bei dem Wagen sämtliche Reifen mehrfach durchstochen, als er nachts nicht in der Tiefgarage, sondern draußen auf dem Firmenparkplatz stand. Leider waren die schon entsorgt, als die KTU kam.«
»Und das sollen wir glauben«, brummte Lindt halblaut und widmete sich wieder dem Stopfen seiner Morgenpfeife. »Die Reifen verschwinden blitzartig, die Gummistiefel werden schnell in den Müll geworfen und das Gewehr irgendwo im Rhein versenkt. Jede Wette, dass dieser Langenbach da ganz tief mit drin steckt.«
»Leider nur Vermutungen. Damit können wir kein Gericht überzeugen. Beweisen Sie’s Herr Lindt«, wandte sich der Staatsanwalt zum Gehen. Er sah dem Kommissar fest in die Augen und drückte seine Hand: »Ich bin mir sicher, Ihnen fällt was ein.«
»Beweisen Sie’s, beweisen Sie’s, Ihnen fällt sicher was ein«, äffte Jan Sternberg den ›Kurzen‹ nach, als sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte.
Und auch sein Vorgesetzter, dem eigentlich viel an einem guten Verhältnis zu Conradi lag, seufzte tief: »Wenn’s nur so einfach wäre, mein lieber Herr Staatsanwalt.«
»Die Reifen von Falks Chevy passen übrigens auch nicht«, warf Paul Wellmann schnell ein, um abzulenken. »Die Bruchsaler Kollegen haben unauffällig nachgeschaut.«
»Wieder eine Spur, die wir streichen können«, ächzte Lindt. »Ab jetzt bitte nur noch Meldungen, die uns weiterbringen.«
»Wenn wir wenigstens diese Festplatte hätten«, begann Jan Sternberg.
»Haben wir aber nicht!« Sein Chef klang gereizt. »Nur noch Gutes will ich hören!«
»Ja, ich mein’ ja nur, wegen den ganzen Passwörtern und Zugangscodes hier.« Er hielt eine Kopie der Liste aus dem Schließfach in der Hand. »Wäre bestimmt sehr interessant, da mal reinzuschauen.«
»Schau doch wenigstens seine E-Mails an«, zeigte Paul Wellmann auf die web.de-Daten in der untersten Zeile der Liste.
»Klar, warum nicht ... hier der Nutzername ...«, Sternberg loggte sich schnell ein, »und dann noch das Passwort«, er linste wieder auf den Zettel, »ah ja, natürlich, ›Annamaria95‹«
Gespannt starrten die beiden auf den Monitor.
›Sie haben 7 ungelesene E-Mails‹ – Jan klickte darauf und betrachtete die sich öffnende Liste.
»Werbemüll, das da und das auch«, setzte er Häkchen vor den einzelnen Mails, um sie zu löschen. »Alles Spam – ach halt, hier, was ist denn das?«
Er schaute genauer hin: »›Jetzt reicht’s!!!‹ steht drüber und das auch noch mit drei Ausrufezeichen!«
Laut las er vor: »Wir sind es ja schon gewohnt, dass du deine Versprechen nicht einhältst! Bisher hattest du dafür wenigstens noch irgendeine Entschuldigung! Die Arbeit, die Firma oder sonst was! Dieses Mal bleibst du einfach weg und lässt seit Wochen nichts von dir hören. Wenn du uns auch nicht sehen willst – schick wenigstens das Geld!«
»Hui, da hatte Fink aber heftigen Beziehungsstress!« Oskar Lindt war hellhörig geworden. »Wo kommt das denn her?«
»Aus Österreich, Chef! ›
[email protected]‹ heißt die Absenderadresse.«
»Anna, ja, vielleicht Annamaria, seine Tochter, aber Rita, wer ist Rita, möglicherweise die Mutter?«
»Bestimmt«, seufzte Sternberg, »die beiden erben jetzt ganz schön viel. Warum passiert mir denn so was nicht?«
»Also erstens, Jan, erbt nur das Kind und nicht diese Rita und zweitens.«
»Zweitens, Paul«, unterbrach Lindt seinen Kollegen, »zweitens scheint sich das wohlgehütete Privatleben des gehackten Fink hauptsächlich in unserem südöstlichen Nachbarland abgespielt zu haben. Leider konnten die Damen nicht wissen, warum der liebe Konrad wegblieb.«
»Wegblieb und kein Geld vorbeibrachte«, ergänzte Wellmann. »Aber bald wird es ihnen daran kaum mehr mangeln.«
»Die Mail hört sich aber nicht so an, als hätte er bisher üppige Alimente bezahlt«, analysierte Sternberg. »Eher so, als wäre er nach Gutdünken mit der Kindsmutter und dem Mädchen umgesprungen.«
»Jetzt warten wir halt ab, was uns die österreichischen Kollegen berichten. Die große Liebe scheint es zwischen Conny und Rita jedenfalls nicht mehr gewesen zu sein.«
»Nee, Chef, so hört sich der Text nun wirklich nicht an.«
»Was ist mit den anderen Nachrichten? Alles Müll?«
Jan nickte. »Hab ich schon gelöscht und wenn der seine privaten Mails irgendwo gespeichert hat, dann bestimmt auf der tragbaren Festplatte.«
»Und die haben wir halt nicht!«, echoten Lindt und Wellmann im Chor.
»Aber wir haben die Passwörter und ohne die kann