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Hadschi Halef Omar im Wilden Westen

Hadschi Halef Omar im Wilden Westen

Titel: Hadschi Halef Omar im Wilden Westen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Hohenthal
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errettet!«
    Halef erkannte den Askari sofort, obgleich dieser ganz anders als zuvor gewandet war. Seinerseits stürzte er dem unverhofft erschienenen Verbündeten entgegen; fürwahr stand sein »Patient« vor ihm, im Gesicht immer noch einen Ausdruck treuherziger, tief empfundener Dankbarkeit.
    Sir Edward überspielte seine Verlegenheit über diese Szene, indem er mit seinem Fernrohr, das Saleh ihm unbegreiflicherweise gelassen hatte, über die Schultern der sich umarmenden Männer hinweg ins Freie spähte. Dort machten sich eben die beiden bisherigen Bewacher auf den Rückweg.
    Walid drängte vollends in die Hütte, um nicht in den Blickwinkel des am See angelandeten Salehs oder seiner Begleiter zu gelangen.
    »Hakim, o mein Retter!« gab er Haleffrei. »Vor deinen Füßen habe ich gekniet und dir Dank gelobt. Wenige Stunden ist es her, und nun bin ich hier, dir deine Hilfe zu entgelten. Gemeinsam mit meinen Brüdern und Vettern will ich euch retten: Die Peitsche des Mohren ist berüchtigt, aber seine Messer und Zangen können tödlich sein!«

    »Warte!« Halef zog die Augenbrauen zusammen. Bei aller Verbindlichkeit bewahrte er doch stets seine Umsicht. »Sage mir erst, Walid, woher du überhaupt weißt, was geschehen soll. Wieso nehmen unsere Wachen vor dir, einem einzelnen, Reißaus?«
    Die Miene Walids blieb so unschuldig-rein wie zuvor.
    »Denke nicht an Verrat, o Hakim. Den Wachen habe ich vorgegeben, einen Befehl Salehs zu überbringen. Einem solchen ist unbedingt Folge zu leisten, wo doch ein jeder weiß, wie sehr unser Herrscher Ungehorsam bestraft. Lasse dir berichten: Gleich nach unserer Rückkehr bin ich dir und deinem Gefährten gefolgt, das heißt, soweit es die Gardisten im Palast zuließen. In den Thronsaal wollten sie mich nicht lassen, doch hinter dem Vorhange, durch den das Mädchen eingelassen wurde, habe ich die ganze Zeit gehockt und gelauscht und auch euer Verhör mitverfolgt. Dann, während des Tanzes, entfernte ich mich. Ich suchte meine Anverwandten und Freunde auf und beschrieb ihnen das Geschehene. Mit ihrer Unterstützung ist mein Entschluß gefaßt: Ich bringe euch in Sicherheit, genau wie ich es geschworen habe, koste es mich Hab und Gut, Freiheit und Leben!«
    Angesichts dieser aufrichtigen Worte tat Halef zweierlei: Er legte eine Hand auf Walids Schulter und tätschelte diese freundschaftlich. Weil er fühlte, daß dies noch nicht Anerkennung genug war, umarmte er seinen Patienten ein weiteres Mal und herzte ihn wie einen Bruder.
    »Dein Tun und deine Worte machen mich froh, Walid! Ich sehe, daß du es ehrlich meinst und ich keinem Unwürdigen beigestanden habe. Du bist von falschen Menschen geleitet worden und hast dich als Räuber verdingt. Du sollst jedoch bessere Zeiten sehen – und in besseren Verhältnissen leben.«
    »Sir«, unterbrach ihn der Engländer. »Wenn ich einwenden darf: Saleh naht! Wenn wir fliehen wollen, sollten wir – – – «
    »Effendi! Wer sagt dir, daß wir fliehen wollen? Mir eilt es damit nicht. Gedulde auch du dich, und habe weiter Vertrauen. Du aber, Walid, gefährde nicht dein Leben und das deiner Sippe.
Wenn Faris Abbas uns auch nur zusammen sieht, durchschaut er deine Absicht. Bleibe aber in der Nähe, und halte dich zum Eingreifen bereit. In kaum einer Stunde wird sich alles fügen. Dann wird Saleh sehr freundlich mit uns sein. Dann wirst du sehen, wie ich sein Wohlwollen genieße!«

    Kaum war der brave Walid aus der Hütte gehuscht, traten zwei fremde Soldaten herein. Es mußte sich um besagte Verwandte oder Freunde Walids handeln, jedenfalls zwinkerten sie Halef und Sir Edward verschwörerisch zu, so als wollten sie sagen: Ihr und wir, wir gehören zusammen!
    Dieser Austausch hätte nicht einen Wimpernschlag später vonstatten gehen dürfen. Schon setzten Saleh und seine Eskorte über die Schwelle. Für sie mußte es so aussehen, als wären die Gefangenen die ganze Zeit über von denselben Männern bewacht worden.
    Saleh schien niedergeschlagene Mienen erwartet zu haben, doch was er sah, deutete ganz auf das Gegenteil. Selbst noch im Innern der Hütte und unter dem löchrigen Parasol, den Aidschan für ihn aufgespannt hatte, hob sich die Schreckensnarbe im Gesicht des Despoten hervor. Gegen Halef und Sir Edward hämte er:
    »Hat Allah euch nicht genug Verstandes eingegeben? Begreift ihr nicht, daß ihr als Krönung eurer Züchtigung selbst je ein Zeichen auf die Stirne bekommt? Wie ich sehe, glühen die Eisen kräftig – sinkt euch der

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