Haeppchenweise
Familie Kassapoglou.
Man nehme:
1kg kernlose, schwarze Oliven, 1kg weißen Zucker, 1 Orange, 1 Zitrone,
6 Gewürznelken, 2 Päckchen Vanillezucker, 300 ml Wasser,
1 Zimtstange, 200 g. Mandeln.
Die Oliven mit der Zitrone, der Orange, den Nelken und der Zimtstange in eine Schüssel geben und mit 300 ml. Wasser auffüllen. Das Wasser muss alle 4 Stunden gewechselt werden. Nach 24 Stunden die Oliven abtropfen lassen und mit dem Zucker, dem letzten Olivenwasser, dem Vanillinzucker und dem Saft einer halben Zitrone in einen Topf geben. Das Gemisch auf schwacher Hitze eine halbe Stunde aufkochen, abkühlen lassen und die weißen (geschälten) Mandeln hinzufügen. Nachdem das Gemisch völlig erkaltet ist, die Oliven in verschließbare Gläschen füllen. Mit kaltem, griechischem Yoghurt servieren. Bei Aufbewahrung im Kühlschrank können die süßen Oliven rund ein Jahr gelagert werden.
Meine Haltung gegenüber Hochzeiten ist zwiegespalten. Statistiken zufolge überlebt eine durchschnittliche Ehe vier Jahre, zu sechzig Prozent endet das traute Glück wie die Schlacht von Waterloo. Nur dreißig Prozent aller Geschiedenen sprechen noch miteinander. Die anderen regeln die Besuchszeiten der Kinder über ihre Anwälte und lassen bei Dritten kein gutes Haar an dem Menschen, den sie mal geliebt haben. Und das nur, weil man eine Frage, die aus vier Wörtern besteht, mit einem fatalen „Ja, ich will“ beantwortet hat.
Britta und Andreas Ehe könnte einen zwar glatt vom Gegenteil überzeugen, trotzdem habe ich mich geduckt, als Britta den Brautstrauß in das kreischende Junggesellinnen-Rudel geworfen hat. Sicher ist sicher. Sollen andere sich die Finger verbrennen, mir reichen die Schrammen meiner Nicht-Ehen.
In diesem Fall aber sehe ich das Hochzeitsthema mit den Augen einer Unternehmerin, die Umsatzzahlen in ihre Geschäftsbücher schreiben muss. Angespannt beäuge ich jede Box und jede Platte, die Julius an diesem Nachmittag aus dem Cook & Chill winkt: Kalten Hummer, San-Daniele-Schinken und Kalbsbraten, Lachs-Wan-Tan mit Zitronencreme, Marktsalate mit krossem Speck und Gorgonzoladressing, Gemüsecarpaccio an Pesto, kleine, goldene Schnitzelchen, Hühnerbrüstchen in der Parmesankruste, hausgemachte Pasta an Safranbutter sowie allerlei Gefülltes, Geschichtetes und Gerolltes. Und natürlich Roúlas süße Oliven.
Mit der letzten Kühlbox, die im Lieferwagen der Mietfirma verschwindet, glätten sich Julius Stirnfalten und in seinen Augen spiegelt sich die Zufriedenheit, die ich empfinde. Er sinkt erschöpft neben Henry und Helga auf die Steintreppe, irgendwo klingelt ein Telefon.
„Hätte ich bloß Novelas Angebot angenommen!“, stöhnt Julius und stützt mit den Armen sein Kreuz.
„Um jeden Tag diesem hinterfotzigen Mistkerl in den Hintern kriechen zu müssen? Im Leben nicht, Papa!“
„Auch wieder wahr, Töchterchen. Gottlob habe ich jetzt Feierabend, auch wenn ich ihn in unheimlicher Gesellschaft verbringen werde.“ Julius wirft Helga einen finsteren Blick zu.
„Habe ich irgendwas verpasst?“ Ich schaue fragend in die Runde.
Henry zählt die Pflastersteine zu ihren Füßen und tut so, als ob sie meine Frage nicht verstanden hätte, Julius schnaubt abfällig. Helga lächelt huldvoll und streichelt Julius Handrücken.
„Do wirst ed üverleve. Ming Bruder sagt, er kann widder schlofe, sigg er hinjeht.“
„Bezweifel ich stark, dass ich diesen Psychofuzzi leiden mag.“
Julius nestelt ein Kaugummipäckchen aus seiner Brusttasche. Erst jetzt, aus nächster Nähe, fällt mir auf, dass er nicht wie üblich nach Zigaretten und Bier riecht, sondern nach ... Pfefferminze?
„Du machst tatsächlich ernst mit den Anonymen Alkoholikern?!“
„Nein, Chefin. Ich trete der Selbsthilfegruppe geknechteter Angestellter bei.“
„Ich bin stolz auf dich!“
Ich streiche mit dem Finger über das Display meines neuen Mobiltelefons. Diese Dinger können fast alles, außer Kaffeekochen. Ein Umschlag flattert ins Bild.
Sie haben eine neue Nachricht.
„Solltest du nicht längst ein hübsches Kleid tragen, Katta? Wo steckt überhaupt deine sonderbare Freundin? Dachte, sie wollte euch helfen? Bei der Gelegenheit könntest du übrigens meiner Tochter beibringen, wie man sich wie ein Mädchen anzieht. Sie nötigt mich nach der Therapiestunde ins Kino und ich will mich nicht blamieren.“ Julius wirft Henry einen unheilvollen Blick zu und Henry, die soeben den Mund zum Protest geöffnet hat, schließt diesen
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