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Hadschi Halef Omar im Wilden Westen

Hadschi Halef Omar im Wilden Westen

Titel: Hadschi Halef Omar im Wilden Westen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Hohenthal
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Feinfühligkeit meines Hatatitla oder an Winnetous Iltschi, ohne daß es zu deren Klasse aufgeschlossen hätte.
    Alma lächelte mich an: ob sie mir und Winnetou Umstände bereite?
    Mir schien dies die Einleitung zu einer ganz bestimmten Wunschäußerung zu sein. Angesichts der Wassermassen unter uns war es ja nicht schwer zu erraten, worum es dabei nur gehen konnte, so daß ich ihr antwortete:
    »Liebes Fräulein Alma, Sie sind eine Bereicherung für uns und bereiten nicht die geringsten Umstände. Planen Sie denn, es künftig zu tun?«
    »Ach, Old Shatterhand! Sie sind nicht das ganze Jahr über Westmann. Als jemand, der wenigstens bisweilen die Zivilisation zu schätzen weiß, sind Sie als Gentleman verständig genug, daß eine Frau auch in der Wildnis auf sich achten muß – gerade dort. Verstehen Sie, was ich meine?«
    Ich verstand. Also hielt ich an, desgleichen taten Fräulein Alma, aber auch Halef, Hirtreiter und Everts.
    Wo wir uns befanden?
    Man denke sich ein dicht bewaldetes Felsentrumm, in das ein Riese mit seinem Daumen mehrere Stufen gezogen hatte, so wie ein
Menschenfinger durch weichen Ton fuhr. Auf der untersten dieser Stufen zog breit der Big Sandy dahin. Wie der Name verrät, ist dessen Bett ein felsiges oder steiniges, er führt überwiegend Sand mit sich, grobkörnig zerriebenes, Millionen Jahre altes Geröll.
    In die Steilseite der zweiten Ebene hatte der Riese etliche, mit dem bloßen Auge erkennbare Felsnischen gedrückt, deren es zahlreiche weitere geben mochte, je weiter man in dem Gelände vorstieß.
    Auf der dritten Stufe nun, die beinahe ein natürlicher Balkon war, standen wir mit unseren Pferden und blickten über das Land, dem weiteren Verlauf des Wassers entlang. Jener Riese mußte ihn mit einem fröhlichen Lied auf den Lippen geformt haben, denn in zärtliche weiche Schlingen gelegt, verringerte der Fluß nochmals seine Geschwindigkeit, so daß man sich an einem stillen See wähnte. Das Fräulein hatte recht getan, auf die Besonderheit dieses Ortes hinzuweisen; grundsätzlich war kein schönerer Lagerplatz denkbar. Ein besonders sicherer schien er aber nicht zu sein; der viele Wald bot zwar Schutz, doch umgekehrt würde man das Herannahen von Feinden nicht so leicht bemerken. Sie aber drängte:
    »Old Shatterhand, eine Stunde Rast, eine einzige. Sie müssen es erlauben!«
    »Eine Stunde nur, Fräulein? Da wird Ihr Schlaf ein kurzer sein.«
    »Aber ich denke nicht an Schlaf. Bewegen will ich mich, schwimmen, tauchen!«
    Sie lächelte verlegen – war es Absicht oder Zufall, daß ihr dabei, just wie bei dem Kampf gegen die Indianer, der Hut vom Kopf rutschte? Einzig von dem Kinnbande gehalten, glitt er in ihren Nacken, so daß die goldenen Locken wieder zur Geltung kamen. Nur wenig derangiert von dem langen Ritt, umflorten sie das anmutige Gesicht. Bei diesem Anblick blieb mir nur zu kapitulieren.
    »Ach, ein Bad wollen Sie nehmen? Sofern Sie mir gestatten, eine geeignete Stelle dafür zu finden, soll es sein. Diese Maßnahme geschieht übrigens weniger aus Zartgefühl als der Indianer wegen.
Daß sich noch keine gezeigt haben, heißt nicht, daß sie uns vergessen hätten. Bitte sehen Sie sich vor!«
    Länger, als ich gedacht hatte, fast eine halbe Stunde, zog sich der Abstieg zum Ufer dahin. Später mußten wir diesen Weg in umgekehrter Richtung noch einmal machen, so daß mich fast ein schlechtes Gewissen überkam, wenn ich an Winnetous Arbeit dachte, die ihm unser Abstecher bereiten würde.
    Wenig später traf er selbst ein. Auf dem Felsplateau hatten sich die Hufe unserer Tiere nicht abgezeichnet; er sah also, daß wir es wagen durften, der »Goldenen Squaw« ihren sehr nachvollziehbaren Wunsch zu erfüllen, welchen er natürlich sofort erriet. Jeder nach einer Richtung spähend, zogen er und ich los, doch entlang dem Wasser sowie in der Umgebung schienen sich keine Gegner aufzuhalten, weshalb wir zu unserem Ausgangspunkte zurückkehrten.
    Inzwischen hatten Halef, Hirtreiter und Everts sich auf die ungeplante Rast eingestellt. Für ein Bad waren sie nicht zu haben, aus Respekt für das Fräulein. Sie versorgten aber ihre Tiere und lagerten sich im Schatten der Bäume, denn wenigstens die Tage waren noch heiß.
    An mir glitt ein Feenhauch vorüber – Alma!
    Ihren derben Reitanzug hatte sie abgelegt, dazu Waffen, Stiefel und Hut. In einem kurzen weißen Kleide, das einem Nachthemde glich, strich sie über das Gras ans Ufer. Dabei tippelte sie nicht etwa zaghaft oder stakste wie

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