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Hadschi Halef Omar im Wilden Westen

Hadschi Halef Omar im Wilden Westen

Titel: Hadschi Halef Omar im Wilden Westen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Hohenthal
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Tiere eher verwandt als einem Menschen.
    Genauso jäh verstummte es wieder. Unschwer konnte man sich ausmalen, was nebenan gerade geschehen war.
    Mit gespieltem Ehrgeiz lauschten die beiden Wachsoldaten in die Stille. Der eine warf dem anderen einen bezeichnenden Blick zu.
    »Karwan Baschi!« hohnlachte er gegen die Gefangenen.
    »O ja, Karwan Baschi!« bestätigte feixend sein Kamerad.
    Karwan Baschi – an dieser Bezeichnung erkannten Halef und Sir Edward, daß nebenan der glücklose Karawanenführer gefoltert wurde. Warum man sich an diesem zwar wichtigen, aber zugleich harmlosen Manne vergriffen und ihn bis zum Zustande der Bewußtlosigkeit gequält hatte, war leicht zu erraten. Seine Pein sollte helfen, seine jedenfalls in Hörweite gehaltenen Gefährten mürbe zu machen; es war ja abzusehen, daß nach dem Alten nun die Reihe an seine Unterführer und überhaupt an jeden einzelnen kommen würde. Um so eher mußten sie darauf bedacht sein, auf die Forderungen des »Emirs« einzugehen.
    Dessen Nußschale hatte das Ufer des Gewässers erreicht. Eilfertig sprangen die Ruderer an Land, gefolgt von Aidschan und Faris Abbas. Ihre nächste hochherrschaftlichste Aufgabe bestand darin, dem Tyrannen in dem leicht schwankenden Boote ein majestätisches Aussteigen zu ermöglichen.
    Am Eingang der Hütte, von den Nobilitäten unbemerkt, geschah indes etwas Unerwartetes. »Ibrahim, Danda!« rief mit unterdrückter Lautstärke eine Stimme. »Ibrahim und Danda, heraus!«

    Dieser Ruf galt Halefs und Sir Edwards Wachen. Diese, unbedingten Gehorsam gewohnt, zögerten nicht und traten vor die Hütte. Für einen Augenblick waren die Gefangenen allein – allein und immer noch ungefesselt.
    »Sir, es gilt. Wir müssen fliehen!«
    »Langsam, Effendi. Bedenke, es gibt nur diesen einen Ausgang. Draußen erwarten uns die Soldaten, und wir sind unbewaffnet. Saleh wird jeden Moment mit seinem Gefolge eintreffen. Selbst wenn wir entkämen, müßten wir doch erst den Weg zum Palast zurücklegen, um uns der Kamele zu bemächtigen. Was dann? Sollen wir in die Wüste fliehen, ohne Wasser, ohne Vorräte, Faris Abbas auf unserer Fährte? Nein, Effendi, über unsere Freiheit wird nirgends sonst als hier entschieden, hier in dieser Hütte. Vertraue nur auf Allah oder deinen Gott, oder falls dir das zu schwer fällt, vertraue auf mich. Mein Plan ist gut, und ich bin der Richtige, ihn zur Ausführung zu bringen.«
    Bei aller Skepsis war Sir Edward lebenserfahren genug, die Schlauheit zu bemerken, die aus Halefs Gesicht leuchtete. Schon zuvor, in dem Gespräch mit dem Mädchen Erna, hatte Halef eine Andeutung gemacht, daß er eine List verfolge, über deren Gelingen er unbedingt Gewißheit zu hegen schien. So beließ Sir Edward es bei einem weiteren englischen Seufzer sowie einer Frage, die Halef freilich verblüffte:
    »Sagt, verehrter kleiner Sir, seid Ihr denn nicht hungrig? Seit heute morgen hat es für uns nur Hitze und Aufregung gegeben. Rechnet jene paar Schlucke Wasser hinzu, welche wir unterwegs genießen durften, sowie vorhin, im Palast, den Minztee, so bleibt bei einem jeden von uns ein großes Loch im Bauch. Mir selbst macht das Hungern und Dürsten nichts aus; mein Klappergestell verträgt es gut. Aber Ihr, Ihr scheint mir vom Fleisch zu fallen.«
    »Effendi, sprich nicht so mit mir!« empörte sich Halef leise. »Du denkst an Essen, während ich auf Rettung sinne – schäme dich! In alle meine Pläne habe ich dich einbezogen, gleichfalls das Mädchen sowie dessen Eltern, am Ende die ganze Karawane; das
ist ein viel größeres Ziel als alle Gaumenfreuden des höchsten Himmels zusammen! Nein, an Essen und Trinken mangelt es mir nicht; als ein Mekkapilger bin ich, wie du weißt, ganz andere Entsagungen gewohnt. Bedenke aber, was der Koran zu einer Lage wie der unseren in der elften Sure sagt. Er sagt dort nämlich – – – «
    Leider war es Halef nicht vergönnt, auf seinem steinigen Wege der Bekehrung Sir Edwards fortzuschreiten, welcher als Christ nicht unbedingt wissen wollte, was nämliche Sure zu besagen hatte. Anstatt der längst zurückerwarteten Wachen steckte nämlich just ein anderer den Kopf zum Eingange herein.
    »Bismillah!« rief eine bekannte Stimme. »Hier also steckt mein Hakim! Und gefangen bist du und in Todesgefahr, und doch zitierst du fleißig aus dem Koran. O mein Retter, wie stark muß dein Glaube sein, wie groß deine Weisheit! Ich eile dir zu Hilfe – ich, Walid, den du in der Wüste so wundersam

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