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Habiru

Titel: Habiru Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Gerhardt
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und fliehen? Oder genauso sterben wie Arnek?«
    »Nein. Ich denke, ihr solltet die Mauer ruhig bauen.«
    »Was macht dich so sicher?«
    Sarah war alles andere als sicher. »In meiner Welt ist das alles längst passiert.«
    Nach dieser Unterhaltung war Schena wieder etwas hoffnungsvoller, was die Zukunft von Erech anging. Sarah sah es ihr an. Die Ereignisse in Eridu hatten sie mehr mitgenommen, als sie zugeben wollte. Hoffentlich konnte sie Inanna die gleiche Hoffnung vermitteln.
    Sie blieben bis zum Nachmittag dort, und schliefen sogar noch ein wenig, der See wirkte beruhigend auf beide.
    Die Sonne ließ sich auch wieder vereinzelt zwischen den Wolken blicken, und auf dem See spiegelten sich die Sonnenstrahlen tausendfach. Es war ein schöner Anblick.
    »Siehst du, auf jede Wolke folgt auch wieder Sonne.« sagte Schena, es sollte wohl ermutigend wirken, wahrscheinlich vor allem für sie selbst. Sarah war sich da längst nicht so sicher. Trotzdem versuchte sie zu lächeln und presste eine kurze Zustimmung aus sich heraus. Die Bilder des Irak-Krieges erinnerten sie an die Zustände in ihrer Welt. Von denen hatte sie Schena nur wenig erzählt. Sie wollte sie nicht damit mehr belasten. Hätte sie wirklich begriffen, was die Zukunft bringen würde, wäre sie nicht so hoffnungsvoll gewesen. Aber ohne Hoffnung waren sie sowieso verloren.
    Schließlich machten sie sich auf den Heimweg nach Erech.
    Sie würde Inanna alles sagen, und dann würde morgen auf der Versammlung entschieden, was zu tun sei. Es wird schon werden. Vielleicht war ja eine Rückkehr zur Normalität möglich.
    Wieder in Erech angekommen war Inanna schon auf der Suche nach ihnen. Jedenfalls ließ Ugur das ausrichten, er war der erste, der ihnen über den Weg lief. Sie wollte mit Sarah reden, was ja auch nur verständlich war. Immerhin war sie der Grund für die Reise nach Eridu gewesen.
    Sie gingen in ihre Hütte. Inanna begrüßte sie herzlich. In ihrem Gesicht waren noch die Auswirkungen der Trauer zu sehen.
    »Heute müsst ihr mir noch einmal alles ganz genau erzählen. Dein Auftauchen mit den Habiru zusammen kann kein Zufall sein.«
    Sarah verstand zuerst nicht, worauf Inanna herauswollte. »Ehrwürdige Mutter Inanna, ich bin doch nicht verantwortlich für das, was hier geschieht. Weder für den Tod Arneks noch für das Auftauchen der Habiru.«
    »Nein, Mädchen, so habe ich das auch nicht gemeint. Unsere Wege sind vorherbestimmt. Und deine Anwesenheit hier soll uns bestimmt etwas sagen, vielleicht, was wir tun sollen.«
    Inanna, mit ihrem weißen Haar und ihrer warmen Ausstrahlung, beruhigte Sarah wieder. Aber ob sie diesen Menschen hier wirklich helfen konnte? Sie sah keinen tieferen Sinn in ihrer Anwesenheit. Auf die Idee, Mauern zu bauen wären sie bestimmt auch von selbst gekommen.
    »War deine Suche wenigstens nicht vergeblich und von Erfolg gekrönt?«
    »Ich denke schon. Schena und ich haben eine ganze Menge herausfinden können, in den zwei Tagen, die wir in Eridu waren.«
    Sie entschied sich für die schonungslose Offenbarung. »Ich komme aus eurer Zukunft. Das, was hier passiert, ist in meiner Welt bestimmt 5000 Jahre, wenn nicht länger her. Und ich träume das alles nur.«
    Sie wartete auf eine Reaktion. Inanna war genauso erstaunt, dies zu hören, wie Nestas und Arnek nach dem Solevu-Fest.
    »Und du bist dir dessen sicher?«
    »Ja, absolut. Am Anfang war ich es natürlich nicht, aber ich habe so viele Sachen entdeckt, die nicht anders erklärbar sind.«
    »Oh. Was denn zum Beispiel?«
    »Also: Ich bin mehrmals zu Hause aufgewacht, und konnte mich an alle Details von hier erinnern. Also suchte ich nach Hinweisen, um diese Details zu prüfen.«
    Und so erzählte sie alles, was ihr einfiel, ein drittes Mal, angefangen mit der Swastika, dann über ihre Entdeckungen über Eridu, die Stadt, die lange verwüstet und zerstört war, und heute mitten in der Wüste lag, über die veränderte Küstenlinie, und veränderten Flussläufen, von den Habiru, die Zikkurate, der Heiligen Hochzeit, der Geschichte des Turmbaus zu Babel, der Sprache und schließlich von den Gewaltwellen, die zur Panzerung führten, sowohl emotional als auch bauwerkstechnisch - wie die Stadtmauer von Uruk zeigte.
    Bis hin zum Krieg, der gerade wieder über dieses Land hinwegrollte, welches heute nur noch Wüste war, in dem das einzig Wertvolle das Erdöl im Untergrund war.
    Als sie fertig war, schwieg Inanna. Anscheinend musste sie das alles erst einmal verarbeiten. Sie schaute

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