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Hämoglobin (Jacks Gutenachtgeschichten) (German Edition)

Hämoglobin (Jacks Gutenachtgeschichten) (German Edition)

Titel: Hämoglobin (Jacks Gutenachtgeschichten) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Sträter
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auf einem Nordstadtstraßenfest. Ich trank natürlich trotzdem, und Jack half beinahe sofort.
    Ich wurde ruhig, während der Whisky in meinem Magen e x plodierte wie ein warmes Feuerwerk, und lehnte mich zurück. Der grauhaarige Mann goss auf der Stelle nach.
    »Weißt Du«, sagte er, »mit gutem Personal ist das so eine S a che.«
    »Ist mir schon klar«, sagte ich.
    Mr. Daniels hatte mir eine gewisse Distanz verschafft. Ich war ganz Ohr.
    »Ich hab’s mit Studenten versucht, aber die fressen einen die Haare vom Kopf.« Er rieb Daumen und Zeigefinger aneina n der, um mir den Sinn seiner Worte zu verdeutlichen.
    »Dann versuchte ich es mit etwas heiklen Leuten, aber selbst nachts war das so eine Sache«, sagte er. »Die Polizei tankt hier nachts nämlich auch ab und zu.«
    Ups, dachte ich. Jetzt lehnt er sich aber mächtig aus dem Fe n ster.
    »Sie meinen Illegale?«
    »Ja. In der Art. Ohne Steuerkarte und so.«
    Ich nickte .
    »Aber wo liegt denn das Problem?« Und warum erzählst du mir das , dachte ich.
    Ich schüttete mir nochmals ein, und sah, dass sein Glas noch immer leer war.
    »Weil ich entweder die Wahl habe, teure Leute einzustellen, die in der Nacht eh nur zwei, drei Kunden bedienen müssen, wä h rend sie sämtliche Zeitschriften zerfleddern, oder ich nehme günstige Kräfte. Zufriedene, günstige Kräfte.«
    Klar. Zufriedene, günstige Kräfte, die sich benehmen wie Frankensteins Monster, nur ohne dessen Agilität.
    »Ich verstehe nicht ganz. Warum waren ihre beiden Arbeiter denn so komisch?«, fragte ich.
    Der Grauhaarige verzog das Gesicht.
    »Die beiden müssen Medikamente nehmen, aber mir ist gesagt worden, das würde für diese Art der Tätigkeit keine Rolle spi e len. Ist ja nicht sehr anspruchsvoll, der Job hier – zumindest nachts.«
    Ach ja? Stimmt: Man kann gut darüber hinweg sehen, da s s d eine Ka s senkräfte wie angewurzelt herum stehen, um sich dann wie Figuren aus einer Geisterbahn zu gebärden, falls man lange genug in ihrem Sichtfeld herum tanzte.
    Ich konnte seiner Geschichte eine gewisse Komik abgewinnen, zumindest zu diesem Zeitpunkt noch. Obwohl ich immer b e trunkener wurde, verlor ich bald denn Sinn dafür, denn er b e gann, schwere Geschütze aufzufahren.
    »Was für Medikamente müssen die denn nehmen ? «, hakte ich nach. »Schließlich sind das zwei völlig verschiedene Leute. Oder sind die Zwei verwandt?«
    Er hörte meinen ungläubigen Unterton heraus; ihm war anz u sehen, dass er intensiv darüber nachdachte.
    »Nein. Sind sie nicht. Keine Brüder oder so was. Das Medik a ment ist ziemlich … exotisch. Zufall, nehme ich an.«
    Sehr interessant. Er schlug seine Angestellten. Unglaublich.
    Mir wollte nicht klar werden, was er mir hier vortrug. Er hatte mich in sein Büro bugsiert, mir ziemlich teures Zeug zu trinken spendiert und die Kumpelschiene gefahren.
    Warum also betrieb er diesen Aufwand, wenn ich ihm jetzt alles aus der Nase ziehen musste?
    Er schenkte nach.
    Mein viertes Glas . I ch spürte dieses angenehme Wummern im Kopf, und wenn ich ihn bewegte, wurde das Bild leicht u n scharf, aber ich konnte meiner eigenen Einschätzung nach besser denken denn je.
    »Wissen Sie was: alles was Sie mir hier erzählen ist total unl o gisch«, sagte ich lächelnd.
    »Nein. Ist es nicht. Es ist nur ’ n bisschen kompliziert.« Er zuc k te mit den Schultern.
    » Leute wie d ich bekomme ich ja nicht für diese Arbeit. Also gibt’s nur solche«, sagte er und wies mit dem Daumen über seine Schulter Richtung Verkaufsraum.
    »Und S ie werden es wohl kaum machen, oder?«, fragte er. Es klang witzig, wie er das sagte, aber ich meinte, etwas Lauerndes heraus zu hören.
    »Klaro. Ich suche Arbeit, ist nicht das Problem. Ich mach das. Im Ernst. Was gibt’s denn dafür?«
    Das interessierte mich. Was zum Teufel zahlte er dafür, mir ab und an eins in die Fresse zu hauen?
    Zudem war ich angeschickert genug, diese Jobofferte weni g stens in Erwägung zu ziehen, obwohl mir schleierhaft war, wen er mit „Leuten wie mich“ meinte. Vielleicht wollte ich auch nur weitere Details seiner Geschichte hören.
    »Was meinen S ie eigentlich mit Leuten wie mich ?«, fragte ich.
    »Fitte Burschen, die ’ nen wachen Geist haben und sich selbst beschäftigen können. Burschen mit Freizeit in der Nacht . K e i ne Kids, die z uhause unterm Pantoffel stehen.«
    Das klang nach mir. Freizeit war nicht wirklich mein Problem. Ich hatte zuviel davon.
    Aber wie er sich abrupt auf mich als seinen neuen

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