Hände weg vom Abendschatten!
Markus in die Hand. „Da, bringen wir Tante Mona eine kleine Nachspeise mit!“ Sie pflückten und aßen und sammelten die süße Pracht in die Blättertüten.
„Geht es dir nun besser?“, fragte Marie-Theres.
Markus nickte. Langsam gingen sie in die Stadt zurück, die vollen Tüten in den Händen.
Die grünlich schimmernden Zeiger des Weckers standen auf zwölf. Markus setzte sich im Bett auf und überlegte, was ihn geweckt hatte. Ein Geräusch von der Straße, eine Bewegung im Garten? Er glitt aus dem Bett und schlich zur Terrassentür. Das Fenster daneben war gekippt, durch den offenen Spalt hörte er Schritte tappen. Sie tappten zur Haustür, hielten kurz inne und tappten über den Kiesweg zurück. Gleich würden im Schein der Straßenlaterne die Umrisse des nächtlichen Herumtappers sichtbar werden. Leise schob Markus den Riegel der Terrassentür zurück. Leise, leise drehte er den Schlüssel im Schloss.
Da schwang sich ein Schatten über den Zaun, zwischen den Rosenbüschen raschelte etwas, und mit schepperndem Klang fiel etwas auf die Terrasse. Von links, von der Hausecke her stürzte eine dunkel gekleidete Gestalt auf den Schatten, ein halb erstickter Ruf, und schon rollte ein Bündel wild schlagender Arme und Beine über den Rasen. Markus schob die Terrassentür auf und schlüpfte hinaus. Er meinte, im Lichtstreifen der Laterne für einen schnellen Augenblick blondes und karottenfarbenes Haar aufleuchten zu sehen. Mit einem gellenden Schrei warf er sich in das Getümmel, erwischte ein Bein und hielt es fest. Im gegenüberliegenden Haus wurde ein Fenster geöffnet. „He, hallo?“, krächzte eine heisere Altmännerstimme.
Einer der kämpfenden Schatten löste sich aus dem Handgemenge, lief in geduckter Haltung zum Zaun und kletterte darüber. Schritte trabten über die Straße. „Dummer Junge“, rief die heisere Stimme, „halt dich da raus!“
Ein Fenster klirrte. Im Haus drinnen kläffte Theodor wie verrückt.
Markus hatte sich dem verbliebenen Schatten auf das Hinterteil gesetzt und trommelte mit beiden Fäusten auf einen kräftigen Rücken ein. Aus dem Gras scholl dumpf und undeutlich Michis Stimme. „Du Blödmann!“, keuchte er. „Warum hast du ihn laufen lassen? Du prügelst den Falschen!“
„Da bin ich mir nicht so sicher“, sagte Markus, aber er ließ die Arme sinken. „Was spionierst du da um Mitternacht im Garten herum?“
„Ich hab deiner Tante was vor die Tür gelegt“, ächzte Michi. „Am Tag kann ich ja nicht... Meine Oldies...“
„Auseinander!“, zischte Tante Monas Stimme von der Terrasse her. Markus drehte den Kopf, sah den Strahl einer Taschenlampe und den purpurfarbenen Saum eines mächtigen Schlafrockes. Alles Übrige verschwamm im Dunkel, aus dem ein beleidigt tönendes Röcheln drang.
Markus rollte sich von Michi weg und ließ ihn aufstehen. „Kommt rein, ich koche uns Tee“, sagte Tante Mona. Der Strahl der Taschenlampe wischte über den Terrassenboden, Theodor schnappte nach einer Coladose. Hund und Frauchen verschwanden im Haus.
„Bevor wir hineingehen, will ich dir was sagen“, flüsterte Michi. „Ich bin kein Verräter!“
„Warum wirst du dann immer gleich so rot?“, fragte Markus. „Warum hast du nicht selber angerufen, und warum hast du nicht mit uns geredet?“
„Ich konnte nicht“, sagte Michi. „Es hat mir den Hals zugeschnürt vor lauter — lauter —“
Markus wartete. „Ich hab mich so geniert“, gickste Markus und verfiel in tiefes Brummen. „Geschämt... für meine Eltern... Dass die so feig sind... Dass die sich ducken, wo man kämpfen müsste... Glaubst du mir nicht? Hast du dich noch nie für einen Erwachsenen geschämt?“
„Nein“, sagte Markus. „Das heißt... ja. Ein bisschen manchmal für meinen Vater, wenn er einen Schwips gehabt hat. Dann hat er immer so kindisch gelacht... Komm herein.“
Sie fanden Tante Mona im Wohnzimmer beim Studium der Coladose.
„Was hat der Hans diesmal geschrieben?“, fragte Michi.
Sie ließ die Dose über den Tisch kollern, und Markus las den Zettel, der mit Gummiband über die Dose gespannt war. „DU ARBEITSPLTZVRNICHTERIN, DAS DIR DIE HÜTE ÜBERM KOPF APBRENNT!“
„Klingt ungemütlich“, sagte Michi. „Der kommt ja auf ganz idiotische Ideen!“
„Ja“, seufzte Tante Mona. „Ich werde doch mit seiner Mutter sprechen müssen. Vielleicht bringt sie ihm bei, dass ich mit der Entlasssung seines Vaters nichts zu tun habe. — Michi, wie geht es dir daheim?“
„Danke,
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