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Hackschnitzel

Hackschnitzel

Titel: Hackschnitzel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Leix
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übernächsten Tag vorhergesagt worden war.
    Ab und zu blieb er stehen, schaute auf ein vorbeifahrendes Schiff oder auch nur auf den Strom.
    ›Eine besonders perfide Art, jemanden loszuwerden‹, kam ihm schon nach wenigen hundert Metern das Bild des holzfressenden Großhackers wieder in den Sinn.
    Er wandte seinen Blick hinüber zum Auewald und betrachtete die hohen Pappeln, die ihre unbelaubten, silbergrauen Kronenäste jetzt hoch in den Himmel streckten. Solche oder ganz ähnliche Bäume mussten es auch gewesen sein, die am Tatort gefällt worden waren.
    Der Kommissar stellte sich vor, wie bei den Stämmen mit über einem Meter Durchmesser eine orangefarbene Motorsäge angesetzt wurde. Es war sicherlich ein schweres Gerät und besaß ein silbrig blitzendes Metallschwert, über das die scharf geschliffene Sägekette sauste und sich in das weiche Holz der schnell gewachsenen Bäume fraß. Auch den tropischen Urwaldriesen trachteten die Holzfäller mit derartig monströsen Kettensägen nach dem Leben.
    Ein lauter Achtungsruf ertönte und im Zeitlupentempo neigte sich der dreißig Meter hohe Baum. Im Fallen nahm er Fahrt auf, wurde schneller und schneller und die ausladende Krone zerbarst schließlich mit infernalischem Krachen auf dem Asphalt des Feldweges.
    Lindt rieb sich die Augen, schaute wieder zu den alten Pappeln und freute sich, dass die stolzen Bäume alle noch standen.
    Seine Einbildungskraft hatte ihm einen Streich gespielt. Nein, er war nicht dort, wo der Holzhäcksler vor wenigen Tagen gearbeitet hatte, sondern immer noch einige Kilometer weiter westlich auf dem sonnigen Rheindamm.
    Hatte das Verbrechen etwa direkt mit den Baumfällarbeiten zu tun? Der Kommissar schaute wieder aufs Wasser, begann fast automatisch Tabak in einen Pfeifenkopf zu drücken und grübelte weiter.
    Die Arbeiten waren von der Gärtnergruppe des Städtischen Bauhofs durchgeführt worden. Ein auf Baumpflege spezialisierter Mitarbeiter hatte die Pappeln präzise gefällt, das Nutzholz abgetrennt und die sperrigen Äste etwas kleingesägt.
    So stand es in Paul Wellmanns Notizen von der Ortsbesichtigung.
    Als nächsten Arbeitsschritt hatte der Kran eines großen Forstschleppers die Stämme seitlich aufgestapelt und erst danach kam die Hackerfirma zum Einsatz, um das übrig gebliebene Astwerk zu schreddern.
    Bedächtig zog Lindt an seiner Pfeife und sah die Rauchwolken vom Rhein weg nach Osten ziehen. ›Westwind‹, konstatierte er. ›Also hat die Vorhersage doch recht gehabt. Die stabile, warme Wetterlage wird sich jetzt ändern.‹
    Er stand, schaute aufs Wasser, blies Wolke um Wolke von sich, sinnierte und überlegte weiter.
    Die Gärtnerkolonne und den Fahrer des Forsttraktors müsste man auf jeden Fall mit zu den Verdächtigen zählen. Sie hatten gewusst, wo die Maschine arbeitete und vermutlich auch, wie sie zu bedienen war.
    Genauso war diesem Personenkreis bekannt gewesen, dass die Hackschnitzel in einem Heizkraftwerk verfeuert werden sollten.
    Aber – Lindt zweifelte – Mitarbeiter des Städtischen Bauhofes hatten den Inhalt des letzten Containers für die Spielplätze verwendet.
    Also doch nicht verdächtig?
    Oder war für Spielplätze wieder eine andere Abteilung zuständig?
    Aber wer könnte dann ...?
    Der Kommissar nahm sich vor, trotzdem von allen, die am Tatort gearbeitet hatten, Fingerprints abzunehmen und mit den Spuren in der LKW-Kabine zu vergleichen.
    Reine Routine natürlich, würde er sagen, nein, nein, niemand ist direkt verdächtig, gehört alles zum üblichen Ermittlungsprogramm ...
    Er wollte jeder möglichen Fährte nachgehen.
     
    Doch diese Spur führte ins Leere.
    Gleich am nächsten Morgen stattete Lindt zusammen mit einem Kollegen des Reviers Ettlingen dem Bauhof der Stadt Rheinstetten einen Besuch ab. Die Mitarbeiter waren sehr kooperativ, ließen bereitwillig ihre Fingerkuppen auf die Erkennungsdienstformulare stempeln und bedauerten ein ums andere Mal, wie leid es ihnen täte, nichts gemerkt zu haben, als sie die Holzhäcksel auf dem Spielplatz ausstreuten.
    Allgemeines Erstaunen machte sich breit, weil die Identität des Opfers immer noch nicht geklärt war. ›Dass den auch niemand vermisst!‹, wunderten sich die Arbeiter ein um das andere Mal und schließlich erklärte der Vorarbeiter der Truppe: »Wer das auch war, eines ist sicher: Keiner von uns, wir sind alle komplett!«
    Lindt zuckte nur die Schultern, brummte etwas von sehr langwierigen Ermittlungen, bedankte sich und steuerte wieder

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