich. Vielleicht war es doch
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