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Hadschi Halef Omar im Wilden Westen

Hadschi Halef Omar im Wilden Westen

Titel: Hadschi Halef Omar im Wilden Westen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Hohenthal
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indes zweifelte ich daran, daß Donnerwolke beziehungsweise sein Vater plump getäuscht worden war. Ich vermeide zwar Wetten, denn ich bin kein Freund von Glücksspielen, aber in diesem Moment hätte ich wetten mögen, jene beiden anderen Weißen seien weitere Ganoven von Hayes gewesen. Diese Annahme erklärte auch, weshalb ich außerhalb des Stammesgebietes noch nie diesen Kriegsnamen vernommen hatte; anscheinend war es bei dieser einen Wohltat geblieben, und die erschien mir übertrieben oder erfunden. Freilich hätte ich gern gesehen, wie Hayes mit der Bestie gerungen hatte – einen Grizzly zu erschießen war eine Leistung. Ihn nur mit einer Klinge anzugehen, und sei es einer so breiten und langen wie der des Bärenmessers, hätte allerdings eine außergewöhnliche Tat bedeutet.
    Nun wußte ich schon allerhand, aber ich war noch nicht zufrieden. Was war mit Halef und den anderen geschehen, mit dem Mädchen?

    Gerade wollte ich zu einer diesbezüglichen Frage ansetzen, als jener zu uns trat, von dem zuletzt gesprochen worden war: Milton Hayes. Sein Westanzug glich dem meinen bis auf die letzte Franse, aber er war, trotz des ebenfalls verwendeten dicken Elkleders, an vielen Stellen aufgerissen. Dieser Anblick brachte mich endgültig zur Ruhe – ich hatte Hayes dem Anschein nach heftige Gegenwehr geboten, ehe man mich heimtückisch außer Gefecht gesetzt hatte.
    Als erstes sah ich bei dem Schurken ein Lächeln. Man hätte es für gutmütig halten können, wären ihm nicht Worte gefolgt wie diese:
    »So sieht man sich wieder, Old Shatterhand! Leider konntet Ihr es nach Eurem Auftritt bei Mister Faffle nicht lassen, mir zu folgen. Ich habe mich bereits mit Euren Waffen und Eurem Gepäck beschäftigt. So eilig hattet Ihr es in den letzten Tagen, daß Ihr nicht einmal Zeit fandet, Aufzeichnungen für Euren nächsten Reisebericht anzufertigen; kein Wort habe ich gefunden. Wer schreibt Euer nächstes Buch? Ein Phantom?«
    »Ich blicke zuversichtlich nach vorn, daß ich dies tun werde«, gab ich zurück. »Mein Aufenthalt bei Euch wird nur ein ganz kurzer sein.«
    »Das denke ich auch, Old Shatterhand. Von jetzt an habt Ihr nicht mehr lange zu leben.«
    »Ihr noch viel weniger als ich, Hayes, denn Ihr sind älter, aber nicht weiser. Ob die Altersspanne, die uns trennt, Euch noch einmal vergönnt sein wird?«
    Das war, zumal in meiner Situation, heftig geantwortet. Ich gebe zu, ich hatte mich hinreißen lassen. Aber die Ironie oder vielmehr der Zynismus dieses Kerls ärgerte mich.
    Wie nicht anders zu erwarten, leistete Donnerwolke ihm Schützenhilfe:
    »Ma-ta-weh braucht darauf nicht zu antworten, denn er hat bereits wahr gesprochen. Old Shatterhand hat sich an uns vergangen, deshalb werden er und seine Begleiter in unser Lager an den
Großen See 70 geschafft. Dort werden sie am Marterpfahl stehen, zusammen mit den anderen Bleichgesichtern, und dort werden sie sterben, um Donnerwolke und die Seinen in den ewigen Jagdgründen zu bedienen.«
    »Und warum soll das geschehen?« fragte ich, mich eisern disziplinierend. »Mit welchem Recht fordert Donnerwolke unseren Tod?«
    »Weil ich dem Häuptling von Eurer Absicht erzählt habe«, antwortete Hayes anstelle von Donnerwolke. »Ihr, Old Shatterhand, und Washburn unternehmt den Zug zum Yellowstone nur, um dort die heiligen Stätten der Indianer zu entweihen!«
    Ich kam nicht dazu, mich über eine solche Verdrehung zu entrüsten, weil der oberste Schoschone dem Lügner beipflichtete: »Abermals spricht Ma-ta-weh die Wahrheit. Er hat uns alles erzählt. Die Bleichgesichter, die wir gefangennahmen, führten Kisten mit sich, Stangen und Planen, die einen bösen Zauber ausbringen sollen.«
    »Ja«, grinste Hayes. »Sie wollen Old Faithful vernichten!«
    Kisten, hatte Donnerwolke gesagt, sowie Stangen und Planen – ich erriet, daß damit die technische Ausrüstung gemeint war, Meß- und photographische Gerätschaften. Allein mit dem Namen Old Faithful konnte ich nichts anfangen.
    Milton Hayes oder vielmehr Ma-ta-weh erriet wohl meine Überlegungen. Salbungsvoll, wie an jeden Grashalm einzeln gerichtet, sprach er:
    »Man kennt den Namen Old Shatterhand, wenn auch kaum den Mann dahinter. Man kennt auch den Namen Old Surehand, und man hat von Old Firehand gehört, ebenso von Old Wabble. Gleichviel, der Name Old Faithful ist viel besonderer als sie alle miteinander. Ich habe Mister Washburn davon fabulieren hören, als er in Cheyenne von seinem Vorhaben sprach. Jener Name benennt

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