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Hackschnitzel

Hackschnitzel

Titel: Hackschnitzel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Leix
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Wänden hingen überall Jagdtrophäen. Unzählige Rehgehörne, ein paar weit ausladende Hirschgeweihe, dazwischen die nach hinten gebogenen schwarzen Hörner von erlegten Gämsen – »Gamskrucken sag’n mir dazu«, ließ ihn einer der örtlichen Polizisten wissen. Einige gerahmte Fotografien, auf denen stolze Jäger mit ihrer Beute zu sehen waren und als imposanter Höhepunkt noch ein ausgestopfter Auerhahn in Balzstellung. Der war aber nicht sehr professionell präpariert und sah mit seinem abnormal langen Hals aus, als wollte er von der Wand weg geradewegs in den Wirtssaal fliegen.
    »Die Jager kommen oft hier z’samm«, erklärte die Wirtin, als sie Lindts erstaunten Blick sah. »Meistens ham’s was zum tottrinken.«
    »Und rauchen tun’s auch wie die Wilden«, lachte einer der Kollegen, zeigte erst auf die mittlerweile qualmende Pfeife des deutschen Gastes und dann auf die stark vergilbten, ja fast braunen Schädelknochen der Trophäen, die ursprünglich doch einmal schneeweiß gewesen waren.
    »Wir können uns auch nachher noch weiter unterhalten«, drängte der Kommissar dezent zum Aufbruch und die Vorarlberger verstanden gleich. »Natürlich, die Wohnung. Gleich zweimal innerhalb von ein paar Tagen, die müssen wirklich was Wichtiges g’sucht haben.«
    Nach kurzer Fahrt trafen sie am Appartementhaus ›Steinbock‹ ein. Von außen ein respektables Gebäude im alpenländischen Stil – ›fünfundzwanzig Einheiten sind da drin‹ – zeigte sich hinter Finks Wohnungstür dieselbe Einrichtungslinie wie in Rheinstetten. Schwarz-weiß-Edelstahl.
    Nur die Spuren der beiden Einbrüche störten das vollkommene Design. Aufgerissene Schränke und Schubladen, die Inhalte überall verstreut, fast alle Bücher aus dem Regal gefegt, ja selbst in der schmalen Küchenzeile stand kein Topf mehr auf seinem Platz.
    »Ob da jemand fündig geworden ist?« Lindt bezweifelte es und warf noch rasch einen Blick auf den Computer, der seitlich vor einem großen Fenster mit atemberaubendem Bergpanorama stand. Ein gezielter Druck, eine Klappe am PC-Gehäuse schwang auf, der leere Platz für die mobile Festplatte war gefunden, doch diese Erkenntnis half auch nicht viel. »Möglicherweise liegt auch das, was hier gesucht wurde, in einem Bludenzer Bankschließfach.«
     
    »Lassen wir uns mal überraschen«, meinte er auch zu Notar Berger und Jan Sternberg, als er die beiden am Nachmittag wieder eingeladen und ihre Skier verstaut hatte. »Jetzt beginnt jedenfalls die Arbeit, bisher bestand der Tag aus reinem Vergnügen.«
    Schnell erreichten sie Bludenz und steuerten Richtung Stadtmitte.
     
    Plötzlich trat Lindt mit voller Wucht auf die Bremse, lenkte den Citroen nach rechts, kam halb auf dem Gehsteig zum Stehen und starrte wie elektrisiert zur Seite.
    »Aua, was haben Sie denn, Chef?« Sternberg rieb sich schmerzverzerrt die Stirn. Er hatte sich auf der Rückbank nicht angeschnallt und war bei dem abrupten Bremsmanöver mit voller Wucht gegen die Lehne des Vordersitzes geknallt.
    »Na, da drüben!« Er zeigte auf ein von hohem Maschendraht umgebenes Gelände. Mehrere Lastwagen, zwei Bagger und eine Laderaupe parkten auf dem Areal.
    »Sieht aus wie eine Baufirma. Ja, da steht’s doch: Montafon-Bau GmbH.« Jan zeigte auf einen blauen Transporter, bei dem dieser silberne Schriftzug angebracht war.
    »Ach so, ich dachte nur. Von den Farben her sieht es doch so aus wie ... und auf dem Berg, da war auch so ein ...«
    Er sah Sternbergs fragenden Blick, ärgerte sich über sein eigenes Verhalten, knurrte noch: »Entschuldigung bitte für mein plötzliches Bremsen!«, und gab wortlos wieder Gas.
     
    In der Bank wurden sie von einem elegant gekleideten, dynamisch wirkenden Mittvierziger begrüßt und gleich ins Untergeschoss gebeten. Ein Kriminalbeamter des örtlichen Bezirkspolizeikommandos begleitete die ausländischen Besucher: »Mit Ihrem Amtshilfe-Ersuchen haben wir sämtliche Banken abgeklappert. Hier hat es schließlich gepasst.«
    Lindt nickte. Dass viel Kapital auf diskreten österreichischen Konten vor dem deutschen Fiskus seine Ruhe hat, war mittlerweile kein Geheimnis mehr und eben dieses, das Bankgeheimnis also, wurde auch nur bei schweren Straftaten aufgehoben.
    Der Banker öffnete eine massive Tresortüre und ging voraus in einen neonbeleuchteten, fensterlosen Raum. Die Wände glänzten im matten Edelstahl unzähliger verschieden großer Wertfächer.
    Das polizeiliche Siegel auf Schließfach 488 fiel sofort ins Auge. Es war

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