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Hadschi Halef Omar im Wilden Westen

Hadschi Halef Omar im Wilden Westen

Titel: Hadschi Halef Omar im Wilden Westen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Hohenthal
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mehrfach gegen das Räucherbecken schlug.
    »Zwanzig Hiebe«, grollte er. »Aidschan wird deinem Vater zwanzig Hiebe aufzählen, als Strafe für die Lästereien seiner Tochter. Barmherzigkeit soll ihm nur widerfahren, falls ihr euch zur Lehre Mohammeds bekennt. Bis morgen gebe ich dir Zeit – für dies und alles andere!«
    Eine mächtige Rauchschwade wallte auf, hinter welcher der Vater des Teufels abging. Faris Abbas, der Rätselhafte, hatte schnell eine Handvoll Harz in die Glut geworfen.

    Die Soldaten führten die Tänzerin ab, und auch Halef und Sir Edward mußten ihren Bewachern folgen. Auf sie wartete die von Saleh angedrohte Peitsche, welche selbstverständlich nicht in dem herrschaftlichen Thronsaale zur Anwendung kommen sollte. Um von den Wachen nicht verstanden zu werden, flüsterte Sir Edward Halef auf englisch zu:
    » Well, verehrter kleiner Sir, wollt Ihr nicht auch dem schwarzen Gentleman eine Wunderheilung angedeihen lassen? Ich weiß nicht, wie lange unsere Haut der Peitsche widerstehen kann, aber meine Knochen sind englische. Die zerbricht so schnell kein Nilpferd und kein Mohr.«
    Halef jedoch hegte ganz andere Gedanken.
    »Das Mädchen«, murmelte er vor sich hin. »Ich muß mit dem Mädchen sprechen.«
    » Good Lord, Sir! Habt Ihr das Schicksal, welches auch das meine ist, nicht schon genug herausgefordert? Wir müssen etwas unternehmen, bevor man uns die Hände bindet.«
    Aber der Engländer bekam keine Antwort. Vielmehr bemühte sich Halef, ihre Bewacher zur Eile anzutreiben. Gleich einem Delinquenten, den es förmlich vor den Richter zog, legte er einen geschwinden Gang vor. Den Gardisten, die darüber grinsten, blieb
nichts anderes übrig, als mit dem offenbar verrückten kleinen Mann Schritt zu halten. Wieder ging es treppauf, treppab durch den Palast, wieder waren Zimmer und Kammern zu durchqueren, in denen sich, ohne ersichtlichen Grund, buntes Volk tummelte.
    Alsbald waren die Askaris mit dem Mädchen in ihrer Mitte eingeholt. Als Halef der Abteilung gewärtig wurde, pfiff er kurz durch die Zähne. Damit war ihm auch die Aufmerksamkeit dieser Soldaten sicher. Die beiden Trupps machten in einem der verwinkelten Korridore halt. Halef verlor keine Zeit. Er faßte in sein Gewand und ließ auf seiner ausgestreckten Rechten einige Silbermünzen erglänzen.
    »Ihr Männer, was ist euer Lohn, daß ihr uns wehrlose Reisende wie Feinde behandelt, gar dieses Mädchen wie eine Sklavin? Hier, nehmt! Laßt mich der Unglücklichen ein paar Worte des Trostes sagen; es schickt sich nicht, ein Mädchen seinen Tränen zu überlassen, selbst wenn es eine Ungläubige ist. Besinnt euch eine Weile, und überlegt, wie ihr von meinem Gelde prassen wollt!«
    Und damit hatte Halef richtig spekuliert. Den gewiß nicht verwöhnten Soldaten war sein Bakschisch üppig genug, ihm das eigentlich Verbotene zu gewähren. Jeder griff sich gierig eine Münze. Dann rückten sie ein gutes Stück ab, hielten aber zur Warnung die Krummsäbel gezückt.
    Sofort wandte sich Halef, so freundlich wie eindringlich, an das Mädchen. Dabei sprach er, wie zuvor Sir Edward, auf englisch:
    »Schnell, sage mir, wie heißt du?«
    »Mein Name ist Erna Grüner«, antwortete das Mädchen, nicht im mindesten geängstigt.
    »Bei Allah, das ist ja ein ganz unaussprechlicher Name. Doch fürchte nichts, denn wir sind dir wohlgesinnt. Betrachte uns als Freunde.«
    »Freunde? Soeben habt ihr die Wärter bestochen, um euch an mich heranzumachen.«
    »Nein, du irrst! Das geschah, um mit dir zu reden und dir zu helfen.«

    »Danke, aber eurer Hilfe bedarf ich nicht, ich schütze mich selbst. Wie Entschlossenheit auf Saleh und seine Schergen wirkt, habt ihr gesehen.«
    »Vor allem haben wir gehört, welche Drohungen er gegen dich ausgestoßen hat. Gewiß wird er sie wahrmachen, denn er begehrt dich und will dich zur Frau; sogar in seinen Harem sollst du eintreten. Was willst du tun – wirst du gehorchen?«
    »Niemals!«
    Als wäre dieses eine leise und doch entschieden hervorgestoßene Wort nicht eindeutig genug, brachte das Mädchen aus seinem dünnen Gewande ein Säckchen hervor. Dieses war sorgfältig verknotet und bestand aus dünnem, ungegerbtem Ziegenleder.
    Vorsichtig knüpfte Erna die Öffnung auf.
    Halef und Sir Edward beugten sich darüber, wichen aber schleunigst zurück: Aus dem Behältnis spritzte eine noch junge, doch bereits mit Giftzähnen bewehrte Hornviper 27 hervor. Sandfarben geschuppt, spähte das Reptil kampfeslustig umher, zog

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