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Hände weg von Zeitmaschinen

Hände weg von Zeitmaschinen

Titel: Hände weg von Zeitmaschinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bester
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aufgehört hatte, sich erinnern zu wollen. War es erst Tage oder schon Wochen, vielleicht Monate her? Krane klammerte sich mit den Händen fest, drückte den Schlackebrocken weg, den der Wind auf ihn gewirbelt hatte. Endlich drang er wieder bis zum Licht vor. Die Kraft des Windes war gebrochen, und für ihn wurde es wieder Zeit, weiter zur See zu kriechen.
    Auf der eintönigen Ebene, die sich vor ihm ausbreitete, ballten sich erneut die lebhaften Bilder seiner Erinnerung zusammen. Er erinnerte sich an zuviel – und zu oft. Doch die winzige Hoffnung blieb: Wenn es ihm gelang, sich an alles wieder zu erinnern, dann würde diese Welt verschwinden und jene zurückkehren, die er kannte. Wenn sich noch jemand daran erinnerte und es so sehnsüchtig wünschte wie er, würde es Wirklichkeit werden, dachte er. »Aber es gibt niemanden mehr. Ich bin der einzige, der letzte, der sich noch erinnern kann. Ich bin das letzte Leben.«
    Er kroch weiter. Ellbogen, Knie, Ellbogen, Knie. Und dann kroch Hallmyer neben ihm und hatte sein Vergnügen daran. Wie ein zufriedener Seelöwe im Meer, so wühlte er sich durch die Asche.
    »Aber warum müssen wir zum Meer kommen?« fragte Krane.
    Hallmyer spuckte eine Sandfontäne aus.
    »Frag sie doch«, sagte er und deutete zur anderen Seite. Dort kroch Evelyn ernst einher, vollzog selbst die kleinste Bewegung Kranes exakt nach.
    »Wegen unserem Haus«, sagte sie. »Du erinnerst dich doch noch an unser Haus, nicht wahr, Liebling? Es stand hoch auf den Klippen. Wir wollten dort für immer und ewig leben. Ich war da, als du… gestartet bist. Jetzt kommst du zu unserem Haus an der Küste zurück. Dein wunderbarer Flug ist vorbei, Liebling, und du kommst zu mir zurück.
    Wir werden zusammenbleiben, nur wir zwei, wie Adam und Eva…«
    »Das wird schön«, sagte Krane.
    Dann drehte Evelyn sich um und schrie: »Oh, Steven! Gib auf dich acht!« Und Krane fühlte, wie die Bedrohung hinter ihm näher kam.
    Schnell weiterkriechend, starrte er in die leere, graue Ebene aus Asche, konnte aber nichts ausmachen. Als er Evelyn wieder ansehen wollte, erkannte er nur seinen eigenen Schatten, scharfgestochen und schwarz.
    Dann verschwand auch er, als die Wolkenöffnung über ihm sich schloß.
    Aber die Bedrohung blieb bestehen. Zweimal schon hatte Evelyn ihn gewarnt, und sie behielt immer recht. Wenn man ihm wirklich folgte, würde er hier warten und das Etwas, das seinen Spuren folgte, schließlich ausmachen.
    Plötzlich drang ein klarer Gedanke durch sein Gehirn, schnitt mit der Schärfe und Glätte eines Skalpells durch seine Angst und Verwirrung. Ich bin verrückt, dachte er. Die Fäulnis in meinem Bein ist schon bis zu meinem Gehirn vorgedrungen. Er gibt keine Evelyn, keinen Hallmyer, keine Bedrohung. Auf der ganzen Erde gibt es außer mir kein Leben mehr – sogar die Geister und Seelen der Unterwelt mußten in diesem Inferno, das den ganzen Planeten umspannt hatte, umgekommen sein. Nein, außer mir und meinem Wahn gibt es nichts mehr auf der Erde. Ich sterbe, und wenn ich verlösche, wird alles verlöschen. Nur die leblose Schlacke wird nicht vergehen. Aber da war eine Bewegung.
    Wieder vom Instinkt getrieben, drehte Krane sich um und blieb liegen. Durch die fast geschlossenen Augen beobachtete er das Aschenfeld und fragte sich, ob der nahende Tod schon seine Sehnerven verwirrt hatte. Wieder prasselte Regen auf ihn nieder, und er konnte nur hoffen, sich zu vergewissern, bevor er sein Augenlicht völlig verlor. Ja. Dort vorn.
    In fünfhundert Metern Entfernung schlich eine graubraune Gestalt über die Schlacke. Über das ständige Trommeln der Regentropfen hinweg konnte Krane das Scharren und Rascheln in der zusammengeklumpten Asche vernehmen. Dann und wann wurde Staub aufgewirbelt. Während sein Verstand versuchte, die Angst zu überwinden und eine Erklärung zu finden, tastete er langsam nach dem Revolver in seinem Rucksack. Das Ding kam näher, und plötzlich war Krane alles klar. Ihm fiel wieder ein, wie sich Umber voller Panik aus seinen Armen befreit hatte und fortgesprungen war, als er mit dem Fallschirm auf dem grauen Antlitz der Erde gelandet war.
    »Klar, das ist Umber!« murmelte er. Er erhob sich. Der Hund blieb stehen. »Hierher, mein Junge!« krächzte Krane. »Hierher, Umber!« Er war außer sich vor Freude, erkannte erst jetzt den Mantel der Einsamkeit, der ihn eingehüllt hatte, und die furchtbare Erfahrung des Alleinseins in weiter Leere. Jetzt war er nicht länger der einzige

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