Hände weg von Zeitmaschinen
nichts anfangen, weil darin zu viele Unbekannte vorkommen.«
»Ich habe Ihnen gesagt, wer ich bin«, gab Herod zurück. Dann deutete er auf den jüngeren Mann. »Das ist Joe Davenport.« Warbeck schüttelte den Kopf. »Unbekannte im mathematischen Sinne, x-Elemente. Um Gleichungen aufzulösen. In der Sprache meiner Ausbildung.«
Joe sah verwirrt aus. »Jesus«, sagte er, ohne dabei die Lippen zu bewegen. »Vielleicht ist er doch kein schräger Vogel.« Herod studierte Warbeck neugierig. »Dann werde ich es Ihnen erklären«, sagte er. »Diese Erbschaftsangelegenheit ist ein alter Hut und folgendermaßen zu verstehen: Es gibt eine Geschichte, wonach James Buchanan…«
»Der fünfzehnte Präsident der Vereinigten Staaten?«
»Genau der. Laut dieser Geschichte hat er, als er starb, Geld für unbekannte Erben hinterlassen. Das war im Jahre 1868. Heute ist diese Erbschaftsmasse Millionen wert. Begreifen Sie jetzt?« Warbeck nickte. »Meine Bildung ist ganz passabel«, murmelte er. »Jeder, der den Namen Buchanan trägt, könnte der Erbe sein. Da habe ich mir etwas einfallen lassen. Ich schicke verschiedenen Buchanans einen Brief und schreibe darin, daß sie eventuell zu den Erben gehören könnten. Ob sie wollen, daß ich nachforsche und gegebenenfalls ihre Ansprüche vertrete. Das kostet im Jahr nur wenig, und die meisten gehen darauf ein. Überall im Lande. Nun kommen Sie daher und…«
»Moment mal!« schrie Warbeck. »Jetzt weiß ich, was Sie meinen. Sie haben herausgefunden, daß ich die Buchanan-Familien überprüfe, und glauben, ich wolle das gleiche probieren. Und dabei käme ich Ihnen in die Quere. Nun?«
»Nun?« fragte Herod ärgerlich. »Tun Sie das etwa nicht?«
»O Gott!« ächzte Warbeck. »Und das muß mir passieren, ausgerechnet mir! Gott im Himmel, ich werde dir ewig dankbar sein.« Frohgestimmt drehte er sich zu Joe um. »Joe, gib mir bitte das Handtuch«, sagte er. »Wirf es einfach herüber. Ich muß mein Gesicht abwischen.« Er fing es in der Luft auf und tupfte sich die Stirn damit ab. »Nun?« wiederholte Herod. »Wollen Sie mir nicht in die Quere kommen?«
»Nein«, gab Warbeck zurück. »Ich will Ihnen nicht in die Quere kommen. Aber ich bin Ihnen wegen Ihres Fehlers ganz dankbar. Wirklich! Sie können sich gar nicht vorstellen, wie schmeichelhaft es für einen Lehrer ist, für einen Dieb gehalten zu werden.«
Er stand auf und ging zum Schreibtisch, um seine Utensilien wieder einzusammeln.
»Moment!« schnappte Herod.
Der schlanke junge Mann sprang herbei und hielt Warbecks Arm mit eisernem Griff gefaßt.
»Hören Sie auf«, sagte der vom Schicksal Verdammte ungeduldig. »Sie haben sich bloß geirrt.«
»Ich entscheide darüber, ob es ein Fehler war und ob ich mich geirrt habe«, sagte Herod entschieden. »Und jetzt werden Sie tun, was ich Ihnen sage.«
»Werde ich das?« Warbeck riß sich los und schlug Joe das Handtuch in die Augen. Er sprang hinter den Schreibtisch, nahm einen Briefbeschwerer und warf ihn durch das Fenster. Glas klirrte auf. »Joe!« schrie Herod.
Warbeck riß den Telefonhörer an sich und wählte hastig die Vermittlung. Mit seinem Feuerzeug zündete er den Inhalt des Papierkorbs an. Dann kam die Verbindung zustande. »Polizei!« schrie er und trat den lichterloh brennenden Papierkorb ins Büro. »Joe!« schrie Herod und versuchte, die Flammen auszutreten. Warbeck grinste und griff wieder zum Telefon, aus dem aufgeregte Stimmen piepsten. Er legte eine Hand über die Sprechmuschel. »Können wir jetzt vernünftig miteinander reden?« fragte er. »Scheißkerl«, grollte Joe. Er nahm die Hände von den Augen und kam auf Warbeck zu.
»Nein«, rief Herod. »Dieser Idiot will uns nicht reinlegen. Er ist in Ordnung, Joe.« Zu Warbeck gewandt, fuhr er süffisant fort: »Legen Sie auf. Wir werden uns schon einigen. Wir tun alles, was Sie sagen, aber legen Sie auf!«
Der vom Schicksal bereits Verurteilte führte das Telefon an den Mund. »Ich heiße M. P. Warbeck«, sagte er. »Ich habe meinen Anwalt unter dieser Nummer angerufen, und irgendein Verrückter mit einem seltsamen Sinn für Humor hat sich einen Spaß erlaubt. Bitte rufen Sie zurück und prüfen Sie meine Angaben nach.«
Er legte auf, steckte seine restlichen Utensilien ein und winkte Herod zu. Das Telefon klingelte. Warbeck hob ab, versicherte der Polizei, daß alles in Ordnung sei und legte wieder auf. Dann kam er um den Schreibtisch herum und gab Joe seine Wagenschlüssel.
»Gehen Sie zu meinem Wagen«,
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