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Hadschi Halef Omar im Wilden Westen

Hadschi Halef Omar im Wilden Westen

Titel: Hadschi Halef Omar im Wilden Westen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Hohenthal
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Donnerwolke sagen, wenn das Lager erreicht ist. Bis dahin schweige er!«
    Damit faßte der Häuptling Hayes am Ärmel, und die beiden entfernten sich. Aus der Entfernung mußte er noch einen Befehl erteilt haben, denn die Wachen, welche mich die ganze Zeit beobachtet hatten, lockerten zwar meine Fesseln nicht, hoben mich aber auf, um mich etliche Schritte fortzutragen. In der Nähe eines Feuers, an dem die gewöhnlicheren Gemüter unter den Schoschonen lagern mochten und das sich fernab der Pferde befand, sah ich einige menschengroße Bündel liegen – meine Gefährten!
    Mit diesem, wenn auch traurigen Wiedersehen war ich gegenwärtig meiner schwersten Sorge enthoben. Obzwar nicht weniger streng gebunden als ich, freuten sich Halef und Hirtreiter, daß ich lebte, und umgekehrt. Everts lag mit ihnen auf dem nackten Boden, doch bewegte er sich nicht. Offenbar war er immer noch bewußtlos, und ich muß zugeben, es war mir in diesem Moment auch egal.
    Alma indes sah ich nicht, aber hatte ich das erwarten dürfen?
    Die Szene, die Hayes sich geleistet hatte, konnte mich nicht in Zweifel darüber lassen, wie heiß er sie begehrte – von Donnerwolke
hatte er sich die Gefangene ausgebeten, also schien er sie ganz als seine Beute aufzufassen! Wie sie selbst dazu stand, konnte ich nicht sagen, doch wenn ich ein weiteres Mal wetten wollte, so hätte ich darauf getippt, daß ihm eine Abfuhr sicher war. Gewiß war Alma keine, die sich von Glanz und Geld blenden ließ. Zumindest für den Augenblick brauchte ich um sie nicht besorgt zu sein. Gegenwärtig würde Hayes, beschäftigt mit neuen Ränken, ihr kaum Gewalt antun.
    Man legte oder vielmehr warf mich zwischen Halef und Hirtreiter, während Everts ganz außen lag. Meine Fesseln schmerzten zwar, aber das war zu ertragen. Ich wußte, daß die Indianer niemals unterwegs jemand marterten, sondern nur im Beisein des ganzen Stammes. Man würde uns also nach dem Hauptlager der Schoschonen am Ocean Lake schaffen. Dorthin hatten wir sowieso gewollt, wenn auch nicht unter solch unkomfortablen Umständen.
    Zum Zeichen ihrer Caritas kehrten ein paar meiner neuen Bewacher zurück und verpaßten uns allen ein paar aufrichtig gemeinte Fußtritte, ehe sie sich, wie sämtliche anderen Krieger, an den Feuern die Bäuche vollzuschlagen begannen; wir bekamen selbstverständlich nichts. Aber ich beklagte mich nicht, wozu auch? Ich war wieder mit Halef und Hirtreiter vereint, und die beiden befanden sich leidlich wohl, was war mehr zu wünschen? Bis auf die Wachen, die Abstand zu uns hielten, weil sie mit Kauen und Schlingen beschäftigt waren, beachtete man uns nicht weiter. An Flucht war augenblicklich zwar nicht zu denken, gleichwohl zog ich es vor, nur zu flüstern. Zunächst an Hirtreiter gewandt, sagte ich auf deutsch:
    »Lieber Freund, nun sind Sie in der Küche der Roten gelandet, dorthin wollten Sie doch. Falls Sie es sich anders vorgestellt haben: Dies ist der Wilde Westen! «
    »Danke, Master, daß Ihr mich erinnert«, flüsterte der Koch. »Mein Lehrgeld habe ich nun entrichtet – der letzte Rest meines Geschirrs ging zu Bruch, selbst meine Töpfe und Pfannen kamen unter die Hufe der Pferde.«

    »Sie aber zum Glück nicht. Und Ihre Gewürze?«
    »Bis auf einen kleinen Rest zerstoben in alle Winde. Das einzige, was mir geblieben ist, ist meine Schnupftabaksdose. Die hat man zum Glück übersehen. Nur, wie herankommen und eine Prise nehmen? Das Ding steckt gut verwahrt in einem meiner Stiefel.«
    »Herr Hirtreiter, erlauben Sie die Frage: Haben Sie Angst?«
    »Angst, ich? Ein bayerischer Bub? Niemals! Schon als Kind habe ich Indianer und Trapper gespielt. Mich schützt die Heilige Muttergottes, und aus Euren Büchern weiß ich, wie alles ausgehen wird. «
    »Demnach zählen Sie auf Winnetou?«
    »Ja, denn er ist nicht mitgefangen und wird uns heraushauen.«
    »Täuschen Sie sich nicht. Er wird mit sich selbst beschäftigt sein. Die Feuer brennen hoch, weil man ihn hindern will, sich anzuschleichen und uns zu Hilfe zu kommen. Daß man ihm nachspüren wird, mit aller Kraft, versteht sich von selbst.«
    »Schon, aber Winnetou ist kein beliebiger Indianer. Um ihn mache ich mir keine Sorgen. Falls er freilich zu spät kommt oder ihm etwas zustößt, ist es wohl um uns geschehen?«
    »Um uns bestimmt, aber nicht um das Mädchen.«
    »Ja, wo ist Fräulein Alma? Ich habe mit ansehen müssen, wie man auch sie gefangennahm, aber seitdem ist sie verschwunden.«
    Ich erzählte kurz von dem, was

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