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Hände weg von Zeitmaschinen

Hände weg von Zeitmaschinen

Titel: Hände weg von Zeitmaschinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bester
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allein war nutzlos. Er war Adam, aber eine Eva gab es nicht. Evelyn wartete an der Küste auf ihn. Sie stand neben dem weißen Bungalow. Der Wind spielte in ihren Kleidern und enthüllte ihre schlanke Figur. Als er näher kam, lief sie auf ihn zu und half ihm. Sie sagte nichts, legte nur die Hände unter seine Schultern und entlastete so seinen schmerzdurchfluteten Körper. Schließlich war er an der Küste angelangt.
    Die Küste war Wirklichkeit, das wußte er genau. Denn obwohl Evelyn und auch das Haus verschwunden waren, fühlte er das kalte Wasser an seinem Gesicht.
    »Hier ist das Meer«, dachte Krane, »und hier bin ich. Adam und keine Eva. Es ist hoffnungslos.«
    Er ließ sich tiefer in das Wasser gleiten, bis die Fluten seinen zerschundenen Körper umspülten. Er lag mit dem Gesicht zum Himmel, starrte die schweren, sich drohend zusammenballenden Wolken an, und Bitterkeit stieg in ihm empor.
    »Es ist nicht gerecht!« schrie er. »Es ist nicht richtig, daß all dies so vergehen soll. Das Leben ist zu wunderschön, um wegen einer einzigen verrückten Tat eines Verrückten ausgelöscht zu werden…« Sanft umspülten ihn die Fluten. Sanft… still… Die See schaukelte ihn freundlich, und der Tod, der nach seinem Herzen griff, hatte Handschuhe aus Samt. Plötzlich riß der Himmel auf, und Krane sah zum ersten Mal nach all diesen Monaten wieder die Sterne. Da wußte er es. Das war nicht das Ende des Lebens. Nie würde es für das Leben ein Ende geben. In seinem Körper, in seinem verrottenden Gewebe, das sanft vom Meer gebadet wurde, lag die Quelle für milliardenfaches Leben. Zellen, Gewebeschichten, Bakterien, Amöben – unzählige Arten des Lebens, die sich im Wasser heimisch fühlen und ihn lange überleben würden.
    Sie würden in seinen verfaulenden Überresten verbleiben, sich voneinander ernähren, sich der neuen Umgebung anpassen, aus Mineralien und Spurenelementen, die immer wieder ins Meer gespült wurden, Nahrung gewinnen. Sie würden wachsen, sich ausbreiten, sich weiterentwickeln. Eines Tages würde das Leben das Land zurückerobern. Es war der gleiche alte Zyklus, der vielleicht mit dem verfaulenden Körper eines interstellaren Schiffbrüchigen in einem Urmeer der Erde begonnen hatte und der sich in ferner Zukunft wieder und wieder ereignen würde.
    Und dann wußte er, was ihn zum Meer getrieben hatte. Ein Adam war nicht nötig – und auch keine Eva. Nur die See, die große Urmutter allen Lebens. Die See hatte ihn in ihre Tiefen zurückgerufen, damit neues Leben aus ihr entstehen konnte, dessen war er sich gewiß. Sanft badeten ihn die Wellen, sanft und still. Die Urmutter umhüllte den Letztgeborenen des alten Lebens, der nun Erstgeborener des neuen Lebens sein würde. Und mit glänzenden Augen lächelte Steven Krane den Sternen entgegen, die hell am Himmel leuchteten. Sterne, die sich noch nicht zu den vertrauten Konstellationen gruppiert hatten und es auch nicht in den nächsten hundert Millionen Jahrhunderten tun würden.

Stern des Glanzes, Stern der Pracht
     
     
     
    Der Mann in dem Auto war achtunddreißig Jahre alt. Er war groß, schlank und nicht gerade stark. Sein Stoppelhaar war vorzeitig ergraut. Er war wohlerzogen und hatte Sinn für Humor. Eine Aufgabe trieb ihn an. Er war ausgerüstet mit einem Telefonbuch. Und er war verloren. Er fuhr zur Post Avenue, hielt am Haus Nr. 17 und parkte dort ein. Er schlug im Telefonbuch nach, stieg dann aus und betrat das Haus. Aufmerksam las er die Aufschriften der Briefkästen, dann lief er die Treppen hoch, bis er vor dem Apartment 2-F angelangt war. Dort klingelte er. Während er wartete, zog er ein kleines schwarzes Notizbuch und einen erstklassigen silbernen Kugelschreiber hervor, der in vier Farben schrieb.
    Die Tür wurde geöffnet, und eine unscheinbare Dame in mittlerem Alter erschien.
    »Guten Abend! Mrs. Buchanan?« sagte der Mann. Die Dame nickte. »Mein Name ist Foster. Ich komme vom Technischen Institut. Wir versuchen, einen Bericht über Fliegende Untertassen zu erstellen. Haben Sie vielleicht eine Minute Zeit?« Mr. Foster drängte sich in die Wohnung hinein. Er war schon in so vielen Wohnungen gewesen, daß er genau wußte, wie er sich zu verhalten hatte. Er marschierte hochaufgerichtet durch den Flur zur Wohnzimmertür, drehte sich dort um und lächelte Mrs. Buchanan an. Dann schlug er das Notizbuch auf und hielt den Kugelschreiber bereit.
    »Haben Sie schon einmal eine Fliegende Untertasse gesehen, Mrs. Buchanan?«
    »Nein. Das

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