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Hämatom

Hämatom

Titel: Hämatom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Flebbe
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Überwachungsmonitore erschien, die sämtliche
Winkel der Klinik ausleuchteten.
    Â»Das Computersystem erfasst, wann du welche Tür mit
deiner Keycard öffnest.« Ramona winkte mit ihrer eigenen Schlüsselkarte. »Wenn
du heimlich pinkeln willst, musst du die Patienten- und Besuchertoiletten
benutzen. Und die Sache mit dem Rauchen ist noch einfacher.«
    Wir traten aus dem Fahrstuhl. Ramona steckte sich bereits
eine Zigarette in den Mund und hielt mir die Schachtel hin. Es regnete. Wir
zogen uns die Kapuzen über die Köpfe und rannten zu dem gläsernen Unterstand
hinüber, der den rauchenden Mitarbeitern bei Regen Schutz bot.
    Ramona deutete mit dem Feuerzeug nach oben, bevor sie
ihre Kippe anzündete.
    Natürlich! Da hätte ich allein drauf kommen können.
Schließlich hatte ich selbst schon an Adolfs Fenster gestanden und
hinuntergesehen. Von ihrem Büro aus konnte die Managerin Strichlisten führen,
wer wie oft am Tag zum Rauchen ging.
    Â»Also ich glaube nicht, dass du und die Chefin noch beste
Freundinnen werdet«, stellte Ramona fest und pustete den Rauch in Richtung
Glasdecke.
    Â»Im Leben nicht«, schnaufte ich, ehrlich empört.
    Â»Wir könnten uns gegenseitig die Arbeit erleichtern.«

    Â»Erleichtern?«
    Â»Wir haben ein Frühwarnsystem.« Ramona zog ein türkis
schillerndes Handy aus der Tasche. »Aber über private Handys, nicht über die
Haustelefone. Alle Verbindungen der Diensttelefone können überprüft werden.
Wenn du Adolf irgendwo im Haus siehst, schickst du eine SMS an ein paar
Nummern, die ich dir gebe. Umgekehrt speichere ich deine Nummer mit ein und
sage den anderen Bescheid. So weißt du auch meist, wo Adolf unterwegs ist.«
    Ein Adolf-Frühwarnsystem? Ich musterte die Sekretärin
interessiert. Offensichtlich war auch sie nicht die beste Freundin ihrer
Chefin.
    Â»Ist nur ein Angebot«, reagierte Ramona auf mein Zögern. »Deiner
Vorgängerin hat jedenfalls ein gelegentlicher Tipp von mir einigen Stress
erspart.«
    Â»Janna?«, horchte ich auf.
    Â»Ja. Janna.« Ramona sah mich fragend an.
    Â»Die Putzfrauen erzählen viel von ihr«, erklärte ich, bevor
Ramona sich wunderte, warum ich Johanna Degenhardts Rufnamen kannte. »War wohl
beliebt.«
    Â»Na ja«, schnaufte Ramona.
    Ich horchte auf. Wenn Ramona keine so gute Meinung von
Janna hatte, warum hatte sie ihr dann Tipps zu Adolfs Aufenthaltsort gegeben
und war sogar zu ihrer Beerdigung gekommen?
    Â»Janna hätte die Stelle eigentlich nicht bekommen dürfen.
Sie hatte keinerlei Referenzen und ist als Letzte im Team eingestellt worden.
Die Ulenko wurde einfach übergangen«, erklärte mir die Sekretärin.
    Ich zog nachdenklich an meiner Zigarette.
    Dass Svetlana übergangen worden war, glaubte ich nicht.
Die Russin hätte Janna wahrscheinlich noch Geld gezahlt, damit sie selbst die
Leitung nicht übernehmen musste.
    Ramona senkte die Stimme: »Die meisten hielten sie für
ein Flittchen. Es geisterte lange das Gerücht durchs Haus, Janna hätte sich die
Beförderung bei Herold erschlafen.«
    Bei Herold, dem schwitzenden Klops?
    Ramona zuckte die Schultern: »Keine Ahnung, ob da was
dran ist.«
    Bei meiner Suche nach Gründen für das Hämatom an Jannas
Arm würde mich interessieren, ob Jan Degenhardt etwas von diesen Gerüchten
mitbekommen hatte.
    Â»Also, was ist jetzt?«, Ramona winkte mit ihrem Handy.
    Â»Wer macht noch mit?«, erkundigte ich mich.
    Â»Sabine Sommer aus der Buchhaltung, Wilhelmine Hoffmann
vom Empfang, Lucinda Lukic, Hebamme auf der Gyn, Boris Osleitschak, Sani, den
kennst du ja schon, Schwester Selma, Irina und Gundel, Conny Kramaczik ist Chefurologe
und Katrina und Sybel sind vom Servierdienst.«
    Hauptsache der aufdringliche Eros war nicht dabei, eher
hätte ich meine Handynummer dem Poltergeist im Staubsauger gegeben als dem. Und
dass Gundel zu den Adolf-Bespitzlern gehörte, war ebenfalls riskant. Es war nur
eine Frage der Zeit, bis sie begriff, dass ich gerade zum Drogenentzug auf
ihrer Station gewesen war.
    Aber trotz des Risikos gefiel mir die Idee, Adolfs eigene
Waffen gegen sie einzusetzen.
    Ich gab die Nummern, die Ramona mir nannte, unter AFS –
wie Adolf-Frühwarnsystem – an erster Stelle in der Adressenliste meines Handys
ein.
    Einvernehmlich drückten Ramona und ich unsere Kippen in
den Sandeimer, zwinkerten uns

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