Habiru
anzupacken verstanden. Zuerst ging man mit Schaufeln zu Werke, um einen kleinen Graben auszuheben. Darin sollte das Fundament für die Mauer entstehen. Der Graben war mit so viel Hilfe relativ schnell fertig, schon am zweiten Tag reichte er komplett um Erech herum.
Sarah war wieder nicht zu Hause aufgewacht, jetzt den dritten Tag in folge, und mittlerweile war sie deswegen sehr verstört. Sie wusste nicht, warum sie nicht wieder zurückkehren konnte. Sie grübelte den halben morgen. Was war es, dass sie hier gefangen hielt? Musste sie jetzt umgekehrt einen Schlüssel finden, der sie wieder nach Hause brachte? Sie kam nicht drauf. Mitten in ihre nachdenkliche Stimmung hatte Schena sie gefragt, ob sie wieder zu Hause gewesen wäre. Das war ihr unangenehm, und sie hatte patzig reagiert und ihr gesagt dass es sie nichts angehe. Das war nicht nett, Schena konnte doch nichts dafür, dass sie nicht nach Hause kam.
Auch wenn es hier sehr schön war und sie ohne große Umstände in die Sippe der Inanna aufgenommen wurde. So langsam bekam sie Heimweh. Alle waren nett, und sie half, wo es nur ging. Wahrscheinlich vermisste sie nur ihre Mama richtig, und das war Grund für dieses unangenehme Gefühl. Ihre tatkräftige Unterstützung half nicht nur den Ma-sa, sondern auch ihr, so war sie wenigstens abgelenkt. Sie fragte sich die ganze Zeit, woher man die Steine für die Mauer hernehmen sollte - aber das klärte sich ganz von alleine auf. Man holte Lehm mit mehreren Kastenwagen heran. Es war das erste Mal, dass sie ein Vehikel mit Rädern sah. Sie war einerseits erstaunt, überhaupt ein solches Transportgerät zu sehen - andererseits aber auch nicht - denn nach der »Alles ist rund - Vorstellung« war ein Rad keine wirkliche Erfindung, sondern nur eine simple Entdeckung. Aus der Natur abgeschaut. Es waren tatsächlich Baumstümpfe, die in Scheiben geschnitten waren. Wie auch immer das bewerkstelligt wurde, es funktionierte. In der Mitte der Scheiben war ein Loch, durch das eine Achse geschoben war. Und auf die Achsen war ein Holzkasten montiert. Ein Ochse zog so einen Karren. Das Lehmfeld lag in westlicher Richtung, und wie sie hörte, war es fast zwei Stunden Fußweg mit dem Karren entfernt. Die Wagen waren ununterbrochen im Einsatz, immer wieder schaffte man so neuen Lehm herbei.
Dieser wurde in Formen gegeben und dann gebrannt. Es wurde tatsächlich ein harter Ziegel draus. Mit diesen Ziegeln und angefeuchteten Lehm als Mörtel baute man die Mauer. Fast alle Einwohner Eridus machten mit. Nur ein paar kümmerten sich weiter um die Felder - und die, die nicht mitarbeiten konnten, sorgten für das leibliche Wohl der Arbeiter, damit diese immer genug Essen und Trinken hatten.
Sarah half am liebsten bei der Formgebung der Ziegel. Ihre Aufgabe bestand darin, aus dem Lehmhaufen eine gute Handvoll Lehm zu nehmen, diese in die Form zu geben und glatt zu streichen. Und das immer wieder, sie brauchten eine Menge Ziegel. Diese fertigen Formen wurden dann in Öfen gebrannt. Am Nachmittag fiel ihr ein, dass sie zwar mal kurz davon gesprochen hatten, weches Jahr sie hatten, aber noch nie, welcher Tag oder Monat gerade war. Das war in all dem Trubel untergegangen, seit sie wusste, dass sie von einer alten Zeit träumte. Und später hatte sie einfach noch nicht dran gedacht zu fragen. Sie nahm sich vor, sobald wie möglich jemanden zu fragen. Nur vielleicht nicht gerade Inanna oder Schena, das war ihr zu peinlich. Sie versuchte nachzudenken, wie viele Tage sie jetzt schon hier erlebte. Ihre Ankunft am See, war der erste Tag hier. Am zweiten gingen sie nach Eridu und abends war das Solevu-Fest. Am dritten Tag der Besuch beim Steinkundigen. Dann der schreckliche Tag mit den Habiru. Ihr Rückweg wiederum einen Tag später. Und nun die drei Tage, die sie jetzt schon hier war.
8 Tage insgesamt. Erst. Was für ein kurzer Zeitraum. Etwas mehr als eine Woche. Ihr kam es vor wie ein halbes Jahr. Bei ihr zu Hause war knapp ein Monat vergangen. Zumindest bis sie regelmäßig aufwachte.
Als sie am Abend zur Hütte zurückging, war Nesaja wie jeden Tag am kochen, und sang dabei. Da sie allein war, packte sie die Gelegenheit beim Schopf und fragte sie: »Welcher Tag ist heute eigentlich?«
Auch wenn Nesaja stutzte, sie antwortete prompt: »Heute ist der Sonnentag. Der dritte Sonnentag im Sommer-Mond. Du bist am Saturntag vor einer Woche das erste Mal hier aufgetaucht.«
Sarah war verwundert. Sonnentag? Klang wie Sonntag. Saturntag? Das konnte doch
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