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Hämatom

Hämatom

Titel: Hämatom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Flebbe
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Erwähnung des Jugendamtes zuckte die Frau zusammen.
»Was wollen Sie?«
    Â»Hilfe anbieten. Der normale Ablauf, wenn ein Elternteil
unerwartet verstirbt.« Glaubte ich zumindest. »Meist entstehen Probleme bei der
Kinderbetreuung. Herr Degenhardt hat zum Beispiel die Möglichkeit, eine
Haushaltshilfe zu beantragen. Oder eine Tagesmutter.«
    Â»Wir kommen zurecht«, informierte die Frau mich abweisend.
    Â»Betreuen Sie das Kind? Wer sind Sie, wenn ich fragen
darf?«
    Â»Die Oma.«
    Â»Die Mutter der Verstorbenen?«
    Wie auf Kommando füllten sich ihre Augen mit Tränen.
    Â»Darf ich reinkommen?«
    Sie starrte mich feindselig an.
    Ich verschränkte die Arme vor der Brust.
    Schließlich trat sie zur Seite und ließ mich herein.
Jannas dunkelhaarige Tochter entdeckte ich an den Rahmen einer mit
Pferdeaufklebern tapezierten Kinderzimmertür gepresst. Offensichtlich hatte sie
gelauscht. Als ich lächelte, huschte sie in ihr Zimmer.
    Ich folgte Jannas Mutter durch einen engen Flur, der mit
Schuhschrank und Garderobe schon überfüllt schien, in die Küche. Die alten
Hängeschränke über dem Herd ließen den Raum noch kleiner wirken, als er war. Um
einen Küchentisch standen drei nicht zusammengehörende Stühle.
    Ich nahm auf einem unbequemen Sitz Platz. Er wackelte.
Die bunten Platzdeckchen waren aus Plastik und der Tisch erinnerte an ein
Gartenmöbel vom Baumarkt. Viel Geld gab es in diesem Haushalt nicht.
    Na ja, zum Spaß ging auch niemand putzen. Janna hatte
immer gearbeitet, aus den verschiedenen Jobs in ihren Bewerbungsunterlagen ließ
sich schlussfolgern, dass sie nicht wählerisch gewesen war. Sie hatte jede
Stelle angenommen, die sie hatte kriegen können.
    Â»Hatte Ihre Tochter schon länger Herzbeschwerden?«,
erkundigte ich mich. Jannas Mutter trank Tee aus einem Becher, dessen Henkel
abgebrochen war.
    Â»Nein, nie.«
    Â»Nie?«
    Sie schüttelte den Kopf: »Sie war immer gesund, sie hatte
kaum Fehltage bei der Arbeit. Nur wenn Juliana mal krank war, ist sie zu Hause
geblieben.«
    Â»Dann kam ihr Tod für Sie völlig unvorbereitet?«
    Sie zerrte die Ärmel über ihre Hände und nickte.
    Â»Nett von Ihnen, dass Sie Ihrem Schwiegersohn in dieser
schweren Zeit helfen«, kam ich auf meine abgedroschene, aber denkbare
Tätowierter-Ehemann-verprügelt-Frau-Theorie zu sprechen.

    Jannas Mutter wischte sich übers Gesicht: »Ich habe mich
schon immer viel um Juliana gekümmert. Meine Tochter und ihr Mann waren beide
berufstätig. Janna hat Juli morgens vor der Arbeit zu mir gebracht, ich habe
mit ihr gefrühstückt, sie zum Kindergarten oder seit diesem Jahr in die Schule
gebracht, sie wieder abgeholt und mit ihr Mittag gegessen. Janna hat sie dann
nach der Arbeit bei mir abgeholt.«
    Das bedeutete, Jannas Tag hatte morgens um fünf begonnen
und war nach acht Stunden putzen mit Kinderbetreuung weitergegangen.
    Â»Viel Arbeit für Ihre Tochter.«
    Jannas Mutter zuckte die Schultern: »So ist das eben,
wenn man sich Kinder anschafft.«
    Â»Und der Vater? Hat er Ihre Tochter unterstützt, im Haushalt,
bei der Erziehung?«
    Â»Tun sie das jemals?«
    Also nicht.
    Â»Wo ist er jetzt?«
    Â»Hören Sie, wir sind kein Fall fürs Jugendamt! Wir kommen
zurecht. Alles bleibt, wie es war. Ich kümmere mich um die Kleine, so wie immer«,
blockte die Frau ab.
    Einen Moment lang betrachtete ich sie dabei, wie sie nervös
an ihren Ärmeln zupfte. Alles sollte bleiben, wie es war. Sie hatte Angst
davor, dass sich etwas änderte, dass sie sich nicht mehr um Juli kümmern
durfte. Vielleicht war sie ganz froh darüber, dass ihr Schwiegersohn keine
Anstalten machte, sein nun alleiniges Sorgerecht wahrzunehmen.
    Â»Wenn sich der Vater des Kindes vor dem Tod seiner Frau
selten um sein Kind gekümmert hat, sollte er zumindest jetzt anfangen, sich
mehr Zeit zu nehmen«, fand ich. »Also, wo ist er?«
    Jannas Mutter wich unsicher vor mir zurück.
    Â»Trainieren«, gab sie nach.
    Â»Trainieren?«
    Â»Ihm gehört die Dragon-Kampfsportschule am 3Eck.«

    Â 

21.
    Die Dragon-Kampfsportschule lag mitten im Bermuda3Eck.
Allerdings handelte es sich bei dem ›3Eck‹ in diesem Fall nicht um ein Schiffe
verschlingendes Seegebiet, sondern um Bochums gleichnamiges Szeneviertel. Beste
Lage für den Laden, gleich über einem indischen Schnellimbiss.
    Die

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