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Hadschi Halef Omar im Wilden Westen

Hadschi Halef Omar im Wilden Westen

Titel: Hadschi Halef Omar im Wilden Westen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Hohenthal
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ich erfahren hatte, und dachte, Hirtreiter würde damit zufrieden sein. Aber es beschäftigte ihn etwas, was über unsere Lage hinausging. Eifrig fragte er:
    »Master, in Euren Erzählungen habt Ihr bisher immer obsiegt, darum fehlt noch die Schilderung eines langen, qualvollen Martertodes. Man wird es Euch und uns nicht leichtmachen, wie?«
    »Denken Sie es sich nicht wie ein Festbankett. Für gewöhnlich bringen die Roten sich mit Tanzen und Geheul in Stimmung, ehe sie, ab der Dämmerung, ihre Jüngsten zum Zielwerfen antreten lassen, mit Messern und Beilen. Erst dann beginnt das eigentliche Martern. Weniger wertvollen Gefangenen wird rasch
ein Ende gemacht, weil auf ihre Schmerzen niemand Wert legt und ihr Gejammer keine Ehre macht. Bei Gefangenen wie uns wird man sich mehr Mühe geben. Wir haben mit Raffinessen zu rechnen.«
    »Zumal Ihr, Old Shatterhand!«
    »Danke, daß Sie mich daran erinnern. In der Tat, mir wird man am wenigsten ersparen. Darüber kann es Morgen werden.«
    »Aber irgendwann muß doch auch einmal geschlafen und geruht werden.«
    »Dafür ist keine Zeit. Die Indianer kennen Pilze, mit deren Hilfe sie sich berauschen und munter bleiben, bis sie ihre Gefangenen hinreichend gequält haben.«
    »O bitte, unterlaßt dieses Wort: hinreichend! Die unangenehmsten Vorstellungen plagen mich dabei.«
    »Herr Hirtreiter, ich verstehe, daß Sie nun doch Angst überkommt. Sicherlich werden die Torturen – – – «
    »Nein, so meine ich es nicht. Bei einer solchen Zeremonie werden doch gewiß mehrere hundert Personen zugegen sein. Ich frage mich, wer den Ermatteten zwischendurch auf die Beine hilft.«
    »Lieber bayrischer Freund, wollen Sie sich darüber ernsthaft den Kopf zerbrechen? Es geht um Leib und Leben.«
    »Schon, aber für andere geht es um Leib und Genuß. Nach dem Marterfeste werden die Indianer auf einen Réveillon bedacht sein – kennen Sie diesen Begriff? Bei Meister Rottenhöfer habe ich gelernt, daß sich eine Gesellschaft am Ende eines Festes am besten durch Kraftbrühe erfrischt. Bei den Schoschonen muß man da mit mehreren hundert Gedecken rechnen, mit etlichen Kesseln Suppe. Danach wird schwarzer Kaffee zu reichen sein, ferner Rheinpfälzer und Mosel, gefolgt von Dessertweinen. Auch wird Bedarf bestehen an Pasteten und sauer Eingelegtem, verschiedenen Kompotten sowie – ach, Master, es ist ein Jammer.«
    »Herr Hirtreiter, grämen Sie sich, weil Sie für unsere lieben Peiniger nicht tätig werden können?«
    »Nein, ich gräme mich, weil kein Réveillon gehalten werden
kann. Derselbe muß ja von Gekochtem, Gebratenem, Gebeiztem und Gegrilltem begleitet werden.«
    »Nun, in dieser Hinsicht kann ich Ihre Besorgnis zerstreuen. Zu sämtlich Genanntem werden wir selbst werden. Am Marterpfahl wird man uns räuchern wie Westfälischen Schinken.«
    »Ihr meint wohl Bayonner Schinken, denn der ist zarter. Oder vielleicht wie – – – «
    » – – – Wacholderschinken?«
    »Nein, diesen meine ich wiederum nicht, der ist nur eine Abart des Westfälischen. Aber der Bayonner, korrekterweise jambon de Bayonne genannt, der könnte – – – «
    »Lieber Freund, täusche ich mich, oder dürfen die Schoschonen auf Ihr Verständnis hoffen?«
    »Bitte nicht zu übertreiben. Ihr müßt mir nachsehen, Master, daß ich unsere Lage, so mißlich sie auch ist, von der Warte des Mundkochs aus betrachte. Die uns bevorstehenden Qualen – – – «
    »Entschuldigung, daß ich Sie abermals unterbreche, aber Ihr Lehrherr würde schwerlich Verständnis dafür aufbringen, daß sein vorzüglichster Schüler als Speise endet.«
    »Im Gegenteil, gerade Meister Rottenhöfer hätte Verständnis für meine Überlegungen. Sofern man uns fachgerecht verarbeiten wollte, wäre er bestimmt mit allem einverstanden. Man müßte uns nur auf appetitliche Weise glacieren, filetieren, desossieren – – – «
    »Das bedeutet entbeinen, nicht wahr?«
    » – – – und degorgieren – – – «
    »Also Fleisch und Knochen lauwarm wässern, bis beides sich voneinander löst?«
    » – – – panieren und legieren, ferner flambieren und – – – «
    »Genug! Ist Ihnen, was die Kulinarik betrifft, noch nichts aufgefallen?«
    »Allerdings. Die Rothäute pflegen sich zu kasteien. Jene Crème, die sie zu sich nehmen, riecht freilich übel, wie verdorbenes Fleisch.«
    »Das ist keine Crème, sondern eine Paste. Sie heißt Pemmikan
und besteht aus gestoßenem, gedörrtem Büffelfleisch. Für Verzärtelung au

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