Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Habiru

Titel: Habiru Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Gerhardt
Vom Netzwerk:
schon mal vorab den Standpunkt, den die Sippe einnehmen wollte. Inanna hatte das Wort, hörte aber aufmerksam zu, was jeder zu sagen hatte.
    Sie war dafür, hier zu bleiben und sich nicht von den Habiru vertreiben zu lassen. »Das sind doch auch nur Menschen, wir können sicher mit ihnen reden und uns arrangieren, wir können doch zum Beispiel das Land mit ihnen teilen.« »Das mag sein, doch ist es immer gefährlich, solche gewaltbereite Nachbarn zu haben. Es könnte zu Kämpfen kommen.« warf Ugur ein.
    Inanna antworte: »Ich bin mir sicher, sie zähmen zu können. Satte Menschen bekämpfen ihre Nachbarn nicht. Und außerdem hat Sarah mich auf eine Idee gebracht. Sie hat von Mauern erzählt, die man zum Schutz um das Dorf ziehen muss. Als Verteidigung gegen Angriffe.«
    Einige aus der Sippe waren nicht ganz von dieser Idee überzeugt, sie hielten es für besser zu flüchten und nach Norden zu ziehen.
    Sie fragten Sarah, ob es stimme, dass eine Mauer sie schützen könnte. Sie stimmte zu. Denn ihre Welt war voller Mauern, und einige sollen sehr lange Schutz gewährt haben. Aber eine Garantie war das natürlich nicht. Sie dachte an Mousud, den besten Steinkundigen, und konnte sich vorstellen, dass sie es wirklich schaffen konnten, eine starke Mauer zu bauen, die ihnen vor den Angriffen der Habiru half. Gleichzeitig war Sarah unwohl, denn nun nahm die Geschichte der Panzerung vollends ihren Lauf. Aber was hätte sie machen sollen? Sie einfach ihrem Schicksal überlassen konnte sie auch nicht. Jeder andere Weg hätte sich als genauso gut oder schlecht erweisen können, und die Geschichte von Uruks Blüte machte ihr wenigstens ein wenig Hoffnung. Letztlich gaben die Meinungen der Frauen den Ausschlag, vor allem im Bezug auf Nerestides Schwangerschaft. Sie würde schon sehr bald niederkommen, und dabei mit der ganzen Sippe unterwegs zu sein, wurde als zu große Belastung empfunden.
    Nachdem diese Konsensentscheidung getroffen war, gingen sie alle raus, zum Platz mit der Swastika. Dem Stand der Sonne nach zu urteilen musste es fast 10.00 Uhr sein. Auf dem Platz waren schon alle Einwohner Erechs versammelt. Auch die Gäste, Almut mit seiner Familie, waren dort. Man hatte ihnen neue Kleider gegeben, sie sahen wieder wie normale Menschen aus, nachdem sie sich gewaschen und gestärkt hatten.
    Inanna schaute sich um, ob alle Sippen anwesend waren, und als sie alle entdeckt hatte, erhob sie ihr Wort. Es war augenblicklich still. »Eine dunkle Bedrohung liegt vor uns. Wie viele sicher schon gehört haben, haben die Habiru Eridu heimgesucht und die meisten seiner Einwohner umgebracht. Wie viele hatte auch ich Freunde und Verwandte in dieser Stadt, und es gibt wenig Hoffnung. Diejenigen, die nicht umgebracht worden sind, wurden gefangen genommen - und müssen nun für die Habiru arbeiten. Wir haben einen Vorteil, weil wird dank unserer beiden tapferen Mädchen wissen, was passiert ist - und weil wir mit Almut und seiner Sippe weitere Zeugen haben.
    Nun, die Zeit der Trauer ist noch nicht zu Ende. Im Moment ist es aber wichtiger, zu klären, wie wir uns verhalten wollen.«
    Sie machte eine kurze Pause.
    »Grundsätzlich haben wir wie immer die freie Wahl. Ich denke, es gibt folgende sinnvolle Optionen. Wir könnten uns Almut und seiner Sippe anschließen und fliehen. Oder hier bleiben. Und entweder versuchen, einen friedlichen Weg zu finden, oder das Kämpfen lernen.«
    Geraune brach aus. Die Optionen gefielen niemand. Aber sie mussten sich dem stellen. Almut meldete sich. »Ich möchte dazu gerne etwas sagen.«
    Inanna erteilte ihm das Wort. Aber er sprach nichts. Man sah förmlich, wie er mit sich kämpfte, um das herauszubringen, was er sagen wollte. Dann sprach er doch noch: »Die Habiru sind böse. Sie verehren den Tod, und haben keinerlei Achtung vor dem Leben. Wir haben es gesehen: Sie haben wahllos getötet, als
    sie in unser Dorf einfielen. Wir konnten nur mit Glück entkommen. Und nicht nur das: Sogar ihre eigenen Kinder wickeln sie so in ihre weißen Gewänder ein, bis diese völlig bewegungslos sind, und hängen sie dann an ihre Reittiere. Da wundert es nicht, warum sie so geworden sind. Denn jeder von uns weiß doch
    - Kinder brauchen seit jeher zwei Dinge - das Selbsterkunden der Umwelt ohne Einschränkung, und die Liebe der Sippe. Deswegen tragen wir doch unsere Kinder gerade in den ersten Lebensjahren an unseren Körpern! Sie sind keine Menschen-Kinder, sondern irgendetwas anderes - böse Geschöpfe der

Weitere Kostenlose Bücher